7. März 161 Kaiser Marc Aurel lässt Mitkaiser ernennen
Man muss nicht alles allein machen, wenn man auch noch ab und an was anderes machen will, nicht nur den Job. Also schlug Marc Aurel beim Antritt seines Postens vor, die Stelle zu teilen. Der römisch Senat fand die Idee mit dem doppelten Kaiser gut. Funktioniert hat sie dann ja auch. Autor: Thomas Grasberger
07. März
Donnerstag, 07. März 2024
Autor(in): Thomas Grasberger
Sprecher(in): Johannes Hitzelberger
Redaktion: Susi Weichselbaumer
Manchmal ist es schon praktisch, wenn man unangenehme Sachen nicht selber erledigen muss. Den Müll runter tragen zum Beispiel. Oder die Steuererklärung machen. Von Haftstrafen ganz zu schweigen. Da ist es besonders hilfreich, wenn man einen hat, der einspringt. Einen Bruder zum Beispiel. Oder einen anderen Stellvertreter. Im Kaiserreich haben sich deutsche Zeitungen gern einen Sitzredakteur gehalten. Der stand im Impressum als Verantwortlicher, und wenn mal wieder eine Haftstrafe fällig wurde, wegen Majestätsbeleidigung oder so, dann musste dieser "Impresario" einrücken. Stellvertretend! Die wirklich verantwortlichen Redakteure blieben unbehelligt und konnten weiterschreiben.
Einer für alles
So ein Stellvertreter ist also eine nützliche Erfindung. Das wusste auch der kluge Marc Aurel. Der war im zweiten nach-christlichen Jahrhundert fast zwei Jahrzehnte lang römischer Kaiser. Was nicht unbedingt ein Traumjob war, wie man als Laie vielleicht meinen könnte. Andauernd sägte irgendjemand am Thron, denn als römischer Kaiser war man ja ständig unterwegs und musste gegen aufdringliche Feinde vorgehen: die Parther im Osten, die zottelbärtigen Germanen an der Donau. Dauernd war irgendwo was los, und meistens war´s ein "Gschieß", wie man im Bairischen sagt. Man musste es schon mögen, das jahrelange Leben im Feldlager, wo´s mit der Work-Life Balance bekanntlich nicht zum Besten bestellt ist. Aber Marc Aurel hat auch das mit Fassung getragen, denn er war ja nicht nur ein bedeutender Herrscher, sondern überdies ein großer Philosoph.
Das Gfrett als Kaiser
Seine Lieblingsbeschäftigung war nicht das Kaiser-Spielen, sondern das Lesen, Nachdenken und Schreiben. Zum Beispiel seine "Selbstbetrachtungen", mit denen er dann auch in die Ruhmeshalle der Weltliteratur eingegangen ist. Nichts konnte den Philosophen-Kaiser in seiner Gelassenheit erschüttern, nichts in seiner Seelenruhe stören. Als praktizierender Stoiker wusste Marc Aurel: Man nimmt´s am besten, wie es kommt - nämlich das Schicksal mit all seinen Herausforderungen und Schlägen. Zu denen gehören auch depperte Zeitgenossen, die es immer schon zuhauf gegeben hat. Aber es hilft ja nichts, schreibt Marc Aurel: "Die Menschen sind füreinander da. Also belehre oder dulde sie." Er selbst entschied sich mehr als nur einmal fürs Erdulden.
Als am 7. März 161 der Vorgänger starb und Marc Aurel das Amt des Kaisers antrat, rief er sofort den Senat zusammen, der ihn sogleich als neuen Augustus begrüßte. Marc Aurel bedankte sich und überraschte die Herrschaften mit einer kleinen Bitte. Sie mögen doch nicht nur ihn, sondern auch seinen Adoptivbruder Lucius Verus zum Kaiser ausrufen. So ein Doppelkaisertum hatte es in Rom bis dato nicht gegeben, aber die Senatoren stimmten zu. Wohl wissend, dass der erfahrene Marc Aurel das Staatsschiff schon schaukeln würde. Was er dann auch tat. Er selbst blieb in Rom und kümmerte sich um die Reichsverwaltung. Und natürlich um die Philosophie. Seinen Adoptivbruder und Mitkaiser jedoch schickte Marc Aurel an die Ostfront. Sollte der sich doch mit den lästigen Parthern herumprügeln! Ach ja, so ein Bruder ist manchmal schon eine feine Sache, gell?