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Outlaw Country Waylon Jennings und Willie Nelson

Outlaw Country steht für die Rebellion gegen die mächtige Country-Industrie aus Nashville, Tennessee. Die Haupt-Protagonisten sind Waylon Jennings und Willie Nelson und Johnny Cash später auch Kris Kristoffersen.

Von: Klaus Walter

Stand: 18.07.2013 | Archiv

Willie Nelson | Bild: picture-alliance/dpa

Waylon Jennings war eine der treibenden Kräfte dieser Bewegung. Und das hat auch mit seiner Großzügigkeit zu tun. 1959 wird der junge Waylon Jennings von Buddy Holly als Bassist engagiert, Holly ist zu dem Zeitpunkt einer der größten Stars des Rock'n'Roll.

Am 3. Februar 1959 chartert Holly während einer Tournee für seine Band ein Flugzeug. Jennings verzichtet auf seinen Platz zugunsten seines Mitmusikers J.P.Richardson, der an einer Erkältung leidet.

Waylon Jennings | Bild: Wikimedia Commmons / Mike James

Waylon Jennings

Der Rest ist Geschichte: Das Flugzeug mit Buddy Holly, Ritchie Valens, The Big Bopper und anderen Musikern stürzt ab, Don MacLean verewigt diesen Tag später in seinem Hit „American Pie“ als: The day the music died. Waylon Jennings überlebt und wird einer der größten Country Stars seiner Generation und Mitbegründer der Outlaw Country-Bewegung.

The day the music died

Die Gesetzlosen des Country rebellieren in den siebziger Jahren gegen die mächtige Country-Industrie in Nashville/Tennessee. Die Outlaws um Waylon Jennings und Willie Nelson wollen den urwüchsigen, traditionellen Honky Tonk-Sound aus den Tagen von Jimmie Rodgers und Hank Williams vor dem Aussterben bewahren – eine Art konservative Rebellion gegen das Country-Establishment, das Country mehr und mehr in Richtung seichte Schlagermusik trimmt.

Und, wie der Name schon nahelegt, sind die Outlaws die Gegenspieler der autoritären Law & Order-Fraktion. „Die verbieten dir alles“, hat Waylon Jennings mal gesagt über die Bosse der Country-Industrie.

"Sie schreiben dir vor, welche Klamotten du tragen sollst, wie du was zu tun hast. Sie wollten mich zerstören. Ich hab´ die Sachen dann auf meine Art gemacht. Wenn du dich bei meiner Musik einmischst, dann kann ich böse werden."

Waylon Jennings

Also wird Waylon Jennings zum Outlaw, denn dafür gibt es noch andere gute Gründe. Zum Beispiel, dass Ladies Outlaws lieben, wie es in einem seiner Hits heißt:

"Ladies love outlaws and Outlaws touch Ladies somewhere deep down in their soul."

Waylon Jennings

Die Hauptstadt des Country-Establishments ist Nashville, mit über 600.000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt in Tennessee, knapp hinter Memphis. Die Hauptstadt des Country-Outlaws ist Luckenbach, ein Dorf in Texas. Einwohnerzahl in Worten: drei. „Luckenbach, Texas” ist ein mythenumrankter Ort, und der gleichnamige Hit von Waylon Jennings & Willie Nelson aus dem Jahr 1977 ist quasi das Gründungsdokument der Country-Outlaws, Untertitel: Back to the Basics of Love.

Luckenbach, TX, USA

Johnny Cash

Luckenbach ist kleines Nest Texas Hill Country, es sind 20 Kilometer bis Fredericksburg und 80 Kilometer bis San Antonio. Wie so viele Dörfer in Texas hat auch dieser spezielle Ort einen deutschen Migrationshintergrund. Ende der 1840er Jahre lass en sich die Brüder Jacob und August Luckenbach hier nieder und geben dem Dorf ihren Namen.

Die Bevölkerung von Luckenbach wächst im Jahr 1904 auf den Rekordstand von 492. Danach aber geht´s bergab, in den Sechziger Jahren wird Luckenbach zur Geisterstadt. 1970, so die Legende, wird die Stadt in einer Zeitungsannonce zum Verkauf angeboten: „Town Pop. 3 for sale“, das Pop in dieser Anzeige steht für population. Stadt zu verkaufen, Einwohnerzahl drei.

Viva Terlingua

Ein gewisser Hondo Crouch kauft die Geisterstadt für 30.000 Dollar und leitet fortan die Luckenbach Dance Hall. In dieser Luckenbach Dance Hall gibt im Sommer 1973 Jerry Jeff Walker ein Konzert. Das wird mitgeschnitten und ein Live-Album veröffentlicht unter dem Titel Viva Terlingua. Und es wird zu einem Klassiker Outlaw-Bewegung. Klar, dass Jerry Jeff Walker auch im Luckenbach- Song von  Waylon Jennings gewürdigt wird: Von „Jerry Jeff's train songs“ ist da die Rede. Auch Willie Nelsons „Blue Eyes Cryin' in the Rain” wird erwähnt, und wieder mal reimt sich in einem Country-Song “rain” auf “pain”:

"And Jerry Jeff's train songs and Blue Eyes Cryin' in the Rain
Out in Luckenbach, Texas there ain't nobody feelin' no pain."

