Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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21. Dezember 1913 Das erste Kreuzworträtsel der Welt

Anfang der 1920er Jahre erschienen die ersten Kreuzworträtsel in europäischen Zeitungen. Erfunden wurde der knobelspaß aber schon 1913 – von Arthur Wynne, dessen Vorläufer, das Wortkreuzrätsel in der Weihnachtsbeilage der "New York World" erschien. Das war noch in rautenförmig und ohne schwarze Felder. Autor: Christian Jungwirth

Stand: 21.12.2021 | Archiv

21.12.1913: Das erste Kreuzworträtsel der Welt

21 Dezember

Dienstag, 21. Dezember 2021

Autor(in): Christian Jungwirth

Sprecher(in): Johannes Hitzelberger

Illustration: Tobias Kubald

Redaktion: Frank Halbach

Deutschland rätselt! Gefühlt sogar permanent, glaubt man diversen TV-Programm-Angeboten. Wer etwa versteckt sich hinter bunter Kostüm-Maskerade, unkt Tipps zur Identität durch den Stimmenverzerrer und trällert on top noch ein Lied, während drei B-Promis sich das Hirn martern, wer das Phantom ist? Oder welche Influencerin gewinnt nach Wochen bangenden Rumzickens in südlicher Sonne die zarte Hand des Bachelors? Egal - Hauptsache spannend und mit langer Verweildauer!

Vom Wortkreuzrätsel…

Da lobt man sich doch das gute alte Kreuzworträtsel. In Mini-Schritten schnell ins Ziel! Kleinkariert grübeln auf hohem Niveau! Aber wer denkt sich eigentlich sowas aus? Mensch? Maschine? Gut, die Frage ist schnell geklärt. Am Anfang war: der Mensch. In Gestalt des Liverpooler Journalisten Arthur Wynne. Der gebürtige Brite schafft es, dass die "New York World" am 21. Dezember 1913 in ihrer Weihnachtsbeilage das weltweit erste dokumentierte Kreuzworträtsel der Menschheit präsentiert. Wynne, damals 42 Jahre alt, Redakteur des Blattes und Leiter der Abteilung "tricks and jokes", baut dabei auf dem Spiel "magic square" auf, an dem schon sein Opa rumexperimentiert hatte. Doch Halt! Dieses erste, von Wynne noch "Word-Cross-Puzzle", also Wortkreuzrätsel, betitelt, hat optisch nichts mit der heutigen Massenware zu tun. Seine Grübelvorlage umfasst lediglich 31 Begriffe, angeordnet in Rautenform, ohne schwarze Felder. Und was enträtseln knobelfreudige Leser in jenen Weihnachtstagen 1913 erstmals? Etwa dies: Die Mehrzahl von ist? Ein Teil des Kopfes? Ein Teil eines Schiffes? Was Schnäppchenjäger glücklich macht? Oder ein Fluss in Russland? Ok, kein Ding, bei 31 Fragen ist die Messe schnell gelesen.

…zum Kreuzworträtsel

Doch Arthur Wynne modifiziert sein Knobelbaby in den Folgejahren rasant weiter: schwarze Felder kommen hinzu, das Layout ändert sich dergestalt, wie es heute Milliarden Menschen weltweit kennen und lieben. Spät, doch mit Karacho, klopft der kommerzielle Erfolg an: ganze Rätselbücher werden in Millionenauflagen gedruckt, überschwemmen zunächst den US-amerikanischen Markt. Durch fehlende Patente verdienen leider andere weit mehr an der Grundidee als Arthur Wynne. Mitte der 1920er Jahre schwappt die Kreuzwort-Welle auch über den Großen Teich nach Europa. Das erste deutsche Rätsel legt 1925 die Berliner Illustrierte ihrer Ausgabe bei. Seinerzeit ist das Zauberdings aus Frage- und Antwortkästchen noch aufwändig, weil von Hand gestaltet. Alles muss stimmen, vor allem das größte Mysterium betreffend: Sämtliche Buchstaben, sowohl senkrecht wie waagerecht, ergeben immer sinnvolle Wörter! Heutzutage ist der Mensch hinter dem Rätsel längst durch komplexe Software ersetzt, nur die Qualität wird stichprobenartig von Kontrolleuren aus Fleisch und Blut gecheckt. Und nicht vergessen: lediglich der Mensch verzweifelt letztlich, wenn ihm mal die Lösung nicht einfällt - etwa auf die Frage: Rätsellöser mit fünf Buchstaben... Na, fällt der Groschen?


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