"Wegwerflieder und Königsjodler" In Memoriam Fredl Fesl
Fredl Fesl, der Großmeister des anarchisch-absurden bayerischen Liedguts, ist am vergangenen Dienstag verstorben. Bayern 2 würdigt diesen Pionier des bayerischen "Melankomikertums" ausführlich. Zu Fesls 70. Geburtstag im Jahr 2017 hatte unser Kollege Christoph Leibold den Fredl auf dessen Bauernhof besucht, zusammen mit Hans Well und dem Musikkabarettisten Josef Brustmann.
Zeitloser Humor
Wer zumindest einen Teil der letzten vier Jahrzehnte in Bayern verbracht und in dieser Zeit gelegentlich Radio gehört hat, der kennt bestimmt eine ganze Menge von Fredl Fesl, der unvergessen bleiben wird.
"Der Fredl Fesl ist wirklich zeitlos. Meine Kinder, kannten den Fredl Fesl nicht, aber als sie seine Lieder auf Youtube gehört haben, waren sie genauso fasziniert wie ich damals."
Hans Well
Valentinesk-absurde Anarchie
Seinen ersten Auftritt hatte Fesl Anfang der Siebzigerjahre auf der legendären Münchner Liederbühne "Song Parnass", wo er zunächst eigentlich nur als Zuschauer aufkreuzte und sich das Eintrittsgeld sparen wollte. Da er anfangs nur wenige eigene Werke in petto hatte, beschloss er, seine Auftritte mit langen Ansagen zu strecken und den Inhalt seiner Lieder wort- und abschweifungsreich zu erklären.
"Der Fredl hat diesen Schuss Anarchie mit dabei gehabt, das mich richtiggehend umgehauen hat. Das hat mein Leben auch mit verändert, weil ich mir gedacht hab, so was will ich auch machen!"
Hans Well
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Taxilied (Live)
Verlauf der Taxi-Strecke
Vorbild für viele Künstler
Die langen Liedansagen entwickelten sich schnell zu seinem Markenzeichen. Und Fredl Fesl, der das Gitarrenspiel erst während seiner Zeit bei der Bundeswehr erlernt und seinen Lebensunterhalt mehr schlecht als recht mit Kunstschmiedearbeiten verdient hatte, wurde mit seinem Humor zum Vorbild für viele komische Künstler in Bayern, für Willy Astor zum Beispiel, die Monaco Bagage und die Well-Brüder.
"Ohne Fesl hätte es uns womöglich nie gegeben."
Biermösl Blosn
Prägend und populär wie kaum ein anderer
Fredl Fesl trat schon seit Ende 2006 nicht mehr auf – seiner Parkinson-Erkrankung wegen, der er nach ihrem Ausbruch noch viele Konzerte abgetrotzt hat. So lange, bis es eben doch nicht mehr ging. Seine Krankheit hat er mit bewundernswertem Mut und großer, trotziger Lebensfreude ertragen. Die heutige Musik-Kabarett-Szene in Bayern verdankt Fredl Fesl sehr, sehr viel. Er wird in seinen Liedern immer wieder aufscheinen, solange es Menschen gibt, die Bayerisch verstehen – und den schlitzohrigen bayerischen Humor. Nicht zuletzt bei uns auf Bayern 2.
"Ohne Gaudi is ois nix."
Fredl Fesl