Willie Nelson

Luckenbach, das Geisterdorf in Texas, wird in diesem Song zum Sehnsuchtsort. Ein Ort wie einst der Wilde Westen in den guten alten Zeiten, ein Ort, noch nicht erfasst von den Krankheiten der modernen Zivilisation, ein Ort, an dem man sich besinnen kann auf die wirklich wichtigen Dinge des Lebens, eben Back to the Basics of Love. „Die einzigen beiden Dinge, für die es sich zu leben lohnt, das sind gut gestimmte Gitarren und zuverlässige Frauen“, singt der Outlaw. „Ich muss meinen Namen nicht in Leuchtbuchstaben sehen, ich habe meine Lieder und habe dich bei mir heute Nacht, vielleicht ist es Zeit, dass wir zurückkehren zu den basics of love“ und dann: “Let's go to Luckenbach, Texas, With Waylon and Willie and the boys “

Waylon and Willie

Willie Nelson

“Waylon and Willie” – das ist auch der Titel eines gemeinsamen Albums von Jennings und Nelson 1977. Der Schlüsselsong darauf enthält einen guten Rat an alle Mütter: Mamas, lasst Eure Babies nicht aufwachsen, um Cowboys zu werden. “Mammas don´t let your Babies grow up to be Cowboys”. In den letzten Jahren hat Willie Nelson den Songtitel gerne mal verballhornt: aus “Mammas don´t let your Babies grow up to be Cowboys” hat er dann gemacht: “Mammas don´t let your Cowboys grow up to be Babies”. Outlaw Country ist ja eine Männer-Angelegenheit und so geht es in vielen Songs um männliche Bilder und Selbstbilder. Als Projektionsfläche dient dabei immer wieder der Cowboy, und der wird auch mit einer gewissen Ironie behandelt, auch mal mit Selbstironie, gerade bei Willie Nelson.

Einer der Überväter des Country ist Hank Williams. Für die Outlaws um Waylon Jennings und Willie Nelson ist dieser Hank Williams auch Jahrzehnte nach seinem frühen Tod noch immer das Maß aller Dinge. Davon zeugt auch einer der berühmtesten Songs von Waylon Jennings: Bist du sicher, dass Hank das genauso gemacht hätte?

Fragt Jennings 1975 und kritisiert mal wieder das neue Country-Establishment mit seinem Hang zum hohlen Glamour und den teuren Autos. Das Publikum honoriert die Kampfansage des Outlaws gegen die da oben. “Are you sure Hank done it this way?” landet an der Spitze der Country-Charts. 1978 ist Waylon Jennings auf dem Höhepunkt seines kommerziellen Erfolges und das Marktsegment namens Outlaw Country boomt.

Kommerzieller Erfolg für Outlaw Country

Es boomt so sehr, dass der Erfolg einigen Protagonisten unheimlich wird. Waylon Jennings formuliert dieses Unbehagen in einem Song. „Don't you think this outlaw bit´s done got out of hand“ fragt er, also, glaubt ihr nicht, dass dieses Outlaw-Ding aus dem Ruder läuft. Wenn plötzlich alle Outlaws sind, wer ist dann eigentlich noch Law? Und Order? Waylon Jennings wehrt sich gegen die Vereinnahmung und gegen den inflationären Gebrauch des Begriffs Outlaw. Das passiert 1978. 35 Jahre später, im Jahr 2013, schlägt ein anderer Country-Sänger in dieselbe Kerbe.

Kris Kristoffersen mit Waylon Jennings Witwe Jesse Colter

Auch er singt eine Haßtirade gegen die Outlaw-Poser. Bei Country geht´s nicht um Äußerlichkeiten, es geht darum, sich selbst treu zu sein, so die wertkonservative Message: „Du sagst, du bist ein Outlaw mit deinen perfekten Cowboystiefeln, die dir die Image-Abteilung deiner Plattenfirma spendiert hat…die Wahrheit kannst du dir nicht kaufen, Leute wie dich, die sollte man ausschließen. „The should outlaw you“, so heißt der Song und dann wird noch mal die Geschichte des echten Outlaws Waylon Jennings erzählt. Und zwar von einem, der es wissen muss: Shooter Jennings, der Sohn des alten Waylon.

Mitte der Achtziger ist der Boom des Outlaw-Country abgeflaut, die Branche klagt über sinkende Plattenverkäufe. Also tun sich vier Pioniere des Outlaw zusammen: Johnny Cash, Waylon Jennings, Kris Kristofferson und Willie Nelson – zusammen sind sie die Highwaymen und zeigen den jungen Designer-Outlaws noch mal, was ein echter Cowboy ist. Da wird so manche Träne ins Bierglas vergossen.


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