3. April 1973 Erstes Telefonat mit einem Handy in der Öffentlichkeit
Er machte am 3. April 1973 auf der 6th Avenue in New York den ersten Anruf mit einem Handy: Martin Cooper von Motorola. Er rief bei seinen alten Rivalen von den Bell Labs an und bewies ihnen damit: er hatte das Mobiltelefon nicht nur erfunden, sondern sein Prototyp funktionierte auch. Autorin: Katharina Hübel
03. April
Montag, 03. April 2023
Autor(in): Katharina Hübel
Sprecher(in): Hans-Jürgen Stockerl
Illustration: Tobias Kubald
Redaktion: Frank Halbach
New York ist eine verrückte Stadt. Eine Taxilizenz kostet dort mal locker über ein Million Dollar. Elf Tage am Stück ohne einen einzigen Mord - das sorgt 2015 für Schlagzeilen, als positiver Rekord. Weit über zehn Millionen Tassen Kaffee konsumieren die New Yorker täglich in Take-Aways und Cafés in der Stadt, die niemals schläft. Und wer im Diamont District in den Straßenrillen mit der Pinzette puhlt, kann schon mal 800 Dollar die Woche einfach so von der Straße kratzen. All das ist für New Yorker mittlerweile Alltag. Aber immer wieder gibt es dann doch auch Menschen, die selbst für New Yorker Verhältnisse für Verwunderung und Aufsehen sorgen.
Das erste seiner Art
So geschehen am 3. April 1973. Da steht ein gepflegter Herr mittleren Alters mit welligem Haupthaar auf der 6th Avenue in Manhattan, New York, und hält einen überaus merkwürdigen, kleinen Apparat in der Hand. Martin Cooper. Er spricht in dieses längliche, klobige Gerät hinein, das so schwer wiegt wie fünf Äpfel - eins Komma zwei Kilogramm. "Hey Joel, rate mal, wo ich bin?" - sind die Worte, die der Elektroingenieur Martin Cooper in das erste Mobiltelefon der Welt hineinspricht. 760.000 Euro hat es seinen Arbeitgeber Motorola gekostet, bis er dieses Urhandy fertig konstruiert hatte. Und die Kosten zahlen sich aus: Cooper ist tatsächlich schneller im Entwickeln als sein Konkurrent Joel Angel von den damals berühmten Bell Laboratories. Und ausgerechnet ihn ruft Martin Cooper jetzt an, und widmet ihm das erste öffentliche Telefonat mit einem Handy. Seine Art von Humor. "Die Leute dachten, ich spinne", sagt Martin Cooper später über diese PR-Aktion auf offener Straße. Er muss wie ein Alien gewirkt haben, mit Zukunftstechnologie in der Hand. Oder wie ein Irrer, der glaubt, Signale in einer Plastikbox empfangen zu können.
Materialisierte Science-Fiction
Dass das tatsächlich stimmt, kann damals nicht jeder Außenstehende sofort begreifen. Anfang der 1970er Jahre gilt noch das Autotelefon als Gipfel der Mobilität. Dass man das ausbauen und mit sich herumtragen kann, ist eine radikale Vorstellung. Eine Telefonnummer, die einzelnen Personen - und nicht etwa Fahrzeugen oder Wohnungen zugeordnet werden kann - scheint damals pure Science Fiction. Bis das erste Handy von Martin Cooper im Laden verkauft wird, dauert es dann auch noch über zehn Jahre. Das ist dann deutlich leichter als das Ur-Handy, mit dem er 1973 in der 6th Avenue telefonierte, aber immer noch ein wahres Ungetüm: Anfang der Achtziger Jahre wiegen die Handys noch an die 800 Gramm und haben nach wie vor die Optik von kantigen Knochen. Maximale Gesprächszeit: eine halbe Stunde. Kosten: Pro Minute: 50 Cent. Anschaffungskosten: damals knapp unter 4.000 Dollar - heute wären das in etwa 6.000 Euro. Materialisierte Science-Fiction hat halt ihren Preis. Aber wer im New Yorker Diamont District nach Gold- und Edelsteinresten in den Straßenrillen schürft, hat die Auslagen auch schnell wieder drin.