11. Oktober 1844 Henry Heinz geboren, Vater des Ketchups
Andere machten ihr Glück mit Stahl und Öl, Henry John Heinz, der Erfinder des Ketchup, mit Tomaten, Gurken, Selleriesauce und Essig. Ketchupartig Würzsoßen stellten die Haushalte Mitte des 19. Jahrhunderts selbst her - das änderte sich Ketchup als Nebenprodukt bei der Herstellung von Tomatenkonserven anfiel. Autorin: Julia Devlin
11. Oktober
Freitag, 11. Oktober 2024
Autor(in): Julia Devlin
Sprecher(in): Ilse Neubauer
Redaktion: Frank Halbach
Ketchup ist eine rätselhafte Angelegenheit, legendenbehaftet, mysteriös. Schon allein der Begriff. Etymologen tappen da immer noch im Dunkeln: Stammt er vom englischen "caveach", einer säuerlichen Marinade? Vom Chinesischen "ke-tsiap"? Oder vom Indonesischen "kecap", zu Deutsch "Sauce"? Dann die erstaunliche Parteilichkeit, die Ketchup weckt. Er spaltet die Menschheit in zwei Gruppen. Eine, die ihn rigoros verachtet. Die andere, die ihn vorbehaltlos annimmt und wirklich fast alles essen würde, solange es mit dieser rötlichen Masse serviert wird. Auch wenn die Gegner Hinweise darauf geben, wie viele Stücke Würfelzucker in einem Klecks davon enthalten sind. Das ist übrigens auch mysteriös. Der Würfelzucker im Ketchup.
Catsup
Doch genug des Tappens im Ungewissen. Kommen wir zu den Fakten. Die Geschichte des Ketchups ist nämlich recht gut dokumentiert. Sie begann am 11. Oktober 1844. Da kam ein kleiner Junge in Pittsburgh, Pennsylvania zur Welt: Henry John Heinz, Sohn deutscher Einwanderer. Wie viele berühmte Firmen begann auch die Firma Heinz in der Küche und im Hinterhof der Familie. Entstanden aus der Herausforderung, die jeder Hobbygärtner kennt: Wohin mit der zu reichlichen Ernte aus dem eigenen Garten? So beauftragte die Mutter Anna Margaretha ihren Erstgeborenen, den Überfluss zu Geld zu machen. Mit einem Schubkarren voller Obst, Gemüse und dem von der Mutter in Essig eingelegten Meerrettich zog der Junge durch die Straßen. Das waren seine Lehrjahre - 1869 gründete er dann sein eigenes Unternehmen. Da war es gerade mal drei Jahre her, dass der blutige amerikanische Bürgerkrieg beendet wurde, und die Vereinigten Staaten standen am Anfang ihrer industriellen Revolution.
Henry John Heinz machte sein Glück aber nicht mit Stahl und Öl, sondern mit sauren Gurken, Selleriesauce, Sauerkraut, Essig, weißen Bohnen und, ab 1876, mit einem neuen Produkt namens "Catsup".
Und so trat diese dickflüssige, süßliche Tomatensauce ihren Siegeszug an. Heinz schuf dem Ketchup beste Startbedingungen: Er behandelte seine Arbeiter gut.
Er achtete auf höchste Qualität. Und er war ein genialer Marketingstratege. Bereits fünfzehn Jahre später waren die Rezepte für hausgemachte süß-saure Tomatensauce aus den meisten Kochbüchern verschwunden. Ketchup war schon vor der Jahrhundertwende ein Fertigprodukt geworden.
Zuwendung und Sicherheit
Fast 140 Jahre später steigt der Umsatz noch immer. Kinder und Jugendliche haben daran den größten Anteil, doch auch Erwachsene lieben Ketchup. Wer hätte nicht eine Flasche davon im Kühlschrank stehen? Und wer hätte nicht einmal zu vorgerückter Stunde aus Nudeln und Ketchup eine einsame Mahlzeit bereitet?
Und das erklärt vielleicht die unausrottbare, rätselhafte Beliebtheit von Ketchup. Er ist simpel, süßlich und von Kindheit an vertraut. Man verbindet ihn mit Zuwendung und Sicherheit, mit Familienmahlzeiten, Grillfesten, Geburtstagspartys und den ersten Kochversuchen, er ist so unveränderlich und zuverlässig wie die unpraktische, aber zeitlose Glasflasche, in der er serviert wird. Denn an der top secret-Gewürzmischung kann es ja wohl kaum liegen.