Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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22. Mai 2010 Erste dokumentierte Transaktion mit Bitcoin

Anlegen in Bitcoin, zahlen in Bitcoin - plötzlich war die Kryptowährung in aller Munde. Bloß so recht verstanden, mit was da wie gehandelt werden soll und das ohne echten Gegenwert, hatten das System viele nicht. Manche hingegen brachten es zum Bitcoin-Milliardär. Autor: Johannes Roßteuscher

Stand: 22.05.2024 | Archiv

22.05.2010: Erste dokumentierte Transaktion mit Bitcoin

22 Mai

Mittwoch, 22. Mai 2024

Autor(in): Johannes Roßteuscher

Sprecher(in): Hans-Jürgen Stockerl

Redaktion: Susi Weichselbaumer

Die Sache mit den Computernerds ist die, dass sie zu wenig an der frischen Luft sind. Sie sitzen zu viel und essen ständig Pizza. Sowas ist nicht gesund und kann sogar zu schwächerer Performance des sonst so messerscharfen Verstands führen.

Am 22. Mai 2010 fragte der amerikanische Programmierer Lazlo Hanyecz in einem Chat, ob ihm jemand zwei große - na was? - Pizzas besorgen könnte. Er würde dafür 10.000 Bitcoins bezahlen. Bitcoins? Die digitalen Dinger waren gut eineinhalb Jahre vorher erfunden worden und weder besonders bekannt, noch besonders wertvoll. Aber 10.000, die sollten gut für zwei Pizzas reichen.

Mit Salami?

Mit diesem Post ging Hanyecz in die Geschichte ein, doppelt: als der erste Mensch, der jemals etwas mit Bitcoins bezahlt hat – Glückwünsch! Und als der erste, der wegen Bitcoin lebenslang die eigene Gesäßmuskulatur mit den Zähnen malträtieren, vulgo: sich in den Hintern beißen dürfte. 10.000 Bitcoins für zwei Pizzas! Hätte Hanyecz keine Pizza geordert, würde er heute auf seine erste Milliarde zusteuern.

Kryptowährung

1000 Stunden Zeit müsse man aufbringen, um das Thema Bitcoin und Krypto zu verstehen, sagt ein Experte. Na bravo! Wir haben drei Minuten.
Nun, feststeht – besser gesagt, scheint festzustehen: Ein Bitcoin, so hoch gehandelt er mittlerweile auch sein mag, hat keinerlei Gegenwert. Er ist eine Zahl, von Rechnern geschaffen, auf Rechnern gespeichert, in einer - Achtung: Blockchain.
Die Idee für einen Coin aus Bits hatte 2007 oder 2008 ein Unbekannter mit dem Künstlernamen Satoshi Nakamoto. Satoshi wollte nach eigenen Angaben eine demokratische Weltwährung schaffen, unabhängig von eigenmächtigen Zentralbanken. Und sogar sicher gegen Inflation, weil die Zahl der Bitcoins vom Erfinder begrenzt wurde. Soweit die Theorie. 

Fragt man die Anhänger, erklären sie einem mit freundlichem Ernst die Heilsverheißungen und wirken dabei tatsächlich wie Jünger, die dabei sind, die Welt zu retten. Zum Glück inklusive viel Nerdhumor: Unter anderem wird jedes Jahr am 22. Mai der Bitcoin Pizza Day begangen, zu Ehren des tollpatschigen Lazlo Hanyecz. Schade nur, dass dieses digitale Geld Unmengen von Energie verbraucht. Denn die Bits und Coins werden erzeugt, indem Hochleistungsrechner immer schwierigere Rechenaufgaben lösen müssen. Der Schnellste bekommt als Belohnung eine kleine Zahl von Bitcoins. Und die Computer verbrauchen für diese kuriose Methode im Jahr mehr Strom als zum Beispiel die Niederlande. Absurd, oder? Andererseits: demokratische Weltwährung! Wenn von der halt schon irgendwas in Sicht wäre.

Immerhin hat Bitcoin in den letzten Jahren viele Menschen zu Millionären und einige zu Milliardären gemacht. Aber sowas funktioniert halt, wie in jedem Schneeballsystem nur für einige. Den Gegenwert für das gewonnene Geld, den gibt es ja nicht. Lazlo Hanyecz, der Pizzaboy unter den Bitcoinpionieren darf sich trotzdem weiter in den Hintern beißen. Wenn er keine Pizza gekauft, sondern das Geld behalten hätte, wären daraus vielleicht auch mal ein paar hundert Millionen geworden. Aber er sollte sich auch freuen, dass er nicht mehr Teil dieses Irrsinns ist.


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