Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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9. Oktober 1927 Geburt der Spraydose

Metalldosen zum Versprühen von Flüssigkeiten wie Haarspray, Deodorant, Rasierschaum, Farbe, Möbelpolitur, Öl oder auch Sprühsahne. Zu verdanken haben wir sie dem norwegischen Ingenieur Erik Andreas Rotheim, der eigentlich nur auf der Suche nach der besten Methode zum Einwachsen seiner Skier war. Autorin: Silke Wolfrum

Stand: 09.10.2024

09.10.1927: Geburt der Spraydose

09 Oktober

Mittwoch, 09. Oktober 2024

Autor(in): Silke Wolfrum

Sprecher(in): Irina Wanka

Redaktion: Frank Halbach

Erik Andreas Rotheim, den Erfinder der Spraydose, könnte man selbst mit einer Spraydose vergleichen. Dann wäre sein Körper ein mit Flüssigkeit gefüllter Hohlkörper, der gehörig unter Druck stand. Das lag bei Rotheim daran, dass er leidenschaftlicher Skifahrer war, sich aber über das mühselige Einwachsen der Skier mittels Wachs aus der Dose regelmäßig ärgerte. Zum Glück waberte in seinem Inneren jedoch Erfindungsgeist gepaart mit Ingenieurs-Wissen und fand – als der Druck hoch genug war - ein Ventil. Zack – war die Sprühdose erfunden. Das muss 1926 passiert sein, schon am 10. Oktober 1927 erhielt der Norweger das Patent für "Verfahren und Vorrichtung zum Ausspritzen oder Verteilen von Flüssigkeiten oder halbflüssigen Massen."

Die Büchse der Pandora

Leider waren Rotheims Dosen dosierungs-unfähig: Einmal geöffnet, kam alles raus, quasi Büchse der Pandora. Außerdem bestanden sie noch nicht aus Weißblech, sondern hatten dicke Wände, waren schwer und unhandlich. Und so wurde aus der genialen Idee erstmal kein kommerzieller Erfolg.
Das änderte sich spätestens in den 1940er Jahren, denn inzwischen hatten sich andere Chemiker, Mechaniker und Insektenforscher der Spraydose angenommen. Gefüllt mit Insektenvernichtungsmittel fand die so genannte "bug bomb", also die Insektenbombe, in den USA reißenden Absatz. Im Pazifik-Krieg soll sie zahlreiche Malariamücken gekillt haben, zur großen Freude der amerikanischen Soldaten.
Wesentlich appetitlicher ist ihr Einsatz eigentlich im privaten Haushalt, wo sie sich nach dem Zweiten Weltkrieg großer Beliebtheit erfreut. Ob sie zarten Duft unter die Achseln sprüht, fluffige Sahne auf den Kuchen zaubert, Wanderschuhe imprägniert, Pfannen hauchdünn mit Öl bestäubt, Bremsstaub von den Felgen fegt oder Wände subversiv gestaltet, die Anwendungsmöglichkeiten der Spraydose sind seitdem schier unendlich.

Ihre wahre Bestimmung

Ihre wichtigste Funktion jedoch erfüllt sie selbstverständlich im Haar-Styling. Was wäre Elvis Presley und seine imposante Pompadour ohne Haarspray gewesen? Beim ersten Hüftschwung wäre sein ganzer Look in sich zusammengefallen! Auch David Bowie alias Ziggy Stardust hätte ohne Haarspray niemals seine feuerroten Haare Manifest-artig zu einer stacheligen Krone auftürmen können! Auch Amy Winehouses Haare konnten nur mehrere Zentimeter über ihrem Kopf aufragen, da sie tonnenweise Haarspray benutzte. Wer kann schon einfach so, per Knopfdruck, die Gesetze der Gravitation außer Kraft setzen? Ein Hoch auf das Haarspray!

Nun gut, in den 70Jahren bekam die Dose eine kleine Delle, als herauskam, dass das in ihr enthaltene FCKW Löcher in den Ozon treibt, doch schon in den 80ern gab es umweltfreundlichere Alternativen und so verwundert es nicht, dass für das Jahr 2029 eine Produktion von 22 Milliarden Sprühdosen prognostiziert wird.

Was so ein kleines bisschen Dampf ablassen doch alles bewirken kann! Hätte Erik Andreas Rotheim um die bahnbrechende Entwicklung seiner Erfindung gewusst, er wäre auf seinen frisch gewachsten Skiern bestimmt noch schwungvoller ins Tal gewedelt.


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