21. August 1829 Krönung von Königin Desideria von Schweden
Désirée Clary konnte einem großen Schicksal gar nicht entkommen. Erst war sie die Verlobte von Napoleon, dann die Ehefrau vom gefeierten General Bernadotte. Und schließlich - wider Willen - sogar Königin von Schweden! Autorin: Fiona Rachel Fischer
21. August
Montag, 21. August 2023
Autor(in): Fiona Rachel Fischer
Sprecher(in): Caroline Ebner
Illustration: Tobias Kubald
Redaktion: Frank Halbach
Überbordende Jubelrufe und Fanfaren branden am 21. August 1829 gegen die Gewölbe der St. Nikolai kyrka. Der süße Hall der Freudenbekundungen schrillt schrecklich in den Ohren der frisch gekrönten Königin Desideria, der "Erwünschten". Eine Erwünschte, die sich selbst wohl nichts mehr wünscht, als eben nicht Königin von Schweden zu werden. Wie ist sie nur da reingeraten?
Ein großes Schicksal
Désirée Clary ist schließlich nur die Tochter eines wohlhabenden Händlers aus Marseille: gutbürgerlich und recht gewöhnlich. Trotz allem schien das Schicksal Großes mit ihr vorzuhaben. So sagte man lange Zeit und so erzählt es auch Annemarie Selinko in ihrem Bestsellerroman "Désirée". Denn Désirée lernte in ihrer zarten Jugend einen korsischen Militär kennen – einen gewissen Napoleone Buonaparte. Sie verlobten sich und so stand Désirée beinahe ein unglaublicher sozialer Aufstieg bevor: Denn bald würde aus Signore Buonaparte der Kaiser der Franzosen werden.
Zu Désirées großem Kummer ging er aber nach Paris und löste die Verlobung, indem er eine andere heiratete. In Selinkos Roman rettete sie ihr Zukünftiger, als sie sich daraufhin das Leben nehmen wollte, und die beiden verliebten sich unsterblich. In Wahrheit hat sie sich ihren Mann wohl ausgesucht, weil sie wusste, er könne Napoleon, der sie so übel verschmäht hatte, die Stirn bieten - ihn vielleicht sogar überbieten. Jean-Baptiste Bernadotte hieß der französische Divisionsgeneral, der ihren Stolz wieder richten sollte. Und damit machte er seine Sache recht gut: Immer weiter stieg er in den Rängen auf und gewann eine ganze Reihe Schlachten für Napoleon. Das einzige Problem: Der Korse war inzwischen ein Kaiser, wenn auch ein selbsternannter. Unmöglich, da ranzukommen!
Das schreckliche Schweden
Enter Karl XIII., kinderloser Schwedenkönig. Auf der Suche nach einem Erben zum Adoptieren fiel die Wahl ausgerechnet auf Bernadotte. Man müsste meinen, Désirée habe Freudensprünge gemacht. Wenn schon nicht Kaiserin, dann wenigstens Königin. Aber Schweden! Scheinbar wusste sie nicht einmal, wo das Land lag, nur, dass das hieße, Frankreich zu verlassen. Und dann auch noch in den Norden, brrr! Trotz der 256 Kanonenschüsse, mit denen die Schweden ihre neue Kronprinzessin empfingen, war ihr das Land schon bei ihrer Ankunft zuwider. Die Kälte, die steife schwedische Hofetikette, die seltsame Sprache. Von all dem wollte Désirée nichts wissen. Sie entschuldigte sich wegen schlechter Gesundheit und ging zurück nach Frankreich, auf Kur. Mann und Sohn überließ sie ihren Schicksalen als Thronfolger. Erst gute 20 Jahre später kehrte sie für die Hochzeit ihres Sohnes wieder zurück, da war ihr Mann aber schon längst gekrönt.
Der nutzte die Gelegenheit, seine Frau zum Bleiben zu überreden. Weitere sechs Jahre später wurde Désirée schließlich gekrönt. Warum, das ist die Frage. Dem König lag wohl nicht viel daran, das Volk sah den Zweck dieser Krönung knapp 10 Jahre nach Bernadottes Thronbesteigung nicht ein und die Schwiegermutter hielt grundsätzlich nichts von ihr. Ob Désirée selbst schlussendlich Wert auf ihren Titel legte oder nicht, ist schwer zu sagen. Mit Wünschen oder Erwünscht sein, damit hatte ihre Krönung aber wohl nichts zu tun.