28. Oktober 1972 Rex Gildo präsentiert erstmals „Fiesta Mexicana“ in der ZDF Hitparade
Einer der bekanntesten deutschen Schlager überhaupt und derjenige, der Rex Gildo berühmt machte: „Fiesta Mexicana“, präsentiert in der ZDF Hitparade 1972. Besungen wird ein Abschiedsfest, auf dem Tequila glücklich macht und der spanische Wortschatz um die unverzichtbare Vokabel „Hossa“ bereichert wird. Autorin: Lydia von Freyberg
28. Oktober
Montag, 28. Oktober 2024
Autor(in): Lydia von Freyberg
Sprecher(in): Johannes Hitzelberger
Redaktion: Frank Halbach
Kleines Quiz zum Start: Was haben Erich Honecker, Frank-Walter Steinmeier und Rex Gildo gemeinsam? Na? Alle drei sind Ehrenbürger von Mexico Stadt. Im Fall von Schlagerbarde Rex Gildo liegt das tatsächlich an: Hossa! Hossa! Hossa! "Fiesta, Fiesta Mexicana, heut geb ich für alle zum Abschied ein Fest!"
Hossa totalmente!
Sexy Rexy, wie ihn seine Fans nennen, heißt gebürtig eigentlich Ludwig Franz Hirtreiter und stammt aus dem niederbayerischen Straubing. 36 Jahre ist er alt, an diesem 28. Oktober 1972, als er ins Rennen geht, um 19 Uhr 15, mit der Startnummer 9, präsentiert vom ehemaligen Autoverkäufer Dieter Thomas Heck in der Zett-Dee-Eff Hitparade.
Senor Gildo schmettert, tanzt, kniet und schmachtet, gewandet in eine Art Torrero-Bolero, mit wirklich blendend weißen Zähnen und strahlend blauen Augen, zum sehr gebräunten Teint unter unglaublich schwarzen Haaren.
"La la la la la la, la la la la, ho, ho!"
Im September erst hatte die Münchner Plattenfirma Ariola die Single veröffentlicht: drei Minuten und sechs Sekunden voll mit Sombrero, te quiero und einer Carmencita zum Küssen – sprich: Hossa totalmente.
Kurz vor Ende des Auftritts im Zett Dee Eff wird in dicken Lettern die Autogramm-Adresse eingeblendet, schnell mitschreiben: „Rex Gildo, 8 München 40, Postfach 260“. Die Zuschauer vor den Fernsehgeräten werden auch entscheiden über Sieg oder Niederlage, per Post mit einer Stimmkarte. Und tatsächlich: Fiesta Mexicana erobert wenig später Platz 1 der ZDF-Hitparade, ist insgesamt 29 Wochen in den deutschen Charts. Text und Musik zur mexikanischen Sause stammen von zwei jungen Bayern: Michael Holm und Ralph Siegel.
Wegen des großen Erfolgs wird 1973 gleich noch eine spanische Version für den internationalen Markt fabriziert und Rex auf Tour geschickt.
"Fiesta, Fiesta Mexicana"
Gefangen in der Hossa-Schleife
„Das Hossa ist meine Erfindung“, wird Siegel noch Jahrzehnte später stolz berichten. Eine ibero-südameri-kafkaeske Neo-Schöpfung, die zwar keiner kennt, aber jeder versteht, irgendwie.
Im fernen, realexistenten Mexico, scheint man’s auch zu mögen, irgendwie, zumindest fühlt sich keiner auf den Poncho getreten, Rex Gildo wird eingebürgert, ehrenhalber.
"Adio, Adio Mexiko. Ich grüß mit meinem Sombrero, te quiero, ich habe dich so lieb…"
Schon immer hatte er mehr sein wollen, nicht Ludwig, sondern Rex, nicht Hirtreiter, sondern Gildo. Ein Mann, der sich seine Traum-Biografie erfunden hatte, Regensburger Domspatz sei er gewesen, die Mutter Opernsängerin. Ein Mann, der eigentlich Männer liebt, aber vermutlich für die Außenwirkung in der gnadenlos heilen Schlagerwelt seine Cousine heiratet.
"Wir machen Fiesta, Fiesta Mexicana, weil ihr dann den Alltag, die Sorgen schnell vergesst…"
Er bleibt gefangen in der Hossa-Schleife. Immer wieder, 27 lange Jahre lang: Hossa. Am Ende nicht mehr tänzelnd beim Fernsehauftritt vor Millionen, sondern schwankend in einem Möbelhaus in Bad Vilbel.
Im Oktober 1999 stürzt Rex Gildo aus dem Fenster seiner Wohnung in München und stirbt, mit 63 Jahren.
"Weine nicht, muss ich auch gehen
Weil wir uns ja wiedersehen
Bei einer Fiesta, Fiesta Mexicana."