25. Juli 1828 Ignaz Bösendorfer darf Klaviere bauen
Am 25. Juli 1828 erhält Ignaz Bösendorfer die Erlaubnis in Wien als Klaviermachermeister tätig zu werden. Damit beginnt die klangvolle Geschichte von Instrumenten, die sogar dem Spiel des unbändigen Franz Liszt standhalten. Die von Bösendorfer aufgebaute Klavierfabrik gelangte zu Weltruhm.
25. Juli
Montag, 25. Juli 2022
Autor(in): Frank Halbach
Sprecher(in): Hans-Jürgen Stockerl
Illustration: Tobias Kubald
Redaktion: Susi Weichselbaumer
Wer Klavier spielt hat Glück bei den Frauen, heißt es. Pianisten sind betörend, imponierend und sensibel. Der Komponist und wohl berühmteste Virtuose des Forte Pianos seiner Zeit, Franz Liszt, wurde in der Tat vom schönen Geschlecht so umschwärmt und umgarnt, dass er vor lauter Überangebot schließlich Priester wurde. Ja, Liszt war so ein Pianist: Betörend, imponierend ... aber sensibel?
Pete Townshend von "The Who" ist berühmt dafür, dass er so manche Gitarre live in concert zertrümmerte. Eine Gitarre zerlegen, das kriegt ja eigentlich jeder hin. Aber wer schaffte es so auf die Tasten eines Klaviers zu hämmern, dass der ganze Flügel zu Bruch gespielt wird? Genau: Franz Liszt.
Kaiserlich-Königlicher Kammer-Pianoforte-Verfertiger
Damit wurde Liszt der Schrecken der Klavierbauer. Würde das edle Stück heute Abend den Hammerhänden standhalten? Als Klavierbauer hatte und hat man es schon nicht einfach. Besonders mit den Genies. Waren Liszts Konzerte die absolute Härteprobe für das Material, so stellte einen der große Ludwig van Beethoven vor ganz andere Herausforderungen: Er komponierte für das Piano Stücke, für die der Tastenumfang der herkömmlichen Klaviere nicht ausreichte. Beethoven trieb damit die Klavierbauer förmlich vor sich her.
Aber es gab jemand, dessen Instrumente Beethovens Ansprüchen genügten und die zugleich so fest und stabil waren, dass sie unter Liszt nicht zur Unbrauchbarkeit ramponiert wurden: Der Wiener Kaiserlich-Königliche Kammer-Pianoforte-Verfertiger Ignaz Bösendorfer. Seine Innovationen brachten den Klavierbau wesentlich voran. Mit der Wiener Mechanik verlieh er seinen Meisterstücken einen kräftigeren und volleren Klang.
Bösendorfer stieg so unter Kaiser Ferdinand I. zum "K.K. Hof- und Kammerklavierverfertiger" auf.
Instrumente, die sogar Liszt standhielten, verkauften sich natürlich nicht nur in Österreich und Deutschland, sondern auch in England, Frankreich, dem Osmanischen Reich, Ägypten und Brasilien.
Jeder etwas bessere Haushalt, der etwas auf sich hielt stellte sich einen Bösendorfer in den Salon, wo ledige Töchter ihn mehr oder minder begabt den geladenen Heiratskandidaten vorführen mussten. Ein Bösendorfer war das Statussymbol des aufstrebenden Bürgertums und zugleich der Anfang der Entwicklung wirklicher erster Konzertflügel.
Wiener Klang
Begonnen hatte das Unternehmen von Weltruhm dabei ganz bescheiden: Ignaz Bösendorfer wurde als der Sohn eines Tischlermeisters in Wien geboren und ging bei dem Klavierbauer Joseph Brodmann in die Lehre. Brodmann, vom Genie seines Lehrlings überzeugt, übergab seinen Betrieb schließlich an Ignaz. Und nach den Formalitäten beim Magistrat genehmigte die Stadt Wien Ignaz Bösendorfer am 28. Juli 1828 das "Klaviermachergewerbe" auszuüben. Daraus wurde ein Wiener Mythos mit einem bis heute einzigartigen Klang: facettenreich, zum Singen einladend und ein bissl dunkler als der international etablierte Pianoklang.
Der Wiener Klang halt."
Jenes Pianoforte, dem man jetzt nirgends mehr ausweichen kann, das man in allen Häusern erklingen hört, in jeder Gesellschaft, Tag und Nacht.", meinte Heinrich Heine.