23. Oktober 4004 v.Chr. Gott scheidet das Licht von der Finsternis
Man braucht eigentlich nur mit dem Alten Testament in der Hand konsequent nachzurechnen. Dann kommt man wie James Usher darauf, dass Gott das Licht von der Finsternis geschieden hat - am 23. Oktober 4004 v.Chr. Autor: Herbert Becker
23. Oktober
Freitag, 23. Oktober 2015
Autor(in): Herbert Becker
Sprecher(in): Andreas Wimberger
Illustration: Tobias Kubald
Redaktion: Frank Halbach
Der Tempel, den König Salomo dem Herrn baute, war sechzig Ellen lang, zwanzig Ellen breit und dreißig Ellen hoch. Auf der Südseite hatte er eine Tür, von der aus eine Wendeltreppe bis ins dritte Stockwerk hinauf führte. In die mit Zedernholz getäfelten Innenwände des Bauwerks waren Blumengewinde und Ranken eingeschnitzt. So steht es geschrieben. Und wenn es - noch dazu in einer derartigen Ausführlichkeit - geschrieben steht, dann muss es wahr sein.
Alles klar?
Gewiss, die Freigeister unter den religiösen Denkern sehen das anders. Sie meinen, man könne die Heilige Schrift entweder wörtlich nehmen - oder man könne sie ernst nehmen. Ein Standpunkt, den orthodoxe Gelehrte noch nie geteilt haben.
James Ussher, im 17. Jahrhundert Primas der protestantischen Kirche von Irland, war ein orthodoxer Gelehrter, dazu einer, der mathematisch genau zu denken verstand. Durch scharfsinnige Studien gelangte er zu Ergebnissen, die nichts an Klarheit zu wünschen übrig ließen. Unter anderem ermittelte er, wann genau der Grundstein des salomonischen Tempels gelegt wurde. Dabei stützte er sich auf Angaben im Alten Testament, denen sich mit einigem guten Willen entnehmen lässt, dass die mit Salomo begonnene Regentschaft der Herrscher von Israel und Judäa insgesamt 423 Jahre währte und mit der Eroberung Jerusalems und der Zerstörung des Tempels endete. Für diese Katastrophe geben frühe Historiker das Jahr 589 vor Christus an: 589 plus 423 macht 1012 - die Grundsteinlegung fällt somit ins Jahr 1012. Ussher rechnete weiter. Im ersten Buch der Könige steht, Salomo habe den Bau "im vierhundertachtzigsten Jahr nach dem Ausgang der Kinder Israels aus Ägyptenland" in Angriff genommen. Das bedeutet - 1012 plus 480 macht 1492 - dass Moses sein Volk im Jahr 1492 aus Ägypten weggeführt hat. 215 Jahre lang war es dort gewesen, weitere 215 hatten der Aufenthalt der Patriarchen in Kanaan sowie Abrahams Wanderung gedauert; damit sind wir beim Jahr 1922 vor unserer Zeitrechnung.
Fraglos an einem Sonntag
Da nun das Buch Genesis genau auflistet, in welchem Alter Abrahams Vorfahren jeweils ihre Erstgeborenen gezeugt haben, kann man zurückaddieren bis zur Sintflut im Jahre 2349, und weiter - Lamech war bei der Geburt Noahs 182 Jahre alt, Methusalem zeugte Lamech mit 187, et cetera - bis hin zu Adam, der mit 130 zum ersten Mal Vater wurde. Er wurde - zu dieser Gewissheit kommt Ussher dank seiner präzisen Methode - 4004 vor Christus erschaffen. Am sechsten Tag. Am ersten hatte der Herr das Licht von der Finsternis geschieden. Das hatte er fraglos an einem Sonntag getan, nämlich - weil die Juden das Jahr mit dem Herbst beginnen lassen - dem ersten nach Herbstbeginn. Der aber fiel nach dem julianischen Kalender im Jahr 4004 auf einen 23. Oktober! An diesem Tag also, Punkt zwölf Uhr mittags, hat der Herr gesprochen: "Es werde Licht!" Und es ward Licht.
Ein Ergebnis, wie erwähnt, von bestechender Klarheit. Erzbischof Ussher hat sich nicht verrechnet. Er hat keinen Fehler gemacht ... außer denjenigen aller Es-steht-geschrieben-Gelehrten: Er hat etwas, das eine tiefere Bedeutung besitzt, wörtlich genommen.