2. Januar 1843 Oper "Der fliegende Holländer" hat mäßig Erfolg
Inspiriert von Stürmen auf See auf der Flucht vor seinen Gläubigern, beschloss Richard Wagner eine düster romantische Oper zu komponieren: "Der fliegende Holländer" - ein Meisterwerk. Das fanden allerdings nicht alle. Eher nicht allzu viele, wie der Erfolg des Holländers damals an der Oper Dresden nahelegt. Autor: Frank Halbach
02. Januar
Montag, 02. Januar 2023
Autor(in): Frank Halbach
Sprecher(in): Carline Ebner
Illustration: Tobias Kubald
Redaktion: Susi Weichselbaumer
Richard Wagner war pleite und ihm war speiübel. Soeben noch Musikdirektor am Theater in Riga war er jetzt auf der Flucht vor seinen Gläubigern und hing über der Reling. Ihm war so furchtbar schlecht und er tat sich noch furchtbarer Leid. Er hatte ein kleines Segelschiff bestiegen, um seinen Schulden davon zu segeln ... und jetzt ... oh mein Gott, er musste schon wieder ... Kooo...nzentration, Richard!
Premiere in Dresden
Alles drehte sich. Auch in seinem Kopf: Wilhelm Hauffs Märchen vom Gespensterschiff und Heinrich Heines Fabel vom fliegenden Holländer aus den Memoiren des Herrn von Schnabelewopski und natürlich jede Menge eigene musikdramatische Gedanken, schließlich war er eine Kooo...ryphäe ... ein ... Genie ... auch wenn es jetzt im Moment einfach zum ... er musste. Ja er musste! Kooo...mponieren! Und das tat er dann auch!
Eine düster romantische Oper von einem depressiven niederländischen Kapitän, der auf seinem schwarzen Schiff mit blutroten Segeln auf ewig über die Weltmeere kkk...reuzt, bis ein Weib ihm endlich Treue bis zum Tod hält. Das erlöst dann nicht nur den Holländer, sondern auch gleich seine gesamte ebenso untote Mannschaft. Kooo...ngenial!
Fand nicht jeder. Eigentlich nicht mal allzu viele. Wagners "fliegender Holländer" war zwar eine Art Durchbruch zu seinem eigenen Stil, aber wurde erstmal nicht zum umjubelten Blockbuster. "Der fliegende Holländer" feierte am Königlichen Hoftheater Dresden am 2. Januar 1843 Premiere, segelte daraufhin aber keineswegs für ewig über den Spielplan, sondern wurde nach nur vier Aufführungen abgesetzt. Es war zum ... Wagner musste kooo...rigieren.
Und das tat er dann auch: Beinahe 20 Jahre nach ihrer Entstehung überarbeitete Wagner seine Oper - vor allem den Anfang und den Schluss und ein bisschen dazwischen.
Frust in Paris
Wagners eigene Schiffsreise dauerte seinerzeit natürlich auch nicht ewig. Nach kurzem Zwischenstopp in London erreichte er endlich Paris, damals Hauptstadt von Kunst, Kultur und großer Oper. Wagner komponierte hier nicht nur seinen Holländer, sondern auch seine große tragische Oper "Rienzi, der Letzte der Tribunen" und etablierte sich als ungeheures Talent. Leider nicht musikalisch. Denn den künstlerischen Größen von Paris war Wagner bald als unvergleichliches Pumpgenie bekannt. Kooo...metengleich hatte Wagner an der Seine in den Olymp der musikalischen Meister aufsteigen wollen - mit leider ebenso mäßigem Erfolg wie später mit seinem Holländer in Dresden. Als er Paris verließ, nahm Wagner - nachdem er so wenig wie vorher besaß - den Gedanken mit: Eigentum ist Diebstahl. Und: seine dem fliegenden Holländer gleiche Suche nach Erlösung. Zwei entscheidende Impulse für sein Opus Magnum "Der Ring des Nibelungen".
Tja, hätten die Franzosen Richard Wagner damals ein bisschen mehr Erfolg haben lassen, wären uns vielleicht 16 Stunden Musikdrama erspart geblieben.