Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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13. Januar 1942 Pilot Schenk testet ersten Schleudersitz

Seit 1943 rettet der Schleudersitz Piloten das Leben. Doch der Ausstieg per Knopfdruck will gelernt sein: zu Risiken und Nebenwirkungen hören Sie dieses Kalenderblatt oder fragen Sie Ihren Orthopäden. Autorin: Christiane Neukirch

Stand: 13.01.2020 | Archiv

13.01.1942: Pilot Schenk testet ersten Schleudersitz

13 Januar

Montag, 13. Januar 2020

Autor(in): Christiane Neukirch

Sprecher(in): Ilse Neubauer

Illustration: Tobias Kubald

Redaktion: Susi Weichselbaumer

James Bond hat ein Problem. Er sitzt am Steuer seines Aston Martin, das Problem sitzt neben ihm – in Gestalt seines Widersachers, der ihm die Pistole an die Schläfe hält. Doch Bond bleibt cool. Er streckt die Hand zum Schalthebel, öffnet einen geheimen Deckel in dessen Knauf … und drückt auf einen roten Knopf. Und schon ist das Problem weg, hinauskatapultiert durch das Dach des Wagens. "Q", Bonds Ingenieur für technische Spezialeffekte, hatte vorsorglich einen Schleudersitz in den Beifahrersessel integriert.

Einfach rauskatapultiert

Ach, wenn es doch immer so einfach wäre mit der Lösung der Probleme! Wie angenehm wäre so ein Schleudersitz manchmal im Vorstellungsgespräch, in der Prüfung oder beim Zahnarzt.

Für die Piloten im Zweiten Weltkrieg ging es bei Weitem nicht nur um unangenehme Situationen, sondern ums blanke Überleben. Nicht selten gerieten sie in Bedrängnis, wenn das Flugzeug abgeschossen wurde, Feuer fing oder den Dienst versagte.

Aus Propellermaschinen konnte man im Flug noch mit dem Fallschirm abspringen. Doch die Düsenflugzeuge, ab1943 im Einsatz, waren für solch ein Manöver zu schnell. Der Gegenwind hätte den Aussteiger gegen das Leitwerk gedrückt.

Wie schnell raus und hoch und weit und sicher runter?

Man sann also auf Technik, die den Piloten in Bruchteilen einer Sekunde aus der Gefahrenzone befördert. Ein pressluftgetriebener Schleudersitz wurde in den Prototyp des Kampfjets Heinkel "He 280" eingebaut – und sofort gebraucht. Testpilot Rudolf Schenck – oder Helmut Schenk oder Fritz Schenk, die Quellen sind sich da stark uneinig – kam am 13. Januar 1943 in den Genuss, den neuen Notausstiegshelfer auszuprobieren.

An jenem Tag war es so kalt, dass das Schleppseil vereiste, das sein Flugzeug mit einer Zugmaschine verband. Schenk stieg per Pressluft aus und landete unverletzt. Damit war er der erste Schleudersitznutzer der Geschichte.

Wie viele Menschen diese technische Errungenschaft seither gerettet hat, ist nicht erfasst. Allein die Sitze des britischen Herstellers Martin Braker ersparten über 7000 Piloten den sicheren Tod.

Auch wenn es reizvoll klingt, einmal wie Karlsson vom Dach in den Himmel zu starten - Spaß macht so ein Ausstieg wohl eher nicht: Bis zum Zwanzigfachen des eigenen Gewichts muss die Wirbelsäule bei der extremen Beschleunigung aushalten. Zum Vergleich: bei einer Achterbahnfahrt drückt maximal das Anderthalbfache unserer Körpermasse auf uns; bei einem Raketenstart halten die Astronauten das Fünffache aus. Beim sechsfachen Gewicht droht Bewusstlosigkeit. Den extremen Druck beim Schleudersitz übersteht man allein deshalb, weil er nur wenige Millisekunden dauert.

Oft genug kommen die Flugzeugführer nach einem Notausstieg zwar lebend, aber mit körperlichen Schäden davon. Bis zu 30 Prozent von ihnen, sagen die Statistiken, können ihren Dienst nicht wiederaufnehmen. Für ungeübte Nutzer kann es sogar tödlich enden – daher will auch das Geschleudertwerden gut vortrainiert sein.

Was aus James Bonds Widersacher nach dem Schleudervorgang wurde, ist nicht überliefert; aber auch sein Abgang sah nicht sehr gesund aus. Möglicherweise lässt der Gedanke an diese Nebenwirkungen den Zahnarztsessel oder den Stuhl im Vorstellungsgespräch ganz bequem erscheinen und den Wunsch nach der Flucht per Schleudersitz verblassen.


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