Kinder der Popgeschichte Die Haden Familie
Die Popgeschichte kennt viele Familien: die Pointer Sisters oder die Jackson Five, die Roches und die Wainwrights und die McGarrigles, und - die Haden Familie.
Man kann die Geschichte dieser Familie mit einem biblisch anmutenden Satz beginnen: Am 11. Oktober 1971 wurden zu New York dem Ehepaar Haden drei zukünftige Punk-Rock-Girls geboren: Die Haden-Drillinge. "The Haden Triplets" – so nannten und nennen sie sich auch heute noch gelegentlich auf der Bühne - fanden sich 21 Jahre und eine Scheidung und Wiederverheiratung des berühmten Vaters Charlie Haden später in Los Angeles in der Band von Anna Waronker wieder, ebenfalls Tochter eines berühmten Vaters, nämlich Warner-Records-Boss Lenny Waronker.
Annas Band hieß drei Alben lang That Dog und spezialisierte sich mit ansehnlichem Erfolg auf eine Mischung aus Teenage-Drama und Gute-Laune-Punk; Petra und Rachel Haden waren feste Mitglieder von That Dog, Tanya spielte gelegentlich Cello.
Als Anna Waronker eine Solo-Karriere beginnt, die zu nicht viel führen wird, schließen sich Petra und Rachel und zwei Musiker der Fun-Punk-Combo Weezer zu den Rentals zusammen, die gleich den sympathischen College-Hit "Friends of P" landen können…
Die Schwestern: Tanya, Rachel und Petra
Schwester 1: Von den drei Haden-Schwestern ist es Tanya, die dem Musikgeschehen die größte Distanz entgegenbringt: Sie geht zwar gelegentlich mit ihrem Cello ins Studio, um anderen Musikern auszuhelfen, ist aber seit 2006 mit dem Schauspieler und Comedian Jack Black verheiratet und hat zwei Kinder. Jack Black - Hollywood Star: Stichwort School of Rock – soll sich bloß nicht zu viel einbilden: Andere Verehrer von Tanya stehen auf den großen Bühnen dieser Welt und widmen der vermeintlich unbekanntesten Drillingsschwester sogar einen eigenen Song, wie etwa Ween mit "Stay Forever".
Schwester Nummer 2: Rachel. That Dog und The Rentals waren ihre Karrierehöhepunkte, obwohl Rachel Haden immer noch sehr aktiv ist: Mal ist sie mit Musikern von Jimmy Eat World oder Todd Rundgren auf Tour, mal hat sie mit ihren Schwestern und Mitgliedern von Dengue Fever eine Country-Show am Laufen…
Der profilierteste Haden-Drilling aber ist und bleibt die Nummer 3: Petra. Es scheint überhaupt keine Hochzeit zu geben, auf der sie nicht tanzt: Auto-Commercials für Toyota, Doom Metal mit Sun O))), Platten mit Cornelius und Cibo Matto, Engagements bei den Foo Fighters, Beck oder Green Day, Solo-Alben, auf denen sie eine komplette Who-LP nachsingt oder ihre Lieblingshollywood-Melodien, letztere erschienen 2013 unter dem Titel "Petra Goes tot he Movies"…
Der Bruder kommt nach dem Vater
Der Bruder: Ich habe Ihnen bis hierhin noch ein weiteres musizierendes Mitglied der Haden-Familie unterschlagen - Josh Haden, drei Jahre älter als seine Schwestern; der hat in den Achtzigern Hardcore-Punk gespielt, ist aber heute wie Papa als Jazzbassist aktiv, sicher keine leichte Karriere-Entscheidung für den Sohn eines Charlie Haden. Sein "claim to fame" dürfte es allerdings sein, dass der späte Johnny Cash eins seiner Lieder aufgenommen hat, nämlich "Spiritual".
Die Band That Dog, in der Petra, Rachel und gelegentlich Tanya Haden spielten.
Der Vater: Mit zwei Jahren durfte oder musste Charlie Haden mit seinen Eltern und Geschwistern vors Live-Mikrophon einer Country-Station, ähnlich wie die Mitglieder der berühmteren Carter Family. Das war 1939. Zwanzig Jahre später treffen wir auf den schüchtern wirkenden jungen Mann in Los Angeles, wo er nach und nach als Bassist mit Ornette Coleman, Don Cherry und Bill Higgins jene Musik ins Leben rufen wird, die wir heute Free Jazz nennen.
Die sechziger Jahre verbringt Charlie Haden meist in New York, wo auch seine Kinder geboren werden. Er spielt mit Keith Jarrett und arbeitet im Umfeld von John Coltrane. Immer offensiver setzt er sich für linke politische Ziele, für Menschenrechte, für den Tierschutz ein: Seine explizit politischen Arbeiten werden mit dem Liberation Music Orchestra eingespielt, das je nach Bedarf auch nach langen Pausen aktiviert wird. Robert Wyatt und Ian Dury nennen ihn als Einfluss, er selbst verehrt John Coltrane und Pat Metheny.
Leider kein Happy End für die Haden Familie
Vor zwei Jahren hat Charlie Haden seine Polio aus Kindertagen wieder eingeholt, eine Art Rückfall; er kann kaum mehr sprechen, keinesfalls mehr auftreten. Manchmal schauen die Kinder und Musikerfreunde vorbei und sie spielen dann zusammen – wie vor dem Polio-Rückfall auf einer wunderbaren Country-Platte, die Musikfreunden jeder Couleur wärmstens empfohlen sei: "Rambling Boy".