27. Februar 1922 Die Verkehrsampel wird patentiert
Die Leute mochten sie von Anfang an nicht. Dabei wollte ihr Erfinder Garrett Morgan nur noch Schlimmeres verhindern. Am 27. Februar 1922 ließ der Amerikaner die erste Verkehrsampel der Welt patentieren. Autorin: Silke Wolfrum
27. Februar
Dienstag, 27. Februar 2018
Autor(in): Silke Wolfrum
Sprecher(in): Andreas Wimberger
Illustration: Tobias Kubald
Redaktion: Frank Halbach
So kurz nach Fasching darf man das noch fragen: Wissen Sie, warum der Rosenmontag Rosenmontag heißt? Das hat nichts mit Blumen zu tun, nein! „Rosen“ ist ein mittelhochdeutsches Wort und bedeutet "toben", "rasen" und damit sind wir schon fast beim Thema des heutigen Kalenderblattes angelangt. Denn so wie der Mensch sich einige Tage im Jahr ausgedacht hat, an denen er - auf bayerisch gesagt - die Sau rauslassen kann, so hat er sich auch ein Instrument einfallen lassen, das all das Rasen zum Stillstand bringt. Dieser Gegenstand allgemeinen Unmuts ist Garrett Morgan, dem Sohn ehemaliger Sklaven in Kentucky, anzulasten. Morgan erfand nicht nur zwei Sicherheitshauben zur Verwendung in rauchhaltiger Luft, deren Äußeres in jedem Science-Fiction-Film ein Knüller wäre, nein, er heckte noch viel Schlimmeres aus.
Warnender Summton
Anfang des 20. Jahrhunderts wurde er Zeuge eines Zusammenstoßes zwischen einem Automobil und einer Pferdekutsche, ein kleines Mädchen wurde dabei schwer verletzt. Daraufhin erfand Morgan das Einhalt gebietende einäugige Scheusal. Die Verkehrsampel. Sie wurde 1918 an der Kreuzung 105th Street und Euclid Avenue in Cleveland aufgestellt. Am 27. Februar 1922 ließ Morgan sie patentieren.
Morgans Ampel hatte nur rotes und grünes Licht und war mit einem warnenden Summton kombiniert. Über elektrisch betriebene Kurbeln wurden die Arme der Ampel so gedreht, dass sie den Verkehr entweder anhielten oder die Vorfahrt zeigten. Damit war es nun zum einen möglich Arbeitskräfte zu sparen - bis dahin dirigierte ein Polizist den Verkehr - und zum anderen einen vollständigen Verkehrsstopp zu bewirken. Es gab damals allerdings auch schon handbetriebene Ampeln, in England zumindest. Die allererste Ampel stand 1868 in London auf einer sieben Meter hohen eisernen Säule und hatte an der Spitze eine drehbare Gaslaterne mit roten und grünen Signalen. Die Signale wurden über einen Hebel am Fuß der Säule bewegt. Schon bald aber explodierte die Gasampel, wobei ein Polizist ums Leben gekommen sein soll.
Sofort Widerwille
In der Bevölkerung stieß diese erste Ampel von Anfang an auf Widerwillen. So beschwerte sich damals ein Droschkenfahrer mit den Worten: "Wieder einer dieser Kniffe, um armen Kutschern das Leben schwerzumachen." Recht hatte er! Wie viele Ampeln haben wir schon in unserem Leben verflucht! Schalten diese gefühlslosen Biester nicht immer gerade dann auf rot, wenn wir es besonders eilig haben? Wenn wir sowieso schon zu spät dran sind? Der Kunde wartet oder der Chef oder die Kinder im Hort? Und sind wir nicht vollkommen in der Lage - wenn so eine Ampel einmal ausfällt - auch sicher zu Hause anzukommen, fröhlich beschwingt wegen der zurückeroberten Selbstständigkeit und Eigeninitiative? Hätte man nicht mit dem Nicht-Zustande-Kommen der "Ampel-Koalition" - Sie erinnern sich - auch gleich alle Ampeln dieser Erde abschaffen können? Quasi als symbolischen Akt?
Denn stellen Sie sich vor, ein Leben ohne Ampeln, wäre es nicht ein einziger ewiger Karneval? Sie glauben mir nicht? Dann verkleiden Sie sich doch im nächsten Jahr als Ampel und regeln den Verkehr vor dem Büffet ihres Faschingsballs. Und dann warten Sie ab, was passiert, wenn Sie - nach ein paar Gläschen Sekt - als Ampel ausfallen.