Lohndumping Werkvertrag - das moderne Arbeitssklaventum?
Leiharbeit war gestern. Der neue Trick fürs Lohndumping heißt Werkvertrag. Er wird sogar schon in Arbeitgeberseminaren als gute Alternative für die Zeitarbeit verkauft.
Gewerkschaften warnen vor neuartigem Lohndumping
Wer in der Vergangenheit Arbeitnehmer ausbeuten wollte, setzte auf Leiharbeit. Das ist inzwischen nicht mehr so einfach. Im April 2011 hat der Bundestag ein neues Arbeitnehmerüberlassungsgesetz beschlossen, das der Ausbeutung von Leiharbeitern einen Riegel vorschieben soll. So gilt für die Zeitarbeitsbranche inzwischen ein Mindestlohn - 7,79 Euro pro Stunde im Westen und 6,89 Euro im Osten Deutschlands. Und Leiharbeiter sollen in der Regel nach dem "equal-pay"-Prinzip den gleichen Lohn wie die Stammbelegschaft bekommen.
Doch es gibt einen Ausweg für Unternehmer: den Werkvertrag. Er wird sogar schon in Arbeitgeberseminaren als gute Alternative für die Zeitarbeit verkauft.
"Das ist eine noch fiesere Sache als die Leiharbeit."
Sprecher des Deutschen Gewerkschaftsbundes Bayern zu BR.de
So funktioniert der Werkvertrag
Werkvertrag
Beim Werkvertrag kauft der Arbeitgeber bei einem Subunternehmer ein komplettes "Werk" - das kann die Reinigung der Büroräume oder das Einräumen von Regalen sein. Bleiben wir beim Beispiel Regaleinräumen: Die Menschen, die die Regale im Supermarkt einfüllen, sind keine Angestellten des Supermarkts. Sie werden stattdessen in der Buchhaltung unter Sachausgaben geführt - wie der Putzwagen im Lager oder das Kassenband.
Arbeitsalltag
Die Supermarktleitung darf Werkvertrags-Arbeitern keine Anweisung geben, die Beschäftigten dürfen nicht in die Arbeitsabläufe des Supermarkts eingebunden sein, eigentlich noch nicht mal die Arbeitsmaterialien des Auftraggebers benutzen - sonst besteht der Verdacht des Scheinwerkvertrags. Kaufland hat das nach BR-Recherchen gar nicht beachtet: Die Werkvertrags-Arbeiter wurden per Knopf im Ohr vom Kaufland-Computer dirigiert.
Kosten
Werkverträge werden oft abgeschlossen, um die Arbeitskosten zu drücken. Für den Werkvertragsarbeiter gilt nicht der in der Leiharbeit vereinbarte Mindestlohn von 7,79 Euro im Westen, bzw. 6,89 Euro im Osten Deutschlands. Einige Unternehmen, die zum Beispiel in Supermärkten Regale einräumen haben sich im Verband Instore und Logistik Services e.V. zusammengeschlossen. Für deren Mitarbeiter gilt ein tariflicher Stundenlohn von 6,50 Euro im Westen und 6 Euro im Osten. Es sollen aber auch wesentlich niedrigere Löhne bezahlt werden.
Statistik
Daten darüber, wie viele Menschen in Deutschland mit Werkverträgen arbeiten, gibt es nicht. Das liegt daran, dass sie in einem Unternehmen nicht als Arbeitnehmer geführt werden, sondern unter Sachausgaben gebucht werden. Aber Umfragen von Gewerkschaften in jüngster Zeit kommen immer zu dem Ergebnis: Werkverträge sind im Kommen.
Vorteile
Für den Arbeitgeber hat ein Werkvertrag viele Vorteile: Die Löhne der Werkvertrags-Unternehmen sind in der Regel niedriger, der Arbeitgeber muss sich um nichts kümmern - sogar der Arbeitsschutz kann laxer gehandhabt werden - und er steht trotzdem in der Öffentlichkeit nicht als jemand da, der die nicht besonders angesehene Leiharbeit zum eigenen Vorteil ausnutzt.
Nachteile
Der Nachteil für den Einkäufer von Werken ist, dass er immer Gefahr läuft, Menschen als Scheinselbständige oder verkappte Leiharbeiter zu beschäftigten - und damit unter Umständen ein Fall für den Staatsanwalt wird. Die Werkvertragsarbeiter haben im Vergleich zu den Angestellten eines Unternehmens klare Nachteile: In der Regel werden sie schlechter bezahlt, haben weniger Rechte und eine geringere Arbeitsplatzsicherheit.
