28. Mai 1475 Fürstenhochzeit in Pesaro
Im Mai 1475 fand in Pesaro eine legendär pompöse Hochzeit statt: Costanzo Sforza und Camilla von Aragon heirateten. Autorin: Ulrike Rückert
28. Mai
Freitag, 28. Mai 2021
Autor(in): Ulrike Rückert
Sprecher(in): Krista Posch
Illustration: Tobias Kubald
Redaktion: Frank Halbach
Beim siebenstündigen Festbankett saßen die Gäste unter einem künstlichen Sternenhimmel aus tausenden kleinen Spiegeln und verspeisten vergoldete und als Einhörner kostümierte Kalbsköpfe. Die Hochzeit von Costanzo Sforza und Camilla von Aragon im Mai 1475 war ein Prestigeprojekt für den Bräutigam.
Spektakel für Sinne und Geist
Das Geschäft der Sforza war der Krieg, als Söldnerführer waren sie aufgestiegen: Vor zwei Generationen noch Bauern in der Romagna, hatten es die Mitglieder des Clans zu Adelstiteln mit Besitzungen in allen Ecken Italiens gebracht. Ein Zweig herrschte im Herzogtum Mailand, einem der mächtigsten und reichsten Fürstentümer auf dem Stiefel.
Costanzo allerdings gebot nur über das Städtchen Pesaro an der Adria und ein paar Burgen und Dörfer drumherum. Mit Camilla, einer Nichte des Königs von Neapel, machte er eine blendende Partie. Und wollte zeigen, dass er der royalen Gattin würdig war – kein tumber Haudrauf, sondern ein wahrer Fürst mit Bildung, exquisitem Geschmack und standesgemäßer Großzügigkeit.
Zwar war das Hochzeitsfest nach der Zahl der Gäste – gut hundert - eher bescheiden, und die meisten kamen aus Costanzos eigenem Zwergreich. Doch er inszenierte ein Multimedia-Spektakel für Sinne und Geist, eine Lustbarkeit, die ganze fünf Tage lang dauerte.
Für die Ankunft der Braut hatte er eigens eine neue Straße anlegen lassen, gesäumt von schattenspendenden Bäumen und grünen Lauben, und beim Einzug in die Stadt schwankten ihr sechs Meter hohe, üppig dekorierte Festwagen voraus.
Am 28. Mai wurde die Hochzeitsmesse in der Kathedrale gefeiert, und danach begann das Mahl - mit einem Knalleffekt: der Sternenhimmel öffnete sich in der Mitte, und in einer goldenen Wolke mit funkelnden Lichtern schwebte eine Frau herab. Als Personifikation der Sonne versprach sie dem Brautpaar himmlischen Segen und entschwand wieder in die Höhe. Dann kündigten fantasievoll gewandete Boten der olympischen Götter die einzelnen Gänge in Versen an.
Katzenpanne
Es gab Pfauen, die im Federkleid mit gespreiztem Rad serviert wurden, ein ganzes Wildschwein, in seiner Haut zubereitet, so dass es noch wie lebendig aussah, Rindfleisch mit Orangensauce, Ravioli und zahllose andere Köstlichkeiten.
Jedes Detail war ausgefeilt, bis hin zu den mit Goldfäden gebundenen Reisigbesen und silbernen Eimerchen, mit denen die Diener nach dem Essen wie in einem einstudierten Ballett die Krümel aufkehrten. Von Pannen allerdings blieb auch die Superparty nicht verschont: das Turnier ertrank im Sturzregen, und als ersatzweise das Theaterstück "Der Ritter und die Katze" aufgeführt wurde, ergriff die Katze die Flucht.
Natürlich sollte die Welt von Costanzo Sforzas großem Fest erfahren. Ein ausführlicher Bericht wurde als Buch gedruckt. So ist es sogar nach mehr als fünf Jahrhunderten noch in Erinnerung geblieben.