25. April 1789 Humboldt immatrikuliert sich in Göttingen
Am 25. April 1789 immatrikulierte sich Alexander von Humboldt an der Universität Göttingen. Berühmt wurde er durch seine Forschungsreise nach Südamerika, er begründete die Pflanzengeographie und entdeckte die Klimazonen der Erde.
25. April
Mittwoch, 25. April 2012
Autor(in): Xaver Frühbeis
Sprecher(in): Hans-Jürgen Stockerl
Redaktion: Thomas Morawetz
Der Urwald in Venezuela. Womöglich hat ihn noch nie eines Weißen Fuß betreten, noch nie jedenfalls ist ein Naturforscher aus Europa in dieses unberührte Gebiet gekommen. Hier sind nun gleich zwei, und sie sind völlig aus dem Häuschen.
"Wie die Narren laufen wir umher. In den ersten drei Tagen können wir nichts bestimmen, da man immer einen Gegenstand wegwirft, um einen anderen zu ergreifen. Bonpland versicherte, dass er von Sinnen kommen werde, wenn die Wunder nicht bald aufhören."
Nahezu unerforschter Kontinent
Alexander von Humboldt und Aimé Bonpland, sein Reisegefährte, sind am Ziel ihres Strebens und Sehnens: in Südamerika. Zwei Jahre lang hat Humboldt diese große Fahrt vorbereitet, in diesen nahezu unerforschten Kontinent. Bislang hatten Kaufleute und Soldaten Ziel und Zweck der Reisen fremder Seefahrer bestimmt, Naturforscher waren allerhöchstens am Rande mitgenommen worden. Nun ist da ein Mann unterwegs, der sich ganz bewusst nicht in die Dienste eines Herrschers oder Kaufmanns gestellt hat. Der Mann ist reich, hat gut geerbt und bezahlt alles selbst. Denn er will forschen, nicht Handel treiben oder Gebiete erobern. Er beobachtet die Sterne, er misst die Luft, kartographiert Flüsse und Berge, besteigt die Vulkane, untersucht das Gestein, zeichnet Tiere, sammelt Pflanzen. Sammlungen legt er viele an. Von allen Wunderwerken der Natur, und davon gibt es genügend, nimmt er ein paar ausgesuchte Exemplare mit nach Hause, damit er dort alles, was er gefunden, gesehen und notiert hat, zu einem großen Gesamtbild zusammenfügen kann.
Fortschrittlichste Universität Deutschlands
Humboldt ist etwas, das es heute nicht mehr gibt: ein Universalgelehrter. In Göttingen, wo er sich am 25. April 1789 immatrikuliert, besucht er die fortschrittlichste Universität Deutschlands. Dort belegt er Physik, Zoologie, Geologie sowie eines der damals modernsten Fächer: Geographie.
Humboldts Lehrer plädieren dafür, dass man wichtige Fragen nur vor Ort klären könne. Man dürfe nicht nur spekulieren, man müsse hingehen und nachsehen. Und Humboldt fügt hinzu: Man dürfe die gewonnenen Erkenntnisse am Ende nicht alleine für sich herumliegen lassen, sonst blieben sie nicht mehr als das, was viele seiner naturwissenschaftlich interessierten Zeitgenossen zusammentrugen, ein Sammelsurium von Kabinettkuriositäten.
Humboldts Ziel sind die großen Zusammenhänge. So kommt er beispielsweise auf die Erkenntnis, dass auf der Erde große Klimazonen existieren, in denen jeweils ganz unterschiedliche Pflanzen gedeihen, und dass in den Tropen diese Klimazonen dreidimensional übereinandergeschichtet sind und man sie vertikal reisend, vom Meeresspiegel bis hinauf zu den hohen Berggipfeln, durchschreiten kann. Er ist der Erfinder der Pflanzengeographie.
Fünf Jahre lang reist, beobachtet, sammelt Alexander von Humboldt in Südamerika. Dann kehrt er nach Europa zurück, wird empfangen vom Volk wie ein Fürst, von den Fürsten wie ihresgleichen.
Er lässt sich feiern, und dann macht er sich an die Arbeit. Dreißig Jahre lang wird es dauern, die Ernte der großen südamerikanischen Forschungsreise einzufahren, bis dann schließlich, in französischer Sprache, sein großes Werk erscheint: "Reise in die Äquinoktial-Gebiete des Neuen Kontinents, unternommen in den Jahren 1799 bis 1804 von Alexander von Humboldt und Aimé Bonpland", eine umfassende Darstellung in 35 dicken Bänden, mit nicht weniger als anderthalbtausend Kupferstichen. Ein Werk, das Generationen von Südamerika-Forschern nach ihm Weg und Methode aufgezeigt hat. Charles Darwin etwa sagt:
"Er war der größte reisende Wissenschaftler, der jemals gelebt hat. Ich habe ihn immer bewundert. Jetzt bete ich ihn an."