Bayern 2 - Notizbuch







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Gedenken am Soldatengrab Zwischen Heldenverehrung und zeitgemäßem Gedenken

Am Volkstrauertag wird wieder der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft gedacht. Früher ging es bei dieser ritualisierten Veranstaltung um die Toten vergangener Weltkriege. Heute gibt es militärische Einsätze im Ausland – und von Neuem die Frage: wie der Toten gedenken?

Von: Bettina Weiz

Stand: 08.11.2016 |Bildnachweis

Weltkriegsfriedhof | Bild: picture-alliance/dpa

„Unseren Helden“  steht auf vielen Kriegerdenkmälern, wie es sie überall in Deutschland gibt. Gemeint sind die Toten der Weltkriege, so wie mit „Kriegsgrab“ das Grab eines Weltkriegstoten gemeint ist. Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge hat das Mandat, sich um die Pflege von Soldatengräbern im Ausland zu kümmern. Seine freiwilligen Helfer pflegen nach eigenen Angaben 832 Kriegsgräberstätten in 45 Staaten mit etwa 2,7 Millionen Kriegstoten – um auf diese Weise für den Frieden zu mahnen. Wer die endlosen Reihen von Kreuzen auf den Weltkriegsfriedhöfen entlangwandert, dem wird drastisch vor Augen geführt, was Krieg und Gewaltherrschaft anrichten.

Der Volksbund ist keine staatliche Institution. Er ist ein gemeinnütziger Verein, 1919 angesichts Millionen gefallener Soldaten des Ersten Weltkrieges aus der Gesellschaft heraus gegründet. Bis heute finanziert er sich überwiegend aus Spenden. Über 70 Jahre nach Weltkriegsende werden allerdings die Bürgerinnen und Bürger immer weniger, die sich noch an getötete Weltkriegssoldaten in der Familie erinnern können, und die Spendenbereitschaft geht zurück. In seiner „Göttinger Erklärung“ wies der Volksbund unlängst darauf hin, dass in den nächsten Jahren der Staat stärker gefordert sein werde, seine Arbeit zu unterstützen. Außerdem sei der Verband dabei, sich zu reformieren.

Neu: Das Ehrengrab der Bundeswehr

Wenn Bundeswehrsoldaten sterben - wie z. B. beim Einsatz in Afghanistan – werden sie zuhause in der Nähe ihrer Familien beerdigt. Ihre Gräber gelten nicht als Kriegsgräber. Der Volksbund hat angeregt, dass die Bundeswehr das "Ehrengrab" und „Ehrenplaketten“ am Grab einführt, und seine Mitarbeiter bieten an, sich um Hinterbliebene zu kümmern, sie am Todestag des Soldaten aufzusuchen und Kränze am Grab niederzulegen. Manche nehmen das Angebot gerne an – aber nicht alle Angehörigen wollen das.

"Die Gräber dieser Soldatinnen und Soldaten, die ja in den allermeisten Fällen natürlich im Familiengrab beigesetzt wurden, sind als sogenanntes Ehrengrab der Bundeswehr gekennzeichnet, mit der Inschrift Ehrengrab der Bundeswehr, ergänzt durch das Hoheitszeichen in Form eines Eisernen Kreuzes, entweder auf dem Grabstein selber, mit den weiteren der dort liegenden Familienangehörigen, oder durch einen gesonderten liegenden Pultstein."

Jörg Raab, Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge, Bezirksverband Oberbayern

Von den über 100 im Auslandseinsatz getöteten Bundeswehrsoldaten sind bisher 23 in einem Ehrengrab der Bundeswehr bestattet. Das Grab einer Soldatin ist mit einer Ehrenplakette gekennzeichnet. Und manchen erscheint jede besondere Hervorhebung von Soldatengräbern schon als Heldenverehrung mit zweifelhaftem, weil historisch belastetem Unterton.

Im Verteidigungsministerium in Berlin gibt es seit einigen Jahren ein Ehrenmal für verstorbene Bundeswehrsoldaten. Ihrer gedacht wird auch im "Wald der Erinnerung", einer parkähnlichen Anlage in Potsdam.







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