Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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21. August 1961 Goya-Gemälde wird aus der National Gallery in London gestohlen

Der Herzog von Wellington hatte mehr Aufregung als ihm lieb war. Von der Meisterhand Goyas auf Leinwand gebannt, sollte er erst in die USA versteigert werden und dann wurde er auch noch aus der National Gallery durchs Toilettenfenster entführt. Das Tatmotiv des Diebs: Die Rundfunkgebühren. Autor: Hartmut E. Lange

Stand: 21.08.2024 | Archiv

21 August

Mittwoch, 21. August 2024

Autor(in): Hartmut E. Lange

Sprecher(in): Irina Wanka

Redaktion: Frank Halbach

Der Herzog von Wellington soll Großbritannien verlassen und nach Amerika gehen? Nicht der Herzog persönlich, der ist schon über 100 Jahre tot, aber sein Porträt, gemalt von keinem Geringeren als Francisco de Goya. Eine Schande wäre das, denn das Gemälde ist ein Nationalheiligtum. Es zeigt den erfolgreichen Militärführer, der die britischen Truppen befehligte, die Seite an Seite mit Preußens Heer unter Feldmarschall Blücher Napoleon besiegten. Im Juni 1815, in der Schlacht bei Waterloo.
Der bisherige Besitzer des Heldenporträts, der Herzog von Leeds, lässt es im Juni 1961 bei Sotheby`s versteigern. Der Goya geht für 140 000 Pfund - rund 1,5 Millionen DM - an einen Ölmilliardär in New York. Die Volksseele kocht hoch, die der Kunstszene sowieso. Viele Briten fordern, die Ausfuhrgenehmigung zu verweigern und das Bild von dem reichen Amerikaner zurückzukaufen. Als eine private Kulturstiftung 100 000 Pfund lockermacht, kommt die Regierung der Forderung des Volkes nach und steuert die fehlenden 40 000 Pfund bei.

Tatmotiv: TV-Gebühren

Welch ein Glück! Ach was, Doppelglück. Denn das Goya-Gemälde bleibt nicht nur auf der Insel, es kann nun auch von jedem betrachtet werden. Die neue Eigentümerin, die National Gallery am Londoner Trafalgar Square, stellt das 64 x 52 cm große Ölbild an prominenter Stelle im Eingangssaal aus. Doch die Freude dauert nur kurz, gerade mal 18 Tage.
Am 21. August 1961 macht ein Museumswächter beim Rundgang kurz vor Mitternacht eine schockierende Entdeckung: Die Staffelei, auf der das kostbare Bild präsentiert wird, ist leer. 
Die Ermittler stellen fest, dass die Alarmanlage anderthalb Stunden für die Putzkolonne ausgeschaltet war. Und, ein Toilettenfenster stand offen, über das der Täter mit dem Gemälde entkommen ist.
Zehn Tage später meldet sich der Dieb in einem anonymen Brief, er fordert 140 000 Pfund Lösegeld. Nicht für sich selbst, sondern zur Gründung eines Fonds, aus dem fortan die Fernsehgebühren für Rentner und andere Bedürftige im Königreich bezahlt werden sollen. Die Regierung geht nicht auf die Forderung ein.

James Bond enttarnt Goya-Dieb

Nachdem im Oktober 1962 der erste James Bond Film angelaufen ist, weiß jeder auf der Insel, wie der Täter aussieht und wie er heißt: Dr. No! Als Sean Connery am Ende des Films in der unterirdischen Kommandozentrale des Bösewichts durch dessen private Wohnräume geht, hält er kurz inne und stutzt: auf einer Staffelei steht der verschwundene Goya. Die Szene ist eine ironische Anspielung auf den aktuellen Ermittlungsstand bei Scotland Yard: nach einem Jahr noch immer keine heiße Spur!
Drei Jahre später geht eine Welle der Erleichterung durchs Land. Sorgfältig verpackt ist der Duke of Wellington in der Gepäckaufbewahrung der Birmingham Railway Station aufgetaucht.
Sechs Wochen später stellt sich Kemton Bunton, ein arbeitsloser LKW-Fahrer, der Polizei. Er habe sich verplappert und will nun verhindern, dass jemand die ausgelobten 5 000 Pfund Belohnung für Hinweise auf den Täter kassiert. Der 61-jährige Kunsträuber erwischt einen milden Richter. Das Urteil: Drei Monate Gefängnis, wegen Diebstahls eines Bilderrahmens, den hatte Bunton weggeworfen.


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