1. Oktober 1903 Geburt der Thermoskanne
Heißer Tee oder Kaffee gefällig? Heute kein großes Problem dank Thermoskanne. Auf Basis des Funktionsprinzips des sogenannten Dewargefäßes entwickelte Reinhold Burger Isolierflaschen für jedermann. Burger ließ die Marke „Thermos“ eintragen und begann 1928 mit der Serienproduktion. Autor: Hellmuth Nordwig
01. Oktober
Dienstag, 01. Oktober 2024
Autor(in): Hellmuth Nordwig
Sprecher(in): Johannes Hitzelberger
Redaktion: Frank Halbach
Gib mir mal ein Tempo rüber! Aber nur, wenn du den Tesafilm wieder rausrückst. - Manche Produktnamen sind längst Alltagssprache, Tupper, Uhu - und Thermos. Auf diese innen verspiegelte Isolierkanne hat das Kaiserliche Patentamt dem Glastechniker Reinhold Burger am 1. Oktober 1903 die Schutzrechte erteilt. Genauer: auf ein "Gefäß mit doppelten, einen luftleeren Hohlraum einschließenden Wandungen" – so viel Zeit muss sein.
"Gefäß nach Dewar"
Reinhold Burger, der Erfinder der Thermoskanne? Nein, das ist er nicht. Zeichnet er doch selbst in seiner Patentschrift das "Gefäß nach Dewar", auf dem seine Neuerung aufbaut. Dewar: Das ist der schottische Chemiker James Dewar, nach dem noch heute Gefäße im Labor benannt sind, in denen Forschende zum Beispiel flüssigen Stickstoff durch die Gegend tragen. Dass man den anfangs, in den 1890er-Jahren, nicht einfach auskippen konnte, weil das Gefäß sonst geplatzt wäre, das war Dewar ziemlich egal - er pumpte den flüssigen Stickstoff einfach heraus.
Reinhold Burger war dagegen Handwerker durch und durch, der so etwas nicht einfach auf sich beruhen lässt. Hatte er doch schon die ersten Röhren für die neu entdeckten Röntgenstrahlen konstruiert und in Berlin die erste Fabrik für hochgenaue Thermometer und Laborutensilien aus Glas gegründet. Auch Dewar-Gefäße waren darunter, wie er später in einem Radiointerview in schönstem Brandenburgisch erzählt - deren Aufgabe sei es ja, "die Temprratur einer Flissichkeit meechlichst konstant zu halten". Deshalb habe er sie innen verspiegelt, damit keine Wärmestrahlung entweichen könne. Als er die Brauchbarkeit dieser Gefäße mit heißem Wasser "prriefte", sei ihm der "Jedanke" gekommen, man könne stattdessen auch "Jetrränke" einfüllen: Tee oder Kaffee.
Aber es galt noch, die Gefäße für den "teechlichen Jebrrauch" nutzbar zu machen. Sie nämlich so zu gestalten, dass man die "Flissichkeit" ausgießen kann, dank Asbestplättchen im Vakuumraum zwischen den beiden Wänden - diesen Trick hat der Brandenburger tatsächlich erfunden.
Der Griff nach der Flasche
Es sei ihm eine große Genugtuung, dass die Isolierflaschen, für die ihm der Name "Thermos" eingefallen sei, sich inzwischen als unentbehrliches Hilfsmittel im Alltag erwiesen hätten, stellt Reinhold Burger in dem Interview noch fest. Und das nicht zuletzt jetzt, wirft der Fragesteller ein, in der Gegenwart des Jahres 1941, für "unsere Flieger", die auf ihrem Fluge immer und immer wieder zur Thermosflasche greifen würden. Einer dieser Piloten hat später berichtet, der Tee sei so heiß gewesen, dass er ihn mit kaltem Rotwein habe verdünnen müssen, um ihn überhaupt trinken zu können.
Auch unsere Flieger konnten aber nicht verhindern, dass Reinhold Burger sich nach dem Krieg mit seiner Pankower Firma im Osten von Berlin wiederfand. Immerhin blieb sie in Privatbesitz: Ein paar Jahre leitete er sie noch selbst, dann zwei seiner Söhne. Spezialität des Unternehmens waren weiterhin medizinische und Laborgeräte, darunter Dewar-Gefäße. Aber keine Thermosflaschen: Die Rechte daran hatte Reinhold Burger schon wenige Jahre nach der Erteilung des Patents verkauft.