Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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24. Oktober 79 Der Vesuv verschüttet Pompeji

In seiner etwa siebenhundertjährigen Geschichte wurde in Pompeji geliebt, gelebt, geschlemmt und an wände geschmiert. Dann bereitete der Ausbruch des Vesuv dem bunten Treiben ein jähes Ende. Pompeji ist eine der am besten erhaltenen Ruinenstädte der Antike, da die Stadt unter der Vulkanasche konserviert wurde. Autorin: Silke Wolfrum

Stand: 24.10.2024 | Archiv

24.10.79: Der Vesuv verschüttet Pompeji

24 Oktober

Donnerstag, 24. Oktober 2024

Autor(in): Silke Wolfrum

Sprecher(in): Irina Wanka

Redaktion: Frank Halbach

Die Menschen in Pompeji sollen es ja ganz schön haben krachen lassen. Wenn sie nicht gerade Gladiatorenkämpfen oder Tierhetzen zusahen, schlugen sie sich in ihren Luxus-Villen die Bäuche voll, vergnügten sich mit ihren Sklavinnen und Sklaven oder besuchten die öffentlichen Bordelle. Von wegen edle Einfalt und stille Größe!
Wer nicht so viel Kohle hatte, rächte sich mit Wandschmierereien. Da stand dann z.B. "Am 17. Oktober hat er mit der Speise übertrieben", ein Satz, der ein paar tausend Jahre später Aufschluss darüber geben sollte, wann genau Pompeji und seine Nachbarstädte Herculaneum und Stabiae unter einer meterhohen Asche- und Schlammschicht für lange Zeit begraben wurden, nämlich 7 Tage später am 24. Oktober 79, als der Vesuv ausbrach.

Unter Asche und Vulkangestein

War den Göttern Protz und Völlerei einfach zu viel? Oder war nur der eine Gott sauer, dass es in Pompeji keine Christen gab? Oder hätten es die Pompejier nicht einfach besser wissen können? Erdbeben gab es ja reichlich in der Gegend, im Jahr 62 sogar ein besonders schlimmes. Aber das hielt reiche Römer nicht davon ab, am Fuße des Vesuvs eine Art antikes Monte Carlo zu errichten. Alles, was Rang und Namen hatte, baute sich dort eine Villa. Später kam dann alles, was Rang und Namen hatte, um sich die Ruinen anzusehen: Goethe, Mozart, Renoir, Twain, Merkel und so weiter und so weiter. Schon im 18. Jahrhundert wurde dort das erste moderne Ausfluglokal für Touris eröffnet, mit dem sprechenden Namen "Taverna del Rapillo – Gasthof zum Bimsstein".
Unter vulkanischen Bomben aus Bimsstein, heißer Asche und Gasen wurden im Jahr 79 tausende Bewohner Pompejis in ihren Häusern wie auf der Straße erschlagen, viele verbrannten oder erstickten qualvoll.
In Herculaneum, direkt am Fuße des Vesuvs, waren viele in Sekundenschnelle tot, in Pompeji, 10km weiter weg, gab es noch Zeit zu fliehen. Etwa ein Drittel der Bevölkerung, so schätzt man, starb vor Ort. Es dauerte einen Tag und eine Nacht, bis aus einer lebensfrohen Stadt eine leblose Wüste wurde.

Der Tanz auf dem Vulkan

Am Ende des 16. Jahrhunderts entdeckte man die verschüttete Welt durch einen Zufall wieder. Man begann ein bisschen planlos herumzubuddeln. Erst im 19. Jahrhundert wurde Pompeji unter dem italienischen Archäologen Guiseppe Fiorelli systematisch und professionell ausgegraben und sorgfältig dokumentiert. Da fand man dann auch Etablissements wie das Lupanar, ein mit höchst anzüglichen Bildern oder Figuren mit überdimensionierten Phalli, die als Lampen dienten, geschmücktes Bordell. Die Menschen in der Antike waren nicht zimperlich. Die so genannten Antikenfreunde von damals schon. Die obszönen Funde waren für sie so ein Schock, dass man sie in "Geheim-Kabinetten" verstaute, die nur für ganz wenige, besonders harte Zeitgenossen zugänglich blieben.

So schrecklich die Katastrophe war, keine andere antike Stadt als Pompeji gibt uns heute so viel Auskunft über den Alltag in der Antike. Sogar ein uraltes durch Asche konserviertes Brot fand man dort! Und ganz nebenbei sind uns die Ruinen ein Mahnmal für die Macht der Natur und die Vergänglichkeit menschlichen Lebens und Schaffens. Das ganze Leben – ein Tanz auf dem Vulkan.


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