14. Juli 1881 In Deutschland erscheint das erste Telefonbuch
Heute googelt man mal eben eine Handynummer oder - wenn das zu lange dauert - nimmt schnell den Messenger oder schickt gleich eine Mail. Früher war das anders. Wer jetzt und direkt mit jemandem sprechen wollte, musste ein Telefon haben plus das Buch dazu mit den richtigen Nummern. Autor: Thomas Grasberger
14. Juli
Donnerstag, 14. Juli 2022
Autor(in): Thomas Grasberger
Sprecher(in): Christian Baumann
Illustration: Tobias Kubald
Redaktion: Susi Weichselbaumer
Heute geht es im Kalenderblatt um einen Gegenstand, den man kurz erklären muss, weil er ein wenig aus der Mode gekommen und daher vielleicht nicht mehr allen geläufig ist - das Telefonbuch. Bei diesem Wort handelt es sich um einen zusammengesetzten Begriff. Bestehend aus dem ersten Wortteil - Telefon. Und dem zweiten - Buch. Beginnen wir mit Teil eins. Ein Telefon - das nur als Hinweis für die jüngeren Zuhörer - ist ein Fernsprechapparat, der durchaus vergleichbar ist mit einem heute gängigen Smartphone. Nur mit dem Unterschied, dass das Telefon eine Art Knochen besitzt, der früher auch gern mal an einem Seil festgebunden war. Ja, Sie haben richtig gehört: An einem Seil! Ansonsten ist das Prinzip ähnlich. Man labert in den Knochen hinein und auf der anderen Seite, weit entfernt, kommt das Gelabere aus einem anderen Seilknochen wieder heraus. Soviel zum Telefon!
Telefon + Buch
Der zweite Teil des Begriffs erscheint heute noch viel exotischer. Das Buch! Ein Buch - auch das wiederum in erster Linie für die jüngeren Hörer - ist ein stromloses Lesegerät aus Papier. Also ein relativ sperriger Gegenstand, dessen Bedienung gewisse haptische Fähigkeiten, um nicht zu sagen handwerkliches Geschick, erfordert. Nein, ein Buch ist wirklich nicht einfach zu händeln! Man könnte auch sagen, so ein Buch ist eine viel zu groß geratene, und daher höchst unhandliche App. In der man nicht einmal etwas anklicken kann! Nur Wischen, das schon, das geht! Früher nannte man es "Umblättern". Aber das soll uns hier nicht weiter beschäftigen.
Wisch und weg
Die Einführung ins Thema wäre damit abgeschlossen. Wir können uns also der Frage widmen, wer eigentlich - und wo, und wann - auf die verwegene Idee gekommen ist, solch eine seltsam anmutende Analog-App für Seilknochengeräte zu erfinden. Nun, ums vorweg zu nehmen: Es geschah in Berlin! Wo sonst, möchte man fragen.
Jedenfalls erschien dort am 14. Juli 1881 das erste Telefonbuch - Deutschlands! Das muss man dazu sagen. Denn anderswo gab es längst schon welche. In den USA zum Beispiel war bereits drei Jahre zuvor das allererste Telefonbuch überhaupt erschienen. Auch Zürich und Basel hatten es schon. Sogar Österreich war ein paar Wochen früher dran als Berlin. In Wien allerdings schien man die Sache anfangs nicht sonderlich ernst genommen zu haben. Das erste Telefonverzeichnis war eine Werbebeilage im "Kikeriki". Was übrigens kein Store für Handys und Klingeltöne war, sondern ein humoristisches Volksblatt!
In Berlin hingegen, der Hauptstadt des wilhelminischen Kaiserreichs, wurde die Sache als sehr wichtig erachtet. Zumindest von jenen, die drin waren im ersten "Verzeichniss der bei der Fernsprecheinrichtung Betheiligten". Es waren immerhin 185 Einträge. Alphabetisch sortiert und in vier Spalten aufgeteilt: Nummer, Name, Stand und Adresse. Endlich hatte der gemeine Berliner auf der Straße wieder was zum Lästern. Das "Buch der Narren" nannte er es. Denn die "janze Schoose" sei doch nur ein "Schwindel aus Amerika". Allerdings ein erfolgreicher. Bald nahm die Zahl der Fernsprecher mit Seilknochen rapide zu. Und ebenso die der ... na, wie heißen die Dinger gleich wieder? Ach ja, genau: Telefon---Bücher.