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Wenn die Chinesen kommen ... Erkundungen an der längsten Grenze der Welt

Moskau wähnt Gefahr im Osten: Hunderttausende Chinesen sind in den vergangenen 20 Jahren aus den bevölkerungsreichen Nordprovinzen Chinas ins benachbarte, menschenleere Sibirien geströmt. An Amur und Ussurij herrscht hochtouriges Hin und Her.

Von: Christine Hamel

Stand: 10.01.2013 | Archiv

Fischmarkt in Wladiwostok. | Bild: BR/Christine Hamel

Jahrzehntelang war die russische Ostgrenze genauso abgeriegelt wie die Westgrenze; in Sibirien stießen Maoisten und Sowjets aufeinander, tief zerstritten in ideologische Richtungskämpfe. 3645 Kilometer Grenze teilen sich Russland und China - es ist eine der längsten der Welt. Hier dürfte sich einer der wichtigsten Machtpoker der kommenden Jahrzehnte abspielen.

"Sie werden in kleinen Gruppen von fünf Millionen die Grenze überschreiten"

prophezeite vor einiger Zeit Russlands Nato-Botschafter Dmitrij Rogosin

"Sind die Chinesen noch Gäste oder schon Hausherren?"

Iswestija, russische Tageszeitung

Schließen sich Russland und China zu einem wirtschaftspolitischen Bündnis zusammen, an dem alle amerikanischen Hegemonialansprüche abprallen? Oder übernimmt Russland die Rolle eines letzten europäischen Bollwerks gegenüber einer autoritären asiatischen Großmacht? Gibt es künftig einen Aufsteiger China und einen Absteiger Russland? Oder wird Sibirien womöglich einfach chinesisch?

Der Amur oder Heilong Jiang fließt durch China und Russland und mündet im Pazifik. Er trennt hier die Städte Heihe und Blogoweschtschensk.

Am Amur findet nicht nur reger Handel statt, es bilden sich auch immer mehr gemischte Paare. Erfolgsorientierte Russen lernen Mandarin, denn China gibt in der Grenzregion den Ton an. Entsprechend groß ist das russische Misstrauen. In schwindelerregendem Tempo entstehen in Chinas nordöstlichen Provinzen hypermoderne Städte, unterfüttert mit dem Reichtum Sibiriens. In Russisch-Fernost stoßen zwei autoritäre Großreiche aufeinander, ein Spitzentreffen, das es lohnt, genauer unter die Lupe genommen zu werden.
Christine Hamel war im Rahmen eines Grenzgänger-Stipendiums der Robert Bosch Stiftung in Russlands fernem Osten unterwegs.

Literatur zum Thema

Deutsche Literatur

  • Seel, Ramona: Die Außenpolitik Chinas mit Russland im Zeitalter der neuen Weltordnung.
  • Unter besonderer Berücksichtigung der Russisch-Chinesischen strategischen Partnerschaft, Grin- Verlag, 2010.
  • Kolesinski, Nadia: China-Russland und zurück. Die Rolle der grenzüberschreitenden Migration in den chinesisch-russischen Beziehungen seit 1990.

Englische Literatur

  • Trenin, Dmitrij: Russia's China Problem, Moscow: Carnegie Center, 1999.
  • Hyer, Eric: Dreams and Nightmares: Chinese Trade and Immigration in the Russian Far East, in: The Journal of East Asian Affairs, Vol. 10, Summer/Fall 1996, No. 2.
  • Portyakov, V.: Russia and China: Consolidating the Strategic Partnership, in: Zhang Yunling (ed.), Making New Partnership: A Rising China and Its Neighbors, Beijing: Social Sciences Academic Press, 2008.
  • Inozemtsew, Wladislaw: The post-crisis world: Searching for a new framework. Reflections an 21st-century conflicts and alliances, in: Russia in Global affairs 2009, Nr.7.
  • Menon, Rajan: The limits of Chinese-Russian partnership, in: Survival, 51.2009, Nr.3.
  • Bhadrakumar, M. K.: Sino-Russian alliance comes of age. Geopolitics and energy politics, in: The Asia-Pacific Journal.
  • Schlapentotsch, Dmitrij: China, Russia, and the risk of explosion in Central Asia, in: Central Asia-Caucasus Analyst, 11.2009.
  • Flikke, Geier: Balancing acts: Russian-Chinese relations and developments in the SCO and CSTO, Oslo: Norwegian Institute of International Affairs 2009.
  • Blank, Stephan: Moscow's strategic triangle in a time of transition, in: The Journal of East Asian Affairs, 22.2008.

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