18. März 1931 Jacob Schick bringt ersten Elektrorasierer auf den Markt
Es ist nicht alles Gold, was glänzt. Aber etwas Glanz sollte schon sein, denkt sich der Jacob Schick. Er versucht es auf diverse Arten, aber mal passt das Klima nicht, dann findet er nicht die Schätze, nach denen er sucht. Schließlich erfindet er selbst. Elektrorasierer machen ihn reich. Autor: Tomas Grasberger
18. März
Montag, 18. März 2024
Autor(in): Thomas Grasberger
Sprecher(in): Christian Baumann
Redaktion: Susi Weichselbaumer
Sieht man von der hohen Kunst des Erbens einmal ab, sind Patentrezepte, die garantiert zu Reichtum führen, in der Regel rar. Dennoch wollen wir es ausnahmsweise wagen und zwei Empfehlungen aussprechen – ohne Garantie, versteht sich. Rezept Nummer 1: Suchen Sie keine Goldader! Finden Sie eine! Rezept Nummer 2: Setzen Sie auf nachwachsende Rohstoffe! Das Zeug wächst ganz von allein.
Gewusst wie!
Der US-Amerikaner Jacob Schick, geboren 1877 in Ottumwa, Iowa, sammelte Erfahrungen mit beiden Strategien. Und wurde am Ende tatsächlich reich. Nun war Herr Schick wohl immer schon ein findiger Bursche gewesen. Bereits mit 16, so will es die Legende, hatte er eine Eisenbahnlinie irgendwo in Iowa betrieben. Mit 20 aber kam der Karriere-Knick. Schick verdingte sich als Berufsoffizier bei der US-Armee auf den Philippinen. Wo ihm das tropische Klima und die Ruhr so zusetzten, dass er ein ganzes Jahr lang an Bett und Klo gefesselt war; bevor er endlich ins kühlere Alaska versetzt wurde. Dort verlegte Jacob Schick fortan Telegrafen-Kabel im ewigen Eis. Aber geschäftstüchtig, wie er halt mal war, quittierte er 1910 den Armeedienst, um sich auf Rezept Nummer 1 zu besinnen: Er wurde freischaffender Goldsucher in Alaska.
Lieber finden denn suchen
Nun ist der Segen dieses Edelmetalls zugleich sein Fluch. Gold ist selten. Und die Suche danach mitunter etwas aufreibend. Jedenfalls verstauchte sich Abenteurer Schick in der eisigen Wildnis Alaskas ein Bein und war wieder mal ans Bett gefesselt. Die tägliche Nassrasur im nahen See musste daher ausfallen. Weil Jacob aber nicht nur Schick heißen, sondern es auch sein wollte, quälte ihn der morgendliche Blick in den Spiegel zunehmend. Denn im männlichen Gesicht sprießen 15.000 Barthaare. Und sie werden jeden Tag 0,3 Millimeter länger. Ganz von allein! Wenn das mal kein nachwachsender Rohstoff ist! Bleibt nur die Frage, wie man so eine Ernte rentabel einbringen kann. Nassrasierer waren ja längst erfunden, wie viele Männer-Generationen aus schmerzhafter Erfahrung bestätigen konnten. Was aber wäre eine unblutige Alternative?
Schick, der Goldsucher im Krankenstand, fing an zu tüfteln. Er fixierte zerkleinerte Rasierklingen auf einer Platte, die er über eine Welle mit einem Motor verband. Fertig war der Elektrorasierer! Skizzen seiner Erfindung schickte er an mehrere Firmen. Der Durchbruch freilich blieb aus. Aber wie es sich für einen anständigen Goldsucher und Erfinder gehört, blieb Jacob Schick beharrlich. Und schon 20 Jahre später, am 18. März 1931, konnte er in New York mit dem Verkauf seines Elektro-Rasierers beginnen. 25 US-Dollar das Stück! Ein stolzer Preis. Trotzdem wurde das unhandliche Gerät zum Verkaufsschlager. Und Jacob Schick zum Millionär. Weil er sein Vermögen nur höchst ungern teilen wollte, verfrachtete er es auf die Bahamas. Bald schon saßen die US-amerikanischen Finanzbehörden Herrn Schick im Genick. Ihm drohte ein Verfahren wegen Steuerflucht. Ob er sich angesichts solcher Verdrießlichkeit einen grauen Bart wachsen ließ, ist nicht überliefert. Fest steht: Jacob Schick starb 1937 mit nur 60 Jahren – im kanadischen Exil.