22. September 1869 Wagners Oper "Das Rheingold" uraufgeführt
Der Vorabend zum Bühnenfestspiel für drei Tage, uraufgeführt in München, war folgenreich, weil drei Rheintöchter einen Zwerg zum Deppen machen. Zumindest sah das so der legendäre Monaco Franze. Aber auch andere wussten nicht recht, was anfangen mit dem Auftakt eines sehr langen Rings. Autor: Frank Halbach
22. September
Donnerstag, 22. September 2022
Autor(in): Frank Halbach
Sprecher(in): Christian Baumann
Illustration: Tobias Kubald
Redaktion: Susi Weichselbaumer
"Weia! Waga! Woge, du Welle! Walle zur Wiege! Wagalaweia! Wallala weiala weia!"
Au weia! So fängt es an. "Das Rheingold", der Vorabend zu Richard Wagners vierteiligem Musikdrama "Der Ring des Nibelungen“. "Wallala! Lalaleia! Leialalei! Heia! Heia! Haha!" Von wegen "Haha". Zu lachen gibt es da wenig, denn es geht um Macht, und es geht um Liebe. 16 Stunden lang!
Wer ist der Depp?
Wie schon der Monaco Franze festgestellt hat, wer das "Rheingold" nicht gesehen hat, kann den Rest des "Rings" nicht mehr recht verstehen. Das ist doch eine Motivation. Schließlich dauert das "Rheingold" gerade mal zweieinhalb Stunden und hat keine Pause, in der man was sagen müsste, "was irgendwie interessant klingt, aber so dass keiner versteht, verstehst? Dann san nämlich die andern die Deppen und das ist das wichtigste, verstehst? Dass man nicht selbst am Schluss der Depp ist, sondern die andern." "Heia! Heia! Hahei!"
Der Depp im "Rheingold" ist der Nibelung Alberich. Um ihn wogen schwimmend – "Wallala, Leiala, Leialalei" - drei schicke Rheintöchter herum. Welcher Mann kann da schon widerstehen, auch wenn er nur ein Zwerg ist? Widerstehen können aber die Rheintöchter, heijaheija, die Alberich recht unattraktiv finden. Viele Frauen stehen eben nicht auf kleine Männer, da hilft auch der kräftige Bariton nichts. Und Frauen können manchmal so fies sein: die Rheintöchter wollen nicht nur keinen Sex, sondern sie machen sich über Alberich auch noch nach Strich und Faden lustig.
Jetzt müssen die ganzen aufgestauten Hormone irgendwohin: Alberich wird wild wahnsinning wütend, raubt das Rheingold und, weil ihn eh keine mag, verflucht er die Liebe, denn nur so kann man aus dem Gold den Ring der Macht schmieden, der gemäß Packungsbeilage ungefähr so funktioniert wie der vom dunklen Lord Sauron im "Herr der Ringe", der Ring dessen Macht keiner widerstehen kann.
So nimmt das Unheil seinen Lauf
Nicht widerstehen konnte auch der Kini. Denn obwohl Richard Wagner mit dem "Ring" noch gar nicht fertig war, wollte Ludwig II. unbedingt hören und sehen, "Wagalaweia! Wallala weiala weia", was schon fertig war. Daher fand die Uraufführung des "Rheingolds" keineswegs im fränkischen Bayreuth statt, sondern im Königlichen Hof- und Nationaltheater München, am 22. September 1869. Und der Bayernkönig, der der Versuchung nicht widerstehen konnte, die Aufführung gegen Wagners Willen anzuordnen, sieht wie Alberich den unwiderstehlichen Rheintöchtern nicht widerstehen kann, aber sie ihm, und so das Verhängnis seinen Lauf nimmt. "Weiala weia!". Auweia.
Dann passiert eben das, was passieren kann, wenn Frauen einen Mann zum Deppen machen. Vicco von Bülow, alias Loriot, hat nicht umsonst darauf hingewiesen: Hätte wenigstens eine der drei Rheintöchter Alberich erhört, hätte man sich drei weitere aufwendige Opern sparen können.