Weihnachtsbräuche im Wandel Vom Paradeiserl zur Glitzergirlande
Seit wann zünden wir Kerzen am Adventskranz an? Warum glauben manche Kinder an den Weihnachtsmann und andere ans Christkind? Wer hat den Adventskalender erfunden, und seit wann versammelt man sich unter dem Weihnachtsbaum? Bräuche rund um Weihnachten und wie sie sich entwickelt haben, wie sie sich verändern und wie neue Gepflogenheiten entstehen, beispielsweise die vorweihnachtliche Lichterflut auf Balkonen und in Vorgärten.
Lange Zeit dient die Krippe vor allem der religiösen Belehrung. So konnten sich auch leseunkundige Menschen in die Weihnachtsgeschichte vertiefen. Die bühnenartigen Bilder bekamen aber schnell ein Eigenleben, je nachdem in welcher Region sie entstehen. In katholischen Familien stand die Krippe lange im Mittelpunkt der häuslichen Weihnachtsfeier. Erst im 19. Jahrhundert übernimmt der Christbaum diese Rolle.
Vom Paradeiserl ...
Als Vorläufer des Lichterbaums gilt beispielsweise das Paradeiserl, eine Pyramide aus kurzgeschnittenen Weidenruten, Buxbaumzweigen, Äpfeln und Kerzen - Symbol für den Apfelbaum im Paradies. Andere Vorläufer des Christbaums sind die Weihnachtsmaien. Mit den grünen Zweigen von Stechpalme, Buxus und Eibe schmückt man im Elsass bereits um 1600 Haus und Hof. Eine Bremer Zunftchronik von 1570 berichtet von einem Dattelbäumchen - einem kleinen, mit Äpfeln, Nüssen, Datteln und Papierblumen geschmückten Tannenbaum, der im Zunfthaus aufgestellt wird und am Weihnachtsabend von den Kindern geplündert werden darf. In die Privathäuser zieht der Christbaum aber nur zögernd ein, zuerst bei adeligen und großbürgerlichen Familien, wo er bald als Prestigeobjekt gilt.
... zur Glitzergirlande
Heute scheint sich die Gesellschaft in einer Art Dekorationswut abzubilden. Bereits Ende November glitzert, blinkt und strahlt es in jedem Ort von Fenstern, Balkonen und aus Vorgärten. Licht spielte in der dunklen Jahreszeit schon immer eine große Rolle, sei es bei vorchristlichen Wintersonnwendritualen, beim Luciabrauch oder den Weihnachtskerzen. Mittlerweile scheinen aber manche Anwesen wahre Lichterorgien zu feiern. Vor allem Kinder zieht das bunte Leuchtfeuer magnetisch an.