5. Januar 1972 US-Präsident Nixon drängt NASA zu "Space Shuttle"
Zum Mond war man gekommen, doch nach welchen Sternen sollte man nun weiter greifen? Die amerikanische Weltraumbehörde präsentiert etliche Ideen für schneller, höher, weiter. Präsident Nixon aber will sparen und erstmal nur Shuttle bauen. Enttäuscht macht sich die NASA eben daran. Autorin: Susi Weichselbaumer
05. Januar
Freitag, 05. Januar 2024
Autor(in): Susi Weichselbaumer
Sprecher(in): Hans-Jürgen Stockerl
Redaktion: Frank Halbach
Der Klassiker: Da hat man diese einzigartig großartige Idee – aber kein Geld dafür, sie umzusetzen. Oder: Man verfügt über ein Vermögen, ist jedoch komplett planlos, was man damit machen könnte, also Einzigartiges, Großartiges. Im Idealfall finden Geld und Idee irgendwann zueinander und heben gemeinsam ab. Wer hingegen ohne beides dasteht, also kein Geld und null Idee hat, bleibt auf dem Boden. Wie - im Wortsinn - der US-amerikanische Präsident Richard Nixon.
Männer im Mond
Das hängt auch damit zusammen, dass seine Vorgänger die Latte hochgehängt haben. Einmal Mann zum Mond und sicher zurück, das hatte John F. Kennedy versprochen. Folgepräsident Lyndon B. Johnson hält an diesem Wunsch fest. Innenpolitisch hat er viel zu stemmen, die Rassentrennung wird in den USA aufgehoben, die Krankenversicherung eingeführt. Außenpolitisch fordert ihn der Vietnam-Konflikt. Trotzdem: Mann rauf auf den Mond!
Da steht der erste Mensch dann. Und der Präsident jetzt, Richard Nixon, weiß nicht recht weiter. Man landet also noch ein paarmal auf dem Erdtrabanten, experimentiert mit einer Raumstation herum. Dem Republikaner ist das zu wenig konkret. Nixon mag es pragmatisch. Und günstig. Denn Vietnam ist teuer. Innenpolitisch muss er investieren, in Umweltschutz, Arbeitsschutz, den Kampf gegen Krebs. Das hat er seiner Partei und den Wählern versprochen. Nixon packt an, auch um den Demokraten und wie er schimpft eingefahrenen Eliten zu zeigen, wo es langgeht. Denn: Laut und polternd mag es Nixon auch.
Preiswert ins All
Was ihm weniger gefällt: Die von ihm extra eingerichtete Space Task Group, also Arbeitsgruppe Weltraum, präsentiert ihm eine Palette an Vorschlägen, wie es weitergehen könnte mit der amerikanischen Raumfahrt nach dem Apollo-Programm. Pragmatisch und günstig ist daran nichts. Eine Raumstation soll die Erde umkreisen, eine andere den Mond, eine weitere direkt auf dem Mond stehen. Augenmerk ist auf der Entwicklung von Robotern und neuen Technologien. Das Langfristziel: Der erste Mensch auf dem Mars. Nach dem Monderfolg die Raumfahrt ganz einstampfen und den Russen überlassen, kann Nixon nicht. Also pickt er sich ein Detail heraus: Da ist die Rede von einem Transportsystem im All. Space Shuttles, die Menschen und Material zu Raumstationen fliegen, Satelliten ausbringen oder anfliegen für Reparaturen. Am 5. Januar 1972 verkündet Nixon die Entwicklung eben dieses Space Shuttle Systems. Sein Lieblingsargument: Die Raumfähren können bis zu 100 Mal zum Einsatz kommen und dadurch den Preis einer Weltraummission um ein Zehntel der Kosten senken.
Ausverkauf, schimpfen Mitarbeitende der NASA. Warum geht es nicht weiter mit Mond und Mars? Wieso wird nur um die Erde gedümpelt? Und das nicht sehr erfolgreich. Die Entwicklung dauert weit länger als erwartet. Das Weltraumlabor Skylab fliegt man nie an, das stürzt 1979 ab und verglüht beim Eintritt in die Erdatmosphäre. In den 1980er Jahren häufen sich Unfälle: Space Shuttle-Flüge zu Satelliten sind Routine, Materialverschleiß? Wischt man vom Tisch, eine Zukunft sieht man in der Technologie eh nicht. Was bleibt nach dem Shuttle-Programm ist das Urteil über Nixons Weltraum-Politik: Keine Ideen gewollt gehabt und von vorne weg am falschen Ende gespart.