30. April 2012 Welttag des Jazz
Um die künstlerische und kulturelle Bedeutung des Jazz zu ehren, rief die UNESCO den Welttag des Jazz ins Leben, denn er sei auch eine der treibenden Kräfte bei der Überwindung der Rassendiskriminierung gewesen. Louis Armstrong hätte darüber höflich gelächelt, Miles Davis hingegen eher nicht. Autor: Frank Halbach
30. April
Freitag, 30. April 2021
Autor(in): Frank Halbach
Sprecher(in): Krista Posch
Illustration: Tobias Kubald
Redaktion: Susi Weichselbaumer
Jazz: Er entstand vor über hundert Jahren in den Südstaaten der USA und wurde zunächst in erster Linie von Afroamerikanern entwickelt. Und zwar aus dem Blues. Ist bekannt. Und ist logisch: Denn die Schwarzen sind die Nachfahren der Sklaven, und sie sind arm und müssen Baumwolle pflücken. Deshalb sind sie traurig und daher kommt der Blues, von ihrer Traurigkeit.
Und dieses Klischee passte wie der Dämpfer auf die Trompete auf einen der zwei berühmtesten schwarzen Jazz-Musiker: Louis Armstrong, der sich aus den ärmlichsten Verhältnissen in New Orleans zum Weltstar hochswingte. Er wurde zum Maßstab der Jazztrompeter und bekam einen Stern auf dem Hollywood Walk of Fame. Er hatte es geschafft.
Jazz – Überwindung der Rassendiskriminierung?
Ein Beispiel, das dazu beigetragen hat, dass Die UNESCO-Generalkonferenz beschloss, die "Jazz" genannte Kunstform mit einem eigenen Feiertag am 30. April zu ehren, um ein öffentliches Bewusstsein für die künstlerische und inzwischen weltweite kulturelle Bedeutung des Jazz und seiner Wurzeln zu schaffen. Denn diese Musikrichtung habe sich aus der Befreiungsbewegung der afrikanischen Sklaven in den amerikanischen Südstaaten entwickelt und sei eine der treibenden gesellschaftlichen Kräfte bei der Überwindung der gesellschaftlichen Rassendiskriminierung im Verlauf des 20. Jahrhunderts gewesen.
Das mit dem Blues und der Traurigkeit, den schwarzen Sklaven und dem Jazz, fand der zweite weltberühmteste schwarze Jazztrompeter – pardon ist ein Zitat – "weißen Scheiß". Miles Davis kam nicht aus armen Verhältnissen, sondern war der Sohn eines Zahnarztes.
Seiner Meinung nach steckte hinter Jazz wesentlich mehr als arme baumwollpflückende Sklaven, und überhaupt "Jazz", was sollte das sein, das war für ihn nur ein Wort des weißen Mannes. Und deshalb erfand er das, was die Weißen Jazz "nannten" ein paarmal neu. "Cool Jazz", "modalen Jazz" und "Rock Jazz" nannten sie das dann. Miles lehnte es ab wie Louis Armstrong für die Weißen zu lächeln, er spielte mit dem Rücken zum Publikum. Miles Davis wurde trotz seiner Protesthaltung wie Louis Armstrong ein Gesicht des Jazz.
Miles und die Geschichte des Jazz
Allerdings ein Gesicht, das die gesellschaftliche Rassentrennung in den Staaten kein bisschen als überwunden ansah. An seiner künstlerischen Bedeutung für die "Jazz genannte Kunstform" war nicht vorbeizukommen. Er war die Geschichte des Jazz. Und als solche beschlossen die weißen Journalisten schließlich, ihn als Titelbild auf das Cover des Time Magazine zu setzen, als Aufhänger für die große Jazz-Story.
Miles war begeistert. Er nahm den Anruf des Time Magazine entgegen und meinte – Achtung Zitat: "Was soll der Scheiß? Ist da bei euch Niggerwoche?"
Aber immerhin hat Miles erklärt, was Jazz ist: "Es ist Musik – und mir gefällt es!"
Musik? Jazz is so much more than music.