Branchen
Werkvertragsvereinbarungen mit Subunternehmern werden im Prinzip in allen Branchen abgeschlossen. Seit langem ist das etwa in der Baubranche Gang und Gäbe. Aber auch Reinigungs-Dienstleistungen oder der Betrieb einer Kantine sind typische Beispiele. Aber auch bei den bayerischen Automobilunternehmen Audi und BMW stehen per Werkvertrag Beschäftigte an den Bändern.
Werkvertrags-Arbeiter sind Sachmittel
Verbriefte Zahlen darüber, ob die Werkvertragsarbeitsverhältnisse in den vergangenen Monaten zugenommen haben, gibt es nicht. Das liegt daran, dass solche Arbeitskräfte in einem Unternehmen nicht als Arbeitnehmer geführt werden, sondern unter Sachausgaben gebucht werden - wie der Gabelstapler im Lager. Schätzungen und Umfragen von Gewerkschaften deuten aber einen klaren Anstieg von Werkverträgen an.
Zoll wird immer wieder fündig
Und auch der Zoll hat immer öfter mit dem Phänomen zu tun. Gerade hat das Hauptzollamt München Firmen ins Visier genommen, die Supermärkten Regaleinräumer als "Werk" verkaufen.
Kommentieren
TutnichtszurSache, Mittwoch, 29.Februar 2012, 12:43 Uhr
8. @ Karl
Ich glaube, dass hier das eigentliche Problem liegt.
Du hast mit Firma XY einen Arbeitsvertrag/Zeitarbeit(Probezeit)/etc. für einen Lohn X.
Die Firma XY hat einen Werkvertrag/Akkordlohn mit Firma Z mit Stückzahl/Zeit.
Der Werkvetrag ist eigentlich nicht dein Problem sondern das Problem der Firma XY.
Du hast einen schlechten Arbeitsvertrag geschlossen.(Problem 2 mal outgesourced)
Schließt du selbst einen Werksvertrag(Akkordlohn), ist es auch dein Problem(Verhandlungssache).
Aufklärung ist hier das A und O.
Du hast dich schlecht verkauft.
Weißt du das, dann bist du diesen Abzockfirmen zu teuer/intelligent und es kommt kein Vertrag zu stande.
karl, Donnerstag, 23.Februar 2012, 19:43 Uhr
7. werkvertrag
wann ist ein werkvertrag ein werkvertrag,und wann nicht .
wie kann ich dagegen angehen.
voraussetzungen
gruß karl
Jungle, Donnerstag, 16.Februar 2012, 18:12 Uhr
6. Endlich
passiert mal was und jetzt kann keiner mehr weg schaun. Schon allein das die Öffentlichkeit mal mitbekommt wie es da drin abläuft ist viel wert.
Werner Müller, Donnerstag, 16.Februar 2012, 17:20 Uhr
5. Werkverträge sind eine Schweinerei
Hallo,
ich bin immer gern bei Kaufland einkaufen gegangen. Bisher wusste ich nichts von diesen Machenschaften des Unternehmens. Aber jetzt werde ich nicht mehr bei Kaufland einkaufen gehen. Ich werde so eine Schweinerei nicht unterstützen. Erst wenn Kaufland eigenes Personal beschäftigt, könnte ich mir vorstellen wieder dort einzukaufen.
Anonym, Donnerstag, 16.Februar 2012, 16:30 Uhr
4. Kaufland Donnersdorf
Nun ich kenne auch Jemanden der in diesem Kauflandlager arbeitet.
Und nachdem was er mir so alles erzählt ist da noch lange nicht alles aufgedeckt!
Behandelt wird er da drinnen tatsächlich wie ein Gegenstand der funktionieren muss...
Völlig unregelmäßige Arbeitszeiten sind bei ihm an der Tagesordnung, mal kommt er einige Stunden früher nach Hause, dann wiedermal erst Nachts um halb 2!
Für 8,50 solche Arbeitszeiten, enormer Leistungsdruck und behandelt wie ein Stück Dreck und das MITTEN IN DEUTSCHLAND!!! Da würde ich persönlich lieber zum Amt gehen und ALG beantragen....