18. September 1887 Carl Hagenbeck eröffnet internationalen Circus und Menagerie
Als Tierhändler Carl Hagenbeck 1887 einen Circus aufmacht, legt er den Grundstein für erfolgreiche Tiervorführungen, die durch die ganze Welt touren. Doch sein Bruder Wilhelm hat dieselbe Idee. Es entsteht eine über Jahrzehnte andauernde Konkurrenz zwischen Hagenbeck und Hagenbeck. Autor: Georg Ulrich
18. September
Montag, 18. September 2023
Autor(in): Georg Ulrich
Sprecher(in): Caroline Ebner
Redaktion: Susi Weichselbaumer
Verwandtschaft kann lästig sein. Gerade hat Lorenz Hagenbeck sein Zirkuszelt in Gladbeck aufstellen lassen. Lorenz Circus, benannt nach seinem Vater Carl Hagenbeck, kann fast 4000 Gäste unterhalten. Doch da kommt die Konkurrenz - aus der eigenen Familie. Nur 10 Kilometer weiter, in Bottrop, steht sein Vetter Willy - mit Zirkus Willy Hagenbeck. Grund zur Freude? Mitnichten! Vetter Willy will mit seinem kleinen Zirkuszelt Ruhm und Zuschauer vom großen Circus Carl Hagenbeck abstauben. Das lässt Lorenz nicht mit sich machen: Fix überklebt er die Plakate von Vetter Willy. Auf jedes Plakat von Circus Willy Hagenbeck wird eins von Circus Carl Hagenbeck gekleistert - So will Lorenz die Kunden zu sich nach Gladbeck locken.
Nicht zu Dir, sondern zu mir!
Mit Vetter Willy plagt Lorenz sich schon seit Jahren herum, sogar vor Gericht. Streitgrund: Der Name Hagenbeck. Wieso schreibt Willy Hagenbeck auf seinen Plakaten das Willy in Willy Hagenbeck immer so klein, dass Hagenbeck aber so groß? Und wieso baut Willy seinen Bauwagen gerade so, dass die Fensterläden das Willy verdecken, Hagenbeck aber nicht? Lorenz erhält Recht. Und jetzt bekommt der lästige Cousin eben ein Plakat auf’s eigene geklebt, so!
In den besten Familien
Hagenbeck gegen Hagenbeck – Dabei hatte alles so schön angefangen. Opa Gottfried Hagenbeck stellt 1848 in Hamburg sechs Seehunde in einem Bottich aus. Seine Söhne, Carl und Wilhelm begründen den später weltberühmten Tierhandel.
Besonders Carl macht sich einen Namen, importiert Eisbären, Löwen, Nashörner, Nilpferde nach Europa, quartiert sie im Hinterhof des Familienhauses ein. Und gründet am 18. September 1887 den Circus Carl Hagenbeck. Später auch noch einen recht erfolgreichen Tierpark. Bruder Wilhelm kümmert sich eher um die Dressur der Tiere, führt auch seinen Sohn Willy ins Geschäft ein. Der zeigt sich talentiert, tourt mit 70 dressierten Eisbären und eigenem Circus Willy Hagenbeck durch die Welt.
So gibt es um die Jahrhundertwende also mehr als nur einen Circus Hagenbeck. Und bald geht der Streit los: Der Name Hagenbeck ist weltbekannt! Nur wer ist der echte Hagenbeck? Carl und Wilhelm glauben jeder genau zu wissen, dass sie es sind, und ziehen vor Gericht. Bevor jedoch endgültig geklärt werden kann, wer der echte Hagenbeck ist, sterben die zwei kurz vor dem ersten Weltkrieg. Die Söhne Willy und Lorenz erweisen sich als pflichtbewusste Erben, führen Geschäfte und Gezanke weiter. Nur in den 1930ern gönnt sich Willy eine Pause: Er heiratet eine reiche Holländerin und macht sich eine schöne Zeit in den Niederlanden. Als da 1944 die Alliierten einmarschieren, ist es mit den Flitterwochen jedoch vorbei. Zurück nach Deutschland. Vetter Lorenz ist zwar ausgebombt, steigt aber bald wieder ins Circusgeschäft ein. 1949 geht sein Circus Carl Hagenbeck auf Deutschland-Tournee. Auch Willy gründet 1951 einen Circus. Und so lässt Lorenz nun Willys Poster überkleben. Als Willy sieht, was Lorenz aus seinen Plakaten gemacht hat, fackelt er ebenfalls nicht lange. Er lässt auf Lorenz Plakate einfach den Hinweis: "in Bottrop!" kleben - und lockt die Gäste in sein eigenes Zelt. Verwandtschaft kann eben lästig sein.