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"Mir ham's ins Bier an Rausch nei do" Eine satirische Vergärung des bayerischen Grundnahrungsmittels

Die Theorie, das Bier sei eine Erfindung der Bayern, ist ebenso unhaltbar wie Fredl Fesls Behauptung, die alten Ägypter hätten mit den "Bieramiden" die ersten großen Bierkeller errichtet ...

Stand: 04.08.2016

Seehofer trinkt Bier aus Maßkrug | Bild: picture-alliance/dpa

In Bayern erfunden?

Wer die erste Maß gezapft hat, darüber streiten Archäologen bis heute. Und alles deutet darauf hin, dass das "flüssige Brot" eine Zufallsentdeckung war. Wahrscheinlich ist irgendwann vor etwa zehntausend Jahren ein Teigfladen nass geworden und vergoren. Sei's drum.

"In Bayern trinken wir das Bier seit Jahrtausenden und zwar aus kultureller Verantwortung heraus."

Gerhard Polt

"Bier genießt in Bayern eine besondere Stellung. Es ist Grundnahrungsmittel, Kulturgut und Identifikationsobjekt"

Severin Groebner

Eine Maß für einen Pfennig

1516 erließ der bayrische Herzog Wilhelm IV. das „Deutsche Reinheitsgebot“. Die darin enthaltene Preisfestsetzung auf „ainen Pfenning“ pro Maß Bier hat heute leider keinen Bestand mehr, wohl aber die Bestimmung, dass Bier „allain Gersten, Hopffen un wasser“ enthalten darf. Es geht das Gerücht, der Sinn dieser Vorschrift habe darin bestanden, den beruhigenden Hopfen als Bierzutat festzulegen und so für ruhige Untertanen zu sorgen.

Treibstoff für die Stammtischpolitik

Der Schuss ging allerdings nach hinten los: Im Wirtshaus gewann das Bier eine sozialpolitische Dimension. Es wirkte eben nicht nur als Betäubungsmittel gegen den alltäglichen Wahnsinn, sondern auch als Treibstoff der Stammtischpolitik. Bierkeller wurden zum Ausgangspunkt radikaler Umwälzungen, der Nockherberg zur Hochburg des satirischen Politikerderbleckens und Bierdunst-geschwängerte Kneipen zu Kabarettbühnen.

Reinheitsgebot

Das erste Reinheitsgebot stammt übrigens nicht von den bayerischen Herzögen, sondern von den Babyloniern. Im 18. Jahrhundert vor Christus erließ König Hammurabi ein Gesetzeswerk, das sich unter anderem mit der Herstellung und dem Ausschenken von Bier beschäftigte und das mit drastischen Strafen drohte:

"Bierpanscher werden in ihren Fässern ertränkt oder so lange mit Bier vollgegossen, bis sie ersticken."

Aus dem Codex Hammurabi (1700 v. Chr.)

Seit Jahrhunderten sind Schriftsteller, Musiker und Maler dabei, den Zusammenhang zwischen alkoholischen Getränken und künstlerischer Inspiration zu erforschen – in Theorie und Praxis. Der Dichter Gottfried Benn zum Beispiel machte sich nicht nur Gedanken über neue lyrische Ausdrucksformen, sondern auch um die angemessene Ernährung des menschlichen Gehirns.

"Ein so kleines Organ von dieser Verletzlichkeit, das es fertigbrachte, die Pyramiden und die Gammastrahlen, die Löwen und die Eisberge nicht nur anzugehen, sondern sie zu erzeugen und zu denken, kann man nicht wie ein Vergissmeinnicht mit Grundwasser begießen."

Gottfried Benn

Philosophisches

Das Bier ist eine schier unerschöpfliche Inspirationsquelle für tiefe und bisweilen unkontrollierbar in die Irre schweifende Gedanken. Aber Rausch ist nicht gleich Rausch: Um die feinen Unterschiede ergründen zu können, bedarf es der geschulten Leber eines erfahrenen Philosophen. Der naturwissenschaftlich interessierte Denker Aristoteles zum Beispiel kam zu einem kuriosen Ergebnis:

"Bier besitzt die Eigentümlichkeit, den Menschen, der zu viel davon getrunken hat, nach rückwärts fallen zu lassen, während allzu reichlicher Weingenuss ein Niederstürzen nach allen Seiten verursacht."

Aristoteles


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