Erinnerungskultur Innehalten, Gedenken, Aufarbeiten
Gedenktage und Gedenkstätten, Mahnmale und Stolpersteine, dazu die mediale Begleitung durch Filme und Talks. Manchmal scheint es fast zu viel des Guten zu sein. Wie kann Erinnerungskultur heute funktionieren?
Die Erinnerung an die deutsche Geschichte – so wichtig sie auch ist - lässt sich nicht verordnen. Bestenfalls ereignet sie sich anlässlich eines Ortes oder eines vergangenen Geschehens. Denn ohne emotionale Beteiligung lässt sich etwa die Reichspogromnacht von 1938 nicht aufarbeiten. Aber bald gibt es keine Zeitzeugen mehr, die authentisch vermitteln können, was wirklich passiert ist. Fehlt es dann an Menschen, deren persönliches Schicksal uns Mahnung sein soll? Wie muss eine moderne Erinnerungskultur aussehen, die auch junge Menschen anspricht? Wie kann man aus der Vergangenheit überhaupt angemessene Lehren für die Gegenwart ziehen? Fragen, die das Notizbuch-Freitagsforum „Innehalten, Gedenken, Aufarbeiten – Erinnerungskultur heute“ stellt.
Zu Gast bei Klaus Schneider:
- Olga Mannheimer, Autorin und Publizistin
- Dr. Robert Sigel, Bayerische Landeszentrale für politische Bildungsarbeit
Gute Bücher für Jugendliche zum Thema Nationalsozialismus
Die Klassiker
Anne Frank. Tagebuch. Aus dem Niederländischen von Mirjam Pressler. S. Fischer. ISBN: 978-3-596-15277-3. 7,99 Euro.
Anne Frank, am 12. Juni 1929 als Kind jüdischer Eltern in Frankfurt am Main geboren, flüchtet 1933 mit ihrer Familie nach Amsterdam. 1940 fällt die deutsche Wehrmacht in den Niederlanden ein und die Franks müssen sich in einem Hinterhaus verstecken. Sie werden jedoch verraten und nach Auschwitz verschleppt. Anne Frank stirbt 1945 im Konzentrationslager Bergen-Belsen an Entkräftung und Typhus. Ihr bewegendes Tagebuch erzählt von der Hoffnung, über das Schreiben Gedanken, Ideale und Phantasien in einer hoffnungslosen Zeit auszudrücken und die Nachwelt zu bewegen.
Als Hitler das rosa Kaninchen stahl. Judith Kerr. Ravensburger Verlag. ISBN: 978-3-473-58003-3. 7,99 Euro.
Berlin, Anfang 1933: Die Nazis stehen kurz vor ihrem Wahlsieg. Anna ist neun Jahre und lebt in Berlin, als Tochter einer jüdischen Familie. Aus Sorge vor einer Machtübernahme Hitlers flieht Annas Familie in die Schweiz. Ihr Eigentum wird konfisziert, darunter auch Annas rosa Plüschkaninchen, das sie in Berlin zurückgelassen hat. Doch für Anna wird das nicht der einzige Verlust sein.
Ich trug den gelben Stern. Inge Deutschkron. DTV. ISBN: 978-3-423-30000-1. 8,90 Euro.
Inge Deutschkron ist als Kind jüdischer Eltern in Berlin aufgewachsen. Sie schildert, was eine Kindheit unter dem gelben Stern im Nazideutschland bedeutete. Sie darf nicht mit allen Gleichaltrigen spielen, ist vom Schwimm- und Sportunterricht ausgeschlossen, muss mehrmals die Schule wechseln und umziehen. Angst vor Verhaftungen, Angst vor dem Sterben schleichen sich zunehmend in ihren Alltag. Inge Deutschkron geht in die Illegalität, nimmt ein Leben unter fremder Identität an.
Der gelbe Vogel. Myron Levoy. DTV. ISBN: 978-3-423-07842-9. 6,95 Euro.
Naomi verliert ihren Vater, der von den Nationalsozialisten getötet wird und flieht mit ihrer Mutter aus Frankreich nach New York. Schwer traumatisiert versucht Naomi ein neues Leben zu beginnen.
Die vollständige Maus. Art Spiegelman. S. Fischer Verlag. ISBN: 978-3-596-18094-3. 14,95 Euro
Der polnische Jude Wladek Spiegelman schildert seinem Sohn von Rettung und Überleben der Nazi-Zeit. Die Geschichte erzählen allerdings Tiere. Katzen übernehmen die Rolle der Deutschen und Mäuse die der Juden.
Die Entdeckungen
Ein Versteck wie damals. Kees Opmeer. Ravensburger Buchverlag. ISBN 978-3473522552
Während Kenny für die Schule Das Tagebuch der Anne Frank lesen muss, findet er heraus, dass seine Nachbarn die 10-jährige Mbele aus Afrika verstecken. Sie soll ohne ihre Eltern in ihr Heimatland zurückgeschickt werden. Kenny freundet sich mit dem hübschen Mädchen an. Doch dann wird Mbele verraten. Kenny versteht jetzt genau, was damals mit Anne passiert ist - und dass es auch heute geschehen könnte.
Die Reise. Ida Fink. Suhrkamp Verlag. ISBN: 978-3-633-54251-2. 22,90 Euro
Zwei ungleiche Schwestern flüchten im 1942 aus einem polnischen Ghetto, indem sie sich unter falschem Namen als Zwangsarbeiterinnen in Deutschland melden. Beschrieben wird die äußere und innere Odyssee der beiden auf einer Reise so weit weg von Ausschwitz, wie möglich.
Anton oder Die Zeit des unwerten Lebens. Elisabeth Zöller. S. Fischer Verlag. ISBN: 978-3-596-80516-7. 6,95 Euro
Die Geschichte eines Jungen, dessen Leben zur Nazi-Zeit per se als wertlos galt, denn er ist behindert.
Existenzbeweise. Hanna Krall. Verlag Neue Kritik. ISBN 978-3-8015-0288-1. 19,50 Euro
Das Buch ist ein Erzählband, in dem Einzelschicksale polnischer Juden geschildert werden. Die Autorin will der stumpfen Statistik der Zahl Millionen ermordeter Menschen etwas entgegensetzen.
Da ist kein Fluss mehr. Hanna Krall Verlag Neue Kritik. ISBN 978-3-8015-0331-4. 19,50 Euro
Erzählt werden Geschichten vom Danach - querbeet verteilt über den Globus.