Es ist 1964, Trevira und Dederon sind angesagt. Und Lilo will mit moderner Bademode aus neuen Kunstfasern groß rauskommen. Im Wirtschaftswunder heißt es nach vorne schauen, auch wenn der Weltkrieg noch keine 20 Jahre her ist. Jeder und jede hat eine Vorgeschichte - aber die soll lieber nicht erzählt werden. Seit einigen Jahren arbeitet die Zentralstelle zur Aufklärung nationalsozialistischer Verbrechen in Ludwigsburg, 1963 haben in Frankfurt die Auschwitz-Prozesse begonnen. Diese Zeit liefert das Material für Christine Koschmieders Roman „Frühjahrskollektion“. Und bei Lilo in der Umkleidekabine steht auf einmal eine Dame, die Lilo noch aus der deutschen Besatzung von Lodz kennt.

Christine Koschmieder spannt den Bogen von der NS-Textilindustrie bis zur Versandmode der 60er Jahre. „Lilo wendet Kenntnisse aus Kriegszeiten an – wie soviele Menschen damals. Es war mir wichtig, nicht nur auf die großen Namen zu gucken, sondern zu fragen: Was war denn eigentlich mit den ganzen Entnazifizierten?“, sagt Koschmieder im Gespräch mit Judith Heitkamp.

Gespräch mit der Autorin und Lesung mit Irina Wanka. Regie: Irene Schuck. „Frühjahrskollektion“ von Christine Koschmieder ist im Kanon Verlag erschienen, mit dessen freundlicher Genehmigung wir diese Lesung auch im Bayern 2 Podcast „Buchgefühl - reden und lesen“ in der ARD-Audiothek anbieten können. Moderation: Judith Heitkamp.