Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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21. November 1671 Liselotte von der Pfalz trifft "Monsieur"

Wie gerne wäre sie in der Kurpfalz geblieben. Aber nein, Liselotte von der Pfalz musste nach Versailles. Denn dort lebte schließlich ihr Mann. Oder besser der ominöse "Monsieur", den sie am 21. November 1671 zum ersten Mal traf. Mit dem sie zu dem Zeitpunkt aber schon verheiratet war. Autorin: Birgit Magiera

Stand: 21.11.2024

21.11.1671: Liselotte von der Pfalz trifft "Monsieur"

21 November

Donnerstag, 21. November 2024

Autor(in): Birgit Magiera

Sprecher(in): Luise Kinseher

Illustration: Angela Smets

Redaktion: Julia Zöller

Das muss doch schlimm sein für eine Frau, wenn sie einen Mann heiraten muss, den sie nicht mag, ja vorher noch nicht mal kennt. Also für den Mann ist das auch nicht schön. Aber so war‘s halt früher. Weil bei den großkopferten Von und Zu war des einfach Politik.

Und ganz ausgefuchst beim politischen Heiraten waren die Wittelsbacher Herzöge und Kurfürsten. Auch weil die ihre Prinzessinnen so geschickt verschachert ham, haben die so lang in Bayern regiert. Oder auch in der Kurpfalz, also rund um Heidelberg. Die Wittelsbacher waren irgendwann verschwägert mit ganz Europa. Und eine von diesen unglücklichen Bräuten war die Liselotte von der Pfalz. Also eigentlich Elisabeth Charlotte, aber a jeder hat‘s bloß Liselotte genannt.

Aufgmascherlt und parfümiert

Am 21. November 1671 hat die Liselotte zum ersten Mal ihren Ehemann getroffen. Den Herzog Philipp von Orleans. Aber den Gatten ham alle bloß "Monsieur" gnennt. Und ich sag absichtlich NICHT zukünftiger Gatte, weil wie die sich zum ersten Mal g‘sehn haben, an dem 21. November, im Elsass, auf halber Strecke zwischen Heidelberg und Paris, da warn die schon ein paar Tage lang mitnand verheiratet. Damit sich‘s quasi keiner hinterher nochmal anders überlegt. Dafür hat‘s die Stellvertreter-Hochzeiten gem. Da ist einfach ein anderer mit ihr vorm Traualtar gstanden, als Aushilfe, aber bloß in der Kirch. Den Rest mit Feier, Hochzeitsnacht und so hat dann schon der Richtige gmacht. Obwohl – so gwiss ist des auch wieder nicht.

Weil die Liselotte hat zwar später ein paar Kinder ghabt, aber der Monsieur, der war halt ja mei…also schwul wara halt. Des war jetzt für den Philipp schon in Ordnung, also für den Monsieur. Aber für sie, für die Liselotte, war‘s halt echt saublöd.
Schon diese erste Begegnung von den beiden war a Schau: sie war zwar Prinzessin, aber eher so ein gstandenes gsundes Madel. Als Kind immer lieber auf Bäume gekraxelt und mim Hund rumgrennt. Und‘s Gwand war nie wichtig. Er, der Monsieur, Omei.

Da steigt der aus seiner Kutsche, klein, mit riesig hohen Absätzen an den Schuhen, dann aufgmascherlt mit Edelsteinen, Seiden-Bandl, der Wahnsinn, von oben bis unten parfümiert, geschminkt – gut das hat ma so ghabt, damals. Aber dann schaut der die Liselotte an, von oben bis unten, bis rot wird, und dann sagt der doch glatt zu seine Freind, die dabei warn so ungefähr: „Um Gottes Willen und mit der soll ich ins Bett!“

Schlangen und Schranzen

Des ist doch eine bodenlose Frechheit. Also bei jeder Nicht Von-und-Zu, da wär da Watschnbaum aber sowas von umgfalln! Aber das hat sie sich halt nicht getraut. Weil der Monsieur war nämlich der Bruder vom Ludwig dem XIV. – genau, von dem berühmten französischen Sonnenkönig. Und deswegen hat die Liselotte dann auch mit müssen nach Versailles. Mit ihrem Mann hat die da nicht viel zu tun ghabt, aber mim König, mit ihrem Schwager,  war sie nachher richtig gut befreundet. Die sind immer zusammen auf die Jagd und spaziern gangen. Aber des war dann auch wieder nix, weil die Mätresse vom Ludwig, die war stink eifersüchtig und hat ihr recht zugsetzt. Das hat die Liselotte dann auch in einem Brief geschrieben, dass des eine rechte Hex ist.

Überhaupt hat keine so viele Briefe geschrieben, wie die Liselotte von der Pfalz: 60 tausend in ihrem ganzen Leben. Und ganz viele gibt’s heut noch. Aber glücklich war die nicht, da in dem Palast von Versailles.
Ihr Lebtag hats Sehnsucht ghabt nach Heidelberg, einsam wars halt zwischen dene ganzen Hofschranzen. Einmal hats gschrieben „Madame sein ist ein elendes Handwerk“. Und wahrscheinlich hats recht ghabt. 


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