Bayern 2 - Notizbuch







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Buchbesprechung „Das Ende der Lebensversicherung“

Der Titel ist Programm: In seinem Buch „Das Ende der Lebensversicherung“ warnt Autor Michael Grandt vor dieser Anlageform. Er tut das kundig und verständlich. Der Alarmismus aber ist überflüssig.

Von: Rigobert Kaiser

Stand: 07.11.2016 |Bildnachweis

Buchcover:Michael Grandt - Das Ende der Lebensversicherung | Bild: FinanzBuch Verlag, Montage BR

Michael Grandt liebt offenbar eine martialische Sprache: In früheren Werken prophezeite er den Crash des Euro, sah Deutschland und Europa vor dem Kollaps und warnte bereits mehrmals vor dem Abschluss von Lebensversicherungen. Dieser Linie bleibt Grandt in seinem neuesten Buch „Das Ende der Lebensversicherung“, das jetzt im Münchner FinanzBuch Verlag erschienen ist, treu.

"Die Gründe sind vielfältig, zumal nächstes Jahr der Garantiezins auf 0,9 Prozent fallen soll. Rendite und Überschüsse schrumpfen durch die Niedrigzinsen. Die Versicherer müssen immer risikoreicher anlegen. Und es gibt auch Krankenkassenbeiträge auf die Auszahlung von Direktversicherungen. Eine Lebensversicherung ist unrentabel."

Michael Grandt, Buchautor

Punkt! Grandt macht gerne Punkte, noch lieber macht er Ausrufezeichen! Nicht jeder mag diesen Stil, der ihm Bestsellerauflagen, aber auch den Ruf eines Verschwörungstheoretikers einbrachte.

Spiel mit den Ängsten

Erneut  spielt Grandt mit den Ängsten der Deutschen, ihr Geld zu verlieren. Die Kapitel sind mit „Reiches Volk, armes Volk“, „Märchen rund um die Lebensversicherung“ oder „Wie der Staat Sie abzockt“ überschrieben. In den Texten ist häufig von Lügen und Staatspropaganda die Rede. Grandt will kein Verschwörungstheoretiker sein, aber mit seiner geschriebenen Sprache trägt er maßgeblich zu diesem Ruf bei.

Im Interview mit dem Bayerischen Rundfunk klang er – recht überraschend - viel moderater, auch beim Thema „Ende der Lebensversicherung“.

"Alternativen zur Kündigung wären, die Versicherungssumme zu reduzieren, damit sie weniger Beitrag zahlen müssen oder beitragsfrei stellen. Oder auch die Lebensversicherung verkaufen, aber nicht gleich kündigen."

Michael Grandt, Buchautor

Finanzmarkt verständlich erklärt

Abseits der provozierenden Überschriften und der wertenden Sprache bietet Grandt ein Füllhorn an Wissenswertem. Er erklärt, was Pfandbriefe und Staatsanleihen sind. Warum diese Papiere in Zeiten extrem niedriger Zinsen riskanter geworden sind.

Verzinsung  | Bild: picture-alliance/dpa zum Artikel Schlechter Deal Lebensversicherung am Ende

Kapital-Lebensversicherungen sind ein Auslaufmodell. Rentabel sind am ehesten Altverträge mit hohen Garantiezinsen. Den Versicherern sind die jedoch ein Dorn im Auge. [mehr]

Er gibt Einblicke in das komplexe Steuersystem und Versicherungsrecht. Er zeigt auf, wo die Fallstricke verborgen sind. Mit vielen Beispielen erläutert er verständlich die Probleme. Anhand einer Anleitung kann man sich die persönliche Rentenlücke ausrechnen. Im letzten Drittel des Buches, das mit „Praxisteil“ überschrieben ist, gibt er wertvolle Tipps, die Kunden so nicht von ihrem Versicherungsagenten erfahren. Das ist wichtig, denn nur informierte Kunden können schließlich entscheiden, welche Anlage für sie die richtige ist. Von einer  Lebensversicherung  rät Grandt natürlich ab, da bleibt er sich bis zum letzten Unterkapitel treu:

"Sachwerte statt Geldwerte. Und sie können dann auf verschiedene Anlageklassen setzen – nicht nur auf eine. Zum Beispiel Dividendenaktien, Aktienfonds mit breiter Streuung. Immobilieninvestments, Edelmetalle, Nicht-Euro-Anleihen, Fremdwährungen. Aber nochmals: breit streuen! Wer streut, der fällt nicht."

Michael Grandt, Buchautor

Anlagetipps mit Haken

Diese Anlagetipps sind allesamt nicht neu. Sie sind uralte Klassiker, die zuletzt besonders von Euroskeptikern verbreitet wurden. Ohne Risiko geht es nicht. Breit streuen können die meisten mangels Geld auch nicht. Beim Gold verschweigt Grandt, dass der aktuelle Preis weit unter dem letzten Rekord von 2011 liegt, als die Feinunze über 1900 Dollar kostete. Die vermeintlich sicheren Fluchthäfen Schweiz und Norwegen sind riskanter geworden, weil sich ihre Währungen wegen der Krise in der Eurozone dramatisch verteuert haben.

Fazit: Gut, aber zu dramatisch erklärt.

Michael Grandts Buch liefert eine Fülle von Sachinformationen, die er verständlich erklärt. Er gibt viele wertvolle Tipps, auch was das berühmte „Kleingedruckte“ angeht. Das sind die Verdienste dieses Buches. Wer auf klare Anlagetipps hofft, wird enttäuscht. Die kann es nur auf der persönlichen Ebene geben, das weiß auch Grandt. Sprachlich spielt er in erster Linie mit den Ängsten seiner Leser. Offenbar kann man heutzutage nur mit dieser Dramatik Beststellerbücher schreiben. In seinem Nachwort fordert Grandt seine Leser auf, mutig zu bleiben und alles zu hinterfragen. Das gilt natürlich auch für dieses Buch!







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