25. Februar 1867 Kaiser Franz Joseph hilft Tiroler Tüftler
Ein hoffnungsvoller Anfang: Am 25. Februar 1867 spendierte Kaiser Franz Joseph dem Tüftler Peter Mitterhofer 200 Gulden für die Entwicklung seiner Schreibmaschine. Tolle Idee, aber schlechter Zeitpunkt. Autor: Armin Strohmeyr
25. Februar
Mittwoch, 25. Februar 2015
Autor(in):Armin Strohmeyr
Sprecher(in): Hans-Jürgen Stockerl
Illustration: Angela Smets
Redaktion: Susi Weichselbaumer
Als der Südtiroler Tüftler Peter Mitterhofer im Winter 1866 nach Wien wandert, um Kaiser Franz Joseph seine Erfindung, die Schreibmaschine, vorzuführen, bedenkt er einesnicht: Im Sommer ging der Krieg gegen Preußen verloren und Österreich hat andere Probleme.
Doch Mitterhofer ist überzeugt, seine Schreibmaschine kann die Büroarbeit erleichtern. Kein mühseliges Schreiben von Hand mehr, keine Tintenkleckse. Stattdessen: Ein sauberes, einheitliches Schriftbild! Allerdings ist Mitterhofers Schreibmaschine, die er in einer Buckelkraxen schleppte, alles andere als perfekt. Sie ist fast ganz aus Holz gefertigt. Auf den Typenköpfen sitzen Nadeln, die eine Punktschrift ins Papier stechen, die nur schwer zu entziffern ist. Und auch sonst mangelt es diesem ersten Modell an etlichen Details. Aber gerade deswegen braucht der Erfinder Hilfe.
Allerunterthänigste Bitte…
Ausgerechnet der Berufsstand, der von der Schreibmaschine profitieren könnte, verschleppt das Prozedere: Die Beamten, an die Mitterhofer sich wendet, verweigern ihm eine Audienz beim Kaiser. Also schreibt er eine "allerunterthänigste Bitte" an "Seine apostolische Majestät" und preist darin die Vorzüge der Maschine. Mitterhofers Bittschrift wird zwischen den Ämtern, Ministerien und Akademien hin und her geschoben. Eine Kommission kommt schließlich zu der Bewertung, der Apparat sei unbrauchbar.
Um den dickschädligen Tiroler ruhig zu stellen, empfiehlt die Kommission dennoch eine geldliche Zuwendung. Und sogar der Kaiser, der bei seiner täglichen Aktendurchsicht von dem kauzigen Tüftler erfährt, befürwortet das. Am 25. Februar 1867 werden Peter Mitterhofer zweihundert Gulden ausbezahlt. Glücklich schultert er die Kraxen mit der Schreibmaschine und wandert zurück in sein Dorf Partschins.
In den nächsten Jahren baut er noch vier weitere Modelle, jedes besser und ausgetüftelter. Für Rahmen und Typen verwendet er nun Stahl. Und nochmals macht sich Mitterhofer nach Wien auf: 1870 stellt er in einem Schreiben an den Kaiser sein fünftes Schreibmaschinenmodell vor, voller Stolz, er habe die "gewährte Subvention gut angewendet und das Modell eines Typenschreib-Apparates vollendet". Kaiser Franz Joseph empfiehlt den Ankauf der Maschine. Zum Dumping-Preis von einhundertfünfzig Gulden landet Mitterhofers ausgeklügeltes fünftes Modell in den Kellern des Polytechnischen Instituts -
und wird dort vergessen.
Armengrab
Während der Krieg von 1866 Österreich so lähmte, dass es kein Interesse an der Schreibmaschine zeigte, ist das Ende des Bürgerkriegs im fernen Amerika Auslöser eines wirtschaftlichen Booms: Die Waffenfirma Remington muss auf zivile Produktion umsteigen und kauft das Patent einer Schreibmaschine, die amerikanische Tüftler entwickelt haben. Ab 1874 bringt Remington Schreibmaschinen auf den Markt, auch in Europa. Sie sind anfänglich weniger ausgereift als Mitterhofers letztes Modell.
Aber davon weiß nur einer, der Tüftler in Partschins. Mitterhofer verarmt und verbittert und wird als Spinner verspottet. Als er 1893 stirbt, erhält er ein Armengrab. Einige seiner Schreibmaschinenmodelle gehen verloren.
Erst nach 1900 erinnert man sich des Technikpioniers wieder. Und seit 1998 gibt es in Partschins das "Schreibmaschinenmuseum Peter Mitterhofer" mit über zweitausend Schreibmaschinen aus aller Welt. Auch des verkannten Tiroler Tüftlers wird voller Stolz gedacht.