Matthias Egersdörfer Zwischen Grauen und Faszination
Matthias Egersdörfer fällt bisweilen durch cholerische Anfälle und brachiale Ausbrüche auf. Dabei hat der fränkische Kabarettist weit mehr zu bieten: als Erzähler absonderlicher Geschichten, als poetischer Essayist oder als tanzender Frontmann einer verwegenen Anti-Boygroup.
Cholerische Anfälle
Im Jahre 1969 erblickt Matthias Egersdörfer in Lauf an der Pegnitz das Licht einer offensichtlich dunklen und schlechten Welt. Und so umweht diesen Mann mit dem schütteren, in fettigen Strähnen über den Kopf gekämmten Haar noch heute eine gewisse Düsterkeit. Ziemlich finster blickt Matthias Egersdörfer drein, wenn er schlecht gelaunt und schleppend von den Widrigkeiten seines Alltags erzählt. Aber gerade, wenn man beginnt, sich von der mürrischen Lethargie des Mittelfranken anstecken zu lassen, reißt er einen aus dem Sitz. Matthias Egersdörfer kann laut werden. Sehr laut. Dann tobt er in cholerischen Anfällen über die Bühne und schreit seinen Missmut in die Welt hinaus.
Beeindruckende Bühnenpräsenz
Es ist eine sperrige, eine monströse Kunstfigur, die Egersdörfer vor zehn Jahren auf die Bretter gewuchtet hat. Ein wütender Misanthrop, der nicht jedermanns Vorstellung von Unterhaltung befriedigt, der sich nicht anbiedert und nicht verbiegt. Seine Bühnenpräsenz ist beeindruckend, aber beileibe nicht Egersdörfers einzige Qualität.
Wenn er lautstark über die Bühne wütet und seinen Vortrag in furiosen Crescendi in dramatische Höhen steigern, dann überhört mancher vielleicht die leisen Töne, die Musikalität seines Vortrags und die seltsam verschrobene, manchmal naiv und unbeholfen daherkommende Poesie seiner Geschichten.
Matthias Egersdörfer ist kompromisslos und mutig, irritierend und verstörend, experimentierfreudig und vielseitig – sei es als Solokabarettist, in seinem bitterbösen Volkstheater "Carmen oder die Würde des Menschen ist ein Scheißdreck!", als Sänger und Eintänzer der Anti-Boyroup "Fast zu Fürth", als Essayist, Darsteller des Wagnerschen "Tannhäuser" oder Duopartner von Martin Puntigam. Die Gratwanderung zwischen Grauen und Faszination gelingt ihm auch in seinem mittlerweile neunten Programm "Vom Ding her", in dem er in absurden Geschichten von seinem Herkommen berichtet.
"Matthias Egersdörfer zeigt das hässliche Resultat unserer Verhältnisse, den typisch Deutschen. Grundpampig, selbstgerecht, latent aggressiv, rassistisch und unverdrossen misogyn. Also gar nicht mal unsympathisch, solange wir uns nicht selbst darin erkennen. Dass sich aber der Zuschauer weder lustvoll identifiziert noch beleidigt abwendet, ist ein Balanceakt, den Matthias Egersdörfer meisterhaft beherrscht. Eine große Kunst."
Lisa Politt im Begleitheft der CD 'Vom Ding her'
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