Bayern 2 - Katholische Welt


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II. Vatikanisches Konzil Die neue Botschaft der Kirche

Die Evolutionstheorie ist Quatsch und der Gottesdienst gehört auf Latein gehalten - so lautete die päpstliche Ansage in der katholischen Kirche in den 1950er-Jahren. Doch dann berief Papst Johannes XXIII. 1962 das zweite Vatikanische Konzil ein.

Stand: 15.09.2011 | Archiv

zweites vatikanisches konzil | Bild: picture-alliance/dpa

1950 warnte Papst Pius XII. in seiner Enzyklika "Humani generis" vor der Evolutionstheorie, vor Existentialismus und Idealismus. Themen wie Ökumene oder das Verhältnis zu nichtchristlichen Religionen waren schlicht tabu. Dafür war der Papst vom "Monogenismus" überzeugt, also der Theorie, dass die Menschheit von einem einzigen Paar abstammt. "Heute steht so was nicht mal mehr im Weltkatechismus", sagt der Theologe Peter Hünermann.

Dass in der katholischen Kirche heute Vieles moderner gehandhabt wird, ist dem Zweiten Vatikanischen Konzil zu verdanken. Viele katholische Theologen feiern es euphorisch als Glücksfall in der Geschichte der Kirche und als regelrechte Revolution. Der Nachfolger von Pius XII., Papst Johannes XXIII., hatte es 1962 unter dem Motto "Aggiornamento" einberufen, auf Deutsch: "Verheutigung". Genau darum ging es dem Oberhirten: Um die Aktualisierung der Botschaft der Kirche und wie sie diese den Menschen im Kontext der Zeit vermitteln kann.

Papst Johannes XXIII. bei der Eröffnung des 2. Vatikanischen Konzils.

2.700 Bischöfe aus aller Welt und viele bedeutende Theologen folgten zwischen 1962 und 1965 der Einladung des Papstes nach Rom und begannen mit den Beratungen. Die Konzilsteilnehmer begnügten sich nicht damit, über Fragen, die man ihnen vorlegte, bloß abzustimmen, sie diskutierten – auch und vor allem über die einstigen Tabuthemen.

Kritiker

Kritiker- allen voran die Piusbruderschaft - beklagen in Bezug auf das Zweite Vatikanische Konzil einen Bruch mit der Vergangenheit. Sie fürchten eine Anbiederung an die modernen Ideen der Toleranz und des Pluralismus auf Kosten der Wahrheit des Evangeliums.

Zu den Neuerungen, die das Zweite Vatikanische Konzil beschlossen hat, gehört etwa die grundlegende Reform der Messliturgie mit der Erlaubnis zur Verwendung der Landessprache im Gottesdienst und mit der Zelebration "zum Volk hin". Außerdem waren nun historisch-kritische Methoden bei der Auslegung der Bibel zugelassen.

Trotz aller Reformen sind Denunziationen, Misstrauen und Kontrollzwänge nicht aus der Kirche verschwunden. Von der neuen Offenheit, die das Konzil damals anstrebte, ist manchmal auch nichts mehr zu spüren. Aber die erlebte Gemeinschaft der Bischöfe beim Konzil von 1962 hat den Bischöfen aus aller Welt große Hoffnungen gemacht.


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