19. Februar 1600 Der Vulkan Huaynaputina in Peru explodiert
Dem Ausbruch des Vulkans Huaynaputina im Februar 1600 folgte ein dichter Ascheregen, der bis in den März anhielt. Die Landwirtschaft im Süden Perus benötigte 150 Jahre, bis sie sich von diesem Ereignis erholte. Autor: Johannes Roßteuscher
19. Februar
Freitag, 19. Februar 2021
Autor(in): Johannes Roßteuscher
Sprecher(in): Caroline Ebner
Illustration: Tobias Kubald
Redaktion: Frank Halbach
Als im Frühjahr 2010 der Eyjafjallajökull ausbrach, Gott, war das ein Aufruhr! Der Flugverkehr! Zum Erliegen gekommen! Die Medien: kaum mehr ein anderes Thema. Die Moderatoren: übten on Air kokettierend die richtige Aussprache. Sie geht übrigens so: Eyjafjallajökull.
Jedenfalls: was für ein Bohei wegen ein paar ausgefallener Flüge.
Der große Knall
Als am 19. Februar 1600 der Huaynaputina – auch so ein Vulkan, der steht aber in Peru, Aussprache: Huaynaputina – als der ausbrach, war das auch ein Aufruhr. Aber so einer, da möchte man lieber nicht dabei gewesen sein.
Es ging schon damit los, dass der Huaynaputina nicht einfach ausbrach, sondern explodierte. Vom Berg blieb nur der Krater übrig, der Knall dürfte mindestens in ganz Südamerika zu hören gewesen sein.
Nach der Explosion gab es eine sogenannte plinianische Säule. Benannt nach Plinius dem Jüngeren, der das schwer vorstellbare Schauspiel als erster beschrieb; damals, Anno 79 beim Ausbruch des Vesuvs.
So eine Säule, mit Verlaub, fühlt sich etwas anders an als ein paar Tage ohne Flugzeug. Die des Huaynaputina reichte rund 30 Kilometer hoch – das ist zwar noch nicht Weltraum, aber allzu viel fehlt nicht mehr.
Dann die üblichen Begleiterscheinungen: Ascheregen – nach einer historischen Quelle konnten die Menschen der Gegend 30 Tage weder Sonne, Mond, noch Sterne sehen. Gleichzeitig ein pyroklastischer Strom – noch so ein Wort zwischen aufregend und unheilvoll. Jedenfalls etwas brutal Heißes – bis 800 Grad, und wahnsinnig Schnelles – bis 700 Kilometer pro Stunde. Das selbstredend alles vernichtet, was ihm in die Quere kommt. Aber dieser pyroklastische Strom war im Fall des Huaynaputina eigentlich halb so wild.
Er zerstörte zwar – heiß und schnell – zwei Städte des Vizekönigreichs Peru, aber für einen pyroklastischen Strom ist das quasi nichts. Das Verheerende – war die Asche. Wie beim Eyjafff … also bei diesem isländischen Vulkan.
Die große Kälte
Erstens legte die Asche auch damals den Flugverkehr lahm. Was aber nicht so schlimm war, weil es ja noch keinen Flugverkehr gab. Dafür löste sie eine zusätzliche kleine Eiszeit aus – während sowieso schon der Beginn der sogenannten kleinen Eiszeit Europa frieren ließ. Der Vulkan explodierte im Jahr 1600, bis 1609 folgten zehn katastrophal kalte Sommer, möglicherweise die kältesten seit Christi Geburt. Die Folge: Hungersnöte fast überall. Die in Russland dauerte drei Jahre und kostete 500.000 Menschen das Leben – und dem aus Film, Funk und Fernsehen bekannten Zar Boris Godunow das Amt. Man muss der Fairness halber anmerken: Solche, von Vulkanen ausgelöste, extreme Kälteperioden gab es immer wieder in der Erdgeschichte. Der nicht enden wollende Ausbruch der Laki-Krater auf Island im 18. Jahrhundert veränderte durch Schwefel-Aerosole das Klima derartig, dass er nach Ansicht der Historiker die Französischen Revolution mitauslöste. Der Ausbruch des indonesischen Tambora 1815 verursachte das berüchtigte "Jahr ohne Sommer" - und sorgte einige Jahrzehnte für besonders schöne Sonnenuntergänge, weil immer noch so viele Aerosole in der Luft waren und das Licht brachen. Ahja – und wegen des Eyjafjallajökull gab es im April 2010 wenigstens gute sechs Tage ohne Kondensstreifen – sah auch schön aus.