Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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21.06.1897 Riesenrad im Wiener Prater ist fertig

Höher und weiter sollte es gehen und trotzdem gemütlich um die Runden kommen: Das Riesenrad am Wiener Prater. Doch die Genehmigung der Behörden ließ auf sich warten und der Bau gelang alles andere als im Handumdrehen. Doch als endlich die Fahrgäste einsteigen konnten, war die Sensation komplett. Autorin: Katharina Hübel

Stand: 21.06.2024 | Archiv

21.06.1897: Riesenrad im Wiener Prater ist fertig

21 Juni

Freitag, 21. Juni 2024

Autor(in): Katharina Hübel

Sprecher(in): Irina Wanka

Redaktion: Susi Weichselbaumer

Das größte Riesenrad der Welt steht in Abu Dhabi. Zwischen Luxusappartements und exklusiven Restaurants ragt es 260 Meter in den Himmel. So hoch wie die höchsten Bürogebäude Europas. Und: Es steht auf einer künstlich aufgeschütteten Insel. Eine Konstruktionsleistung, die demonstriert, wozu Menschen fähig sein können, wenn sie hoch hinaus wollen. Und wenn sie das nötige Kleingeld haben. So gesehen ist das Riesenrad weit mehr als nur Teil eines Vergnügungsparks. Ähnlich dürften die Menschen damals gefühlt haben, im Goldenen Zeitalter der Weltausstellungen Ende des 19. Jahrhunderts, als immer kühner werdende Konstruktionen immer höher in den Himmel ragten und neue Ingenieursleistungen die Schwerkraft zu besiegen schienen. Man denke nur an den Eiffelturm in Paris.

Höher, weiter, rundherum

In dieser Zeit begannen auch die ersten Ingenieure Riesenräder in den großen Städten dieser Welt zu konstruieren. Die Briten Walter Bassett und Harry Hitchins jedoch hatten die wagemutige Vision, das größte Riesenrad der Welt zu erschaffen. Sie hatten sich dafür Wien ausgeguckt, wo auf der Kaiserwiese des Praters ein Vergnügungspark entstanden war, unter Leitung des Theaterdirektors Gabor Steiner. Der musste das größte Riesenrad der Welt aber erstmal genehmigt bekommen und legte die Skizze dazu dem Wiener Bauamt vor. Ein schlechter Aprilscherz, dachte man dort. Erst, nachdem der Professor für Brückenbau von der technischen Universität Wien nachgerechnet hatte, ob das Konstrukt nicht gleich wieder zusammenbrechen würde, erhielt Gabor Steiner den Stempel vom Amt und konnte loslegen mit dem Bau.

Bitte, danke, drehen lassen

430 Tonnen Eisen wurden aus England rangekarrt. Und dann erst der Transport der Achse! 16 Pferde mussten das schwerste Teil des Wiener Riesenrads ziehen. Der Karren, auf dem das massive Eisen lag, sank immer wieder tief ein in den weichen Praterboden und blieb stecken. Schließlich musste auf der Länge des Wegs bis zum Standort eine extra Bahn errichtet werden, damit ein Weiterkommen war. Dort zogen Dampfkräne dann die Achse in die Senkrechte, bis sie sicher stand. Ein schweißtreibendes und teures Unterfangen. Und da stand noch nicht mal das Rad selbst, ein Dreißigeck mit einem Durchmesser von fast 61 Metern. Anlässlich der Feier des 50. Thronjubiläums von Kaiser Franz Josef I. wurde das Jahrhundertbauwerk nach gut acht Monaten Bauzeit fertig– am 21. Juni 1897.

Rund vier Tage später gab es die erste Probefahrt – und Anfang Juli ging das heute älteste Riesenrad der Welt dann für die Öffentlichkeit in Betrieb. 8 Gulden kostete eine fast fünfzehnminütige Fahrt. Damals: Adrenalin pur! Aber kaum zu leisten für die Zeitgenossen. Gabor Steiner verschuldete sich über das ehrgeizige Projekt und musste schließlich verkaufen. Aber: Das Wiener Riesenrad gibt es immer noch. Allen Finanzmiseren und zwei Weltkriegen zum Trotz. Einmal bis aufs Eisengerippe abgebrannt wurde es in Wien zum Symbol des Wiederaufbaus nach 1945 – und zum Wahrzeichen der ganzen Stadt. Das größte Riesenrad der Welt ist es nun nicht mehr. Abu Dhabi hat ihm schon lange den Rang abgelaufen.

Doch manchmal lässt sich auch mit Geld nicht alles kaufen: Das Riesenrad von Abu Dhabi ist zwar das größte seiner Art, aber es steht mittlerweile still. Anders als das Wiener Riesenrad, das sich nach wie vor dreht, hat es ordentlich Sand im Getriebe. Und das nach nur wenigen Jahren! The sky is the limit – der Himmel ist die Grenze. Aber manchmal eben auch: die Wüste.


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