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30. Oktober 1993 Erster Rosamunde Pilcher Film im ZDF

Romantischen Geschichten von Liebe und Leidenschaft, die erschwert werden durch tragische Unglücksfällen und dramatische Schicksalsschläge. Die ZDF-Filmreihe Rosamunde Pilcher, gedreht an Originalschauplätzen in Cornwall wird von Kritikern gehasst und von Millionen Zuschauern geliebt. Autor: Hartmut E. Lange

Stand: 30.10.2024

30.10.1993: Erster Rosamunde Pilcher Film im ZDF

30 Oktober

Mittwoch, 30. Oktober 2024

Autor(in): Harmut E. Lange

Sprecher(in): Caroline Ebner

Redaktion: Frank Halbach

Kameramann Axel de Roche schaut durch sein Grauglas in den Himmel. Dicke Wolken verschatten die Landschaft, doch sie sind in Bewegung. Achtung, ruft er dem wartenden Team zu, die Sonnenlücke hält nur 5 Minuten. Routiniert pellen die Garderobieren die beiden Schauspieler aus den Wärmejacken, der Tierbetreuer hilft ihnen aufs Pferd.
Und dann - allmählich erstrahlt die Steilküstenlandschaft in überwältigender Schönheit. Die Ginsterbüsche auf dem Plateau leuchten goldgelb, und das Sonnenlicht umrahmt die Darsteller mit einer fantastischen Gloriole. 
Der Mann mit den Kopfhörern sagt: "Ton läuft", der Kameraassistent schlägt die Klappe, und Regisseur Helmut Förnbacher ruft: "Action!",
Langsam setzten sich die beiden Reiter in Bewegung, geschmeidig gleitet der Kamera-Wagen neben ihnen her.
In Cornwall scheint immer die Sonne, jedenfalls im Fernsehen.

Geduld und Überzeugungsarbeit

Im Frühjahr 1993 beginnen im Südwesten Englands die Dreharbeiten zum ersten Rosamunde Pilcher Film. Produzent Michael Smeaton hat viel Zeit und Geld in den Erwerb der Filmrechte investiert. Danach galt es, das ZDF zu überzeugen, und schließlich die skeptischen Adligen in Cornwall.
Die Deutschen haben Bomben auf unsere Städte geworfen, hört der Location-Manager immer wieder von seinen wohlhabenden Landsleuten. Und die sollen wir jetzt in unsere Häuser lassen? Einige tausend Pfund Motivmiete pro Tag stimmen die Lords und Ladies dann doch gnädig. 
Axel de Roche gehört zu den gefragten Kameraleuten im deutschen TV-Geschäft, er kreiert Bilder und Lichtstimmungen mit Kinoqualität. Und auch beim Cast setzt der Produzent auf die erste Liga: Heidelinde Weis, DEFA-Urgestein Rolf Hoppe, Serien-Liebling Michael Lesch, und Jungstar Sophie von Kessel stehen vor der Kamera.
Am 30. Oktober 1993 läuft "Stürmische Begegnung" um 20 Uhr 15 im ZDF. Der erste Pilcher-Fernsehfilm ist ein Riesenerfolg, acht Millionen Zuschauer sehen die romantische Liebesgeschichte. Der Sender legt sofort nach, jedes Jahr werden mehrere Stories der englischen Bestsellerautorin verfilmt. Pilcher wird zu einem Markenzeichen des ZDF.
Doch die Kritiker lassen kein gutes Haar an dem neuen Format. Als Liebesschnulzen oder Schmonzetten werden die Filme klassifiziert, als kitschig, klischeebeladen, trivial und realitätsfremd.

ZDF schiebt England-Tourismus an

Rosamunde Pilcher hat 40 Romane und Erzählungen geschrieben. Doch inzwischen wurden über 170 Filme gedreht, wie geht das? Schon lange steht nur noch ihr Name wie ein teures Label über den Love Stories, die deutsche Drehbuchautorinnen und Autoren im Pilcher-Stil schreiben.
Erfolgsgeheimnis ist vor allem die Optik. Die Geschichten spielen in spektakulären Landschaften mit zerklüfteten Steilküsten, und in feudalen Herrenhäusern mit Blick aufs Meer. Und, ganz wichtig: bei Pilcher gibt’s immer ein Happy End.
Neben der Beglückung von Millionen ZDF Zuschauern am Sonntagabend, kurbeln die Filme auch den Tourismus auf der Britischen Insel an. Mehr als 250 000 Deutsche wandeln jährlich auf Pilchers Spuren durch die wirtschaftlich schwache Region Cornwall. Dafür erhalten die Autorin und der ZDF-Redakteur 2002 keinen Filmpreis, aber den British Tourism Award.


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