Bayern 2 - Notizbuch


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Schafkopfen Traditionelles Stammtisch-Vergnügen

Für Touristen ist es ein bayerischer Mythos, für seine Fans dagegen einfach der beste Zeitvertreib der Welt - Schafkopfen. Während Maumau als Kinderkram gilt und Pokern als Verbrecherspiel, ist Schafkopfen Kult. Dieses Kartenspiel ist spannend und hochkomplex, sagen die Aktiven. Es ist gemütlich und einfach schön anzuschauen, sagen die Zuschauer.

Stand: 01.01.2013 | Archiv

Schafkopf-Karten | Bild: picture-alliance/dpa

Das Schafkopfen gilt als bayerisches Kulturgut, den Einheimischen genauso wie den Außenstehenden. Das Spiel ist uralt und gleichzeitig quicklebendig, es ist eine Kultur des Denkens, der Mathematik und der Psychologie. Sogar als Synonym des bayerischen Charakters gilt es. Zuagroasten kann das Schafkopfen sogar zum Türöffner werden: Wenn ein Neu-Bayer sich kompetent mit an den Schafkopftisch setzt, gewinnt er vielerorts den Respekt der Alteingesessenen.

Altes Kartenspiel mit ungebrochenem Reiz

Das Schafkopfen zieht seine Fans seit Jahrhunderten an den Spieltisch. Denn zum Erfolg braucht man mehr als nur schnödes Glück: Erstens ein fotografisches Gedächtnis, um sich zu merken, welche Karten schon ausgespielt wurden. Und zweitens das Gespür, im richtigen Moment den richtigen Stich anzubringen. Da soll noch mal jemand das Wort "Bierdimpfl" für Stammtisch-Kartler in den Mund nehmen!

Das fünfte Rad am Wagen: der "Kiebitz"

Karteln im Wirtshaus Schafkopf-Szenen im Allgäu

So nett sie sonst sein mögen: Wenn ihnen ein Zuschauer zu nah auf den Pelz rückt, dann rutscht vielen Schafkopfern ein g'schertes "Der fünfte Mann gehört unter den Tisch!" heraus. Der fünfte Mann, das ist der Kiebitz, der einer Vierer-Runde beim Karten klopfen zuschaut. Er ist nirgends sonderlich gefragt. Der Grund: Mancher Kiebitz ist so heiß aufs Mitspielen, dass er eben nicht nur beobachtet. Er mischt sich ein, mit schlauen Kommentaren oder noch schlimmer: mit stummen Hinweisen, die seinen Lieblingsspieler zum Gewinner machen können.

Schafkopfen als Seelenspiegel?

Manche gehen so weit, dass sie das Schafkopfen als Synonym für den bayerischen Charakter sehen: Das Spiel ist so intelligent wie die Bayern – manchmal auch so hinterfotzig.

Außerdem hat fast jede Runde zusätzlich zu den Spielregeln ihre Besonderheiten. Ganz klar: Das muss Ausdruck der "liberalitas bavariae" sein! Es heißt ja nicht umsonst Frei-Staat Bayern, oder?

Vom Karteln und vom Auskarteln

Das Schafkopfen im Wirthaus bringt Menschen zusammen.

Sicher ist: Das Schafkopfen im Wirthaus bringt Menschen zusammen. Dabei müssen sie sich nicht einmal besonders mögen, um ein gutes Spiel zu klopfen – die gemeinsame Leidenschaft ist Basis genug. Charmantes Beispiel: Die parteiübergreifenden Schafkopfrunden, die es in manchen Kreistagen und Stadt- oder Gemeinderäten noch immer gibt. Sie treffen sich entweder, weil gerade keine Politik gemacht werden muss – oder eben, weil Politik gemacht werden muss. Beim Schafkopfen können sogar Männer und Frauen zueinander finden, die sich im Gemeinderat eben noch bis aufs Blut bekriegt haben.


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