14. November 1804 Maria Leopoldine heiratet diesmal Graf von Arco
Trau schau wem, sagt der gemeine Volksmund. Der Adel sieht das durchaus anders und schon findet sich Maria Leopoldine verheiratet in Bayern aus politischen und nachkommenstechnischen Zwecken. Autorin: Birgit Magiera
14. November
Mittwoch, 14. November 2018
Autor(in): Birgit Magiera
Sprecher(in): Krista Posch
Illustration: Tobias Kubald
Redaktion: Susi Weichselbaumer
Bayerns Retterin! Und: Skandal-Weib am Herrscher-Hof! Das war Maria Leopoldine, - heißt es. Dabei war an der jungen Braut für den bayerischen Kurfürsten Karl Theodor zunächst nichts Heldenhaftes zu erkennen. Und auch nichts Skandalöses.
Im Gegenteil. Maria Leopoldine, italienische Prinzessin, Erzherzogin von Österreich-Este verspricht, alle Erwartungen zu erfüllen, die der Wittelsbacher Hof an eine künftige Kurfürstin hatte: aus bester Familie, katholisch, eng mit dem Hause Habsburg verwandt und Inhaberin eines jungen, hübschen, gesunden Körpers.
Passt doch!?
Ein Thronerbe muss her, schnellstmöglich und Maria Leopoldine ist für den verwitweten Kurfürsten die letzte Chance. Die erste Ehefrau hatte zwar einen Sohn zur Welt gebracht. Doch der war kurz nach der Geburt gestorben. Nun also der nächste Versuch mit Ehefrau Nummer zwei. Und die Zeit drängt. Karl Theodor ist nicht mehr der Jüngste und mehrere Schlaganfälle haben ihre Spuren hinterlassen. Sollte der Kurfürst kinderlos verscheiden, würde einer der beiden Neffen aus einer Seitenlinie zum Zug kommen. Das will der Kurfürst auf jeden Fall verhindern und mit ihm der österreichische Kaiser. Der hat nämlich selbst schon begehrlich die Hand nach Bayern ausgestreckt. Das Gebiet würde die habsburgischen Besitzungen geografisch günstig ergänzen.
Da vermittelt man gern eine hübsche Prinzessin aus der eigenen Verwandtschaft als Braut.
Oder wird passend gemacht.
Im Februar 1795 ist also Hochzeit. Und da sitzt neben einer Teenager-Braut - Maria Leopoldine ist gerade mal 18 Jahre alt - ein uralter Bräutigam: Karl Theodor mit 70.
Der Volksmund reimt derb und schamlos: "O lieber Herr und Heiland, was schickt der Herr aus Mailand, eine schöne Frau für unsre alte… ".
Und die junge Maria Leopoldine? - Macht gute Miene zum bösen Spiel und danach einfach nicht mit: Karl Theodor bleibt allein in seinem Bett und der Bauch der Kurfürstin bleibt flach. Skandal! Stattdessen schaut sich die junge Frau intensiv unter den anderen Männern bei Hofe um. Unter ihren Liebhabern ist zeitweise angeblich sogar Karl Theodors jüngerer Neffe Max Josef, - einer der beiden Konkurrenten in der Thronfolge.
Um das Projekt "männlicher Nachkomme" noch irgendwie zu retten, gibt der Kurfürst seiner Ehefrau zu verstehen, er werde jedes Kind als das Seine anerkennen. Vergeblich. Als der greise Kurfürst schließlich im Sterben liegt, ist Maria Leopoldine immer noch nicht schwanger. Dadurch ist der Thron frei für den Neffen: Max Josef. Und was macht Marias Leopoldine nun zur heldenhaften Retterin Bayerns?
Selbst eine Habsburgerin, stellt sie sich der Machtgier der eigenen Verwandtschaft in den Weg. Als die österreichischen Diplomaten nämlich dem sterbenden Karl Theodor noch eine Unterschrift abringen wollen, unter einen Vertrag, der Bayern den Habsburgern überlassen würde - lässt die Kurfürstin sie einfach nicht ins Sterbezimmer vor. - Und rettet so den Wittelsbachern den Thron. Ein paar Jahre später, am 14. November 1804 heiratet Maria Leopoldine ein zweites Mal, diesmal freiwillig und aus Liebe. - Graf von Arco.