28. Dezember 1612 Galileo Galilei entdeckt den Neptun
Ein Jupitermond? Nein, das musste ein Fixstern sein, was Galileo Galilei da am Firmament entdeckt hatte. Und damit täuschte Galilei sich: Er hatte nicht weniger entdeckt als den achte und äußersten bekannten Planeten unseres Sonnensystems, den Neptun. Es dauerte über 200 Jahre bis Neptun dann offiziell entdeckt wurde. Autorin: Yvonne Maier
28. Dezember
Mittwoch, 28. Dezember 2022
Autor(in): Yvonne Maier
Sprecher(in): Krista Posch
Illustration: Tobias Kubald
Redaktion: Frank Halbach
Der Himmel sieht jede Nacht gleich aus: Abermillionen von Sternen vor einer samtig-dunklen Tapete. Stimmt natürlich nicht. Denn wer regelmäßig den Nachthimmel anschaut, der sieht - da bewegt sich fast alles. Nicht nur der Mond, für den man nicht einmal ein Fernglas braucht. Sondern auch die Planeten, die, wie die Erde, in großen Bahnen um die Sonne kreisen. Und dann gibt es noch die Vielzahl an Sternen, die sich alle gemeinsam um die Erde zu drehen scheinen - aber das ist eine optische Illusion, weil sich ja die Erde unter dem Himmelszelt rund um die Sonne bewegt. Doch ein paar wenige Sterne da oben, die bewegen sich von uns aus gesehen tatsächlich nicht, weil sie genau in der Drehachse der Erde liegen. Fixsterne heißen sie. Und als Galileo Galilei am 28.12.1612 in Florenz durch sein schmales Teleskop schaute, sah er einen Weiteren, bis dahin unbekannten, Fixstern. Der war ihm aber ziemlich egal, denn eigentlich wollte er die Jupitermonde genauer anschauen. Zwar vermerkte er diesen seltsamen Fixstern in seine Aufzeichnungen - doch das war‘s dann schon.
Übrigens: die Quellen widersprechen sich da im Datum. Manche sagen: dieser fast geschichtsträchtige Tag war erst im Februar 1613.
Kleine Verwechslung
Wie dem auch sei - Galileo Galilei jedenfalls hat damals einen weiteren Eintrag in die Geschichtsbücher verpasst. Denn dieser Fixstern war kein Stern. Er war der achte und damit äußerste Planet unseres Sonnensystems, Neptun. Mit bloßem Auge ist der - im Gegensatz zu den anderen Planeten, nicht zu sehen. Er ist zwar ziemlich groß, etwa 57-Mal so groß wie die Erde. Aber auch ziemlich weit entfernt von uns. Immerhin hat er eine wunderschöne Farbe: meerblau.
Doch Galileo Galilei braucht sich im Nachhinein nicht zu grämen - denn einen der äußeren Planeten mit einem Fixstern zu verwechseln, das ist auch schon anderen passiert. Zum Beispiel bei Uranus, dem siebten Planeten. Liegt auch weit, weit draußen. Erst 1781 erspähte der Musiker und Astronom Wilhelm Herschel am Nachthimmel das winzige, grünliche Scheibchen und schloss daraus: das ist ja ein Planet! Bis dahin dachten Astronomen, er sei ebenfalls ein Fixstern. Doch mit Uranus begann der Ärger der Astronomen erst richtig. Denn er brachte alle Berechnungen der Planetenbewegungen durcheinander. Seine Geschwindigkeit stimmte nicht ... es gab nur eine Lösung: Da draußen musste ein weiterer, ein achter Planet sein, der mit seiner Schwerkraft die Bewegung des Uranus beeinflusst. Das Problem: ein Planet, der so weit draußen ist, ist ja kaum zu erkennen. Und bewegt sich von uns aus gesehen auch noch sehr, sehr langsam vor sich hin. Leicht mit einem Fixstern zu verwechseln ...
Eine Wiederentdeckung
Die Abenteuerlust der Astronomen war also geweckt - wer würde der erste sein, der den unbekannten Planeten findet? Keiner wusste zu diesem Zeitpunkt, dass der eigentlich ja schon gefunden worden war, über 100 Jahre vorher. Da hätte man sich das Rätselraten sparen können. Im Herbst 1846 war es dann endlich so weit. Der Berliner Astronom Gottfried Galle war der erste, der Neptun bewusst beobachtet hat, nachdem ihm der Mathematiker Urbain le Verrier aus Frankreich dessen exakte Position am Nachthimmel vorausberechnet hatte. Und damit war Neptun entdeckt. Beziehungsweise - wiederentdeckt, genau 234 Jahre, nachdem Galileo Galilei ihn schon einmal durch sein Teleskop hatte blitzen sehen.