Liebe in Briefen Die Staatsaffäre Ludwig I. und Lola Montez
Selten waren Liebesaffäre und Staatsräson so ineinander verschränkt wie im Königreich Bayern, anno 1848: Ludwig I. tritt zurück - wegen einer „falschen Andalusierin“, die dadurch zum Star avanciert. Zwei Jahre zuvor war die schwarzhaarige, eigentlich irische Tänzerin, die sich Lola Montez nannte, die Stufen zum Audienzzimmer der Münchner Residenz hinaufgestiegen. Die „Liaison dangereuse“ begann, beobachtet u.a. vom königlichen Baumeister Leo von Klenze. Aus seinen Erinnerungen sowie aus der Korrespondenz Ludwigs mit Lola haben Jürgen Kolbe und Wolfgang Till eine fesselnde Collage erstellt.
"Lola Montes, Künstlerin/Tänzerin, von Sevilla in Spanien, 24 Jahre, katholisch, Zweck des Aufenthalts: Gastvorstellung. Ohne Pass."
(Eintrag von Lola Montez ins Fremdenregister, 1846)
So trug sich die gebürtige Irin Eliza Gilbert ins polizeiliche Fremdenregister von München ein. Es war der 5. Oktober 1846. Heutigen Popstars ähnlich logierte die gar nicht spanische Tänzerin im Hotel Bayerischer Hof. Nur drei Tage später hatte sie eine Audienz bei König Ludwig I. arrangieren können.
Lola Montez, Tänzerin und Geliebte von König Ludwig I.. Zeitgenössisches Porträt vom Hofmaler Josef Karl Stieler
"Bei meiner ersten Audienz sagte ich dem König, ich sei besonders hierher gekommen, um seine Kunstschöpfungen zu sehen, was natürlich geheuchelt war. Der König antwortete aber geschmeichelt: Ja, es ist wahr, ich liebe die Künste. Aber mehr noch liebe ich die schönen Frauen. Diesbezüglich haben Sie, Verehrteste, meine Affektion bereits erworben. Ich bin entzückt darüber, dass Sie nach München gekommen sind! Aber ich kann Ihnen den Ratschlag nicht ersparen, sich besser gegen den Einfluss des hiesigen Klimas zu schützen, weshalb ich mich jetzt überzeugen will, ob Sie warm genug angezogen sind."
(Aus den Memoiren von Lola Montez)
Meisterin der Selbstvermarktung
Unter den geschockten Augen seiner Minister begann eine zweijährige Affäre zwischen dem fromm katholischen König - "das 60-jährige Bürschen ist wieder etwas verliebt", schrieb er - und der 25-jährigen skandalfreudigen "Lolitta", deren Fandango-Auftritte von der Münchner Presse verrissen und zügig eingestellt wurden. Schon bald mischte sich die frisch in den Adelsstand erhobene Favoritin des Königs, die Zigarre rauchend, mit Riesendogge und Peitsche durch München flanierte, in politische Entscheidungen ein. Nicht nur in Regierungskreisen, auch in der Bevölkerung war die auf großem Fuß lebende "Gräfin von Landsfeld" verhasst. Im Februar 1848 musste sie vor einem gegen sie randalierenden Mob aus der Stadt fliehen. Einen Monat später, am 20. März, dankte der König zugunsten seines ältesten Sohnes Maximilian ab. Die geflohene Geliebte hingegen setzte ihre meisterliche Selbstvermarktung fort: Sie tourte ab 1952 durch ganz Amerika und Australien mit der Revue "Lola Montez in Bavaria", hielt viele Vorträge, schrieb Schönheitsratgeber und engagierte sich für "gefallene Mädchen".
"Wiederhohlt und wiederhohlt habe ich gesagt, daß ein Teufel und Engel in ihr."
(Tagebucheintrag Ludwigs I. zum Tod von Lola Montez am 17. Januar 1861)
Femme Fatale oder feministische Vorreiterin?
Anlässlich des 200. Geburtstags der schönen Eliza Gilbert, der sich am 17. Februar jährt, hat Marita Krauss eine Biografie verfasst, die mithilfe neuer historischer Quellen versucht, dem Rätsel Lola Montez nachzuspüren: "Ich habe dem starken Geschlecht überall den Fehdehandschuh hingeworfen - Das Leben der Lola Montez" (C.H.Beck Verlag). War "Lolitta" eine herzlose Hochstaplerin, eine der großen Kurtisanen der Weltgeschichte oder eine Vorreiterin der Frauenbewegung? Eliza Gilbert lässt bis heute kein Schubladendenken zu.
Die inszenierte Lesung zu der bajuwarischen Staatsaffäre, die Lola Montez zum Star am New Yorker Broadway aufsteigen ließ, zitiert Lola Montez, Ludwig I. sowie seinen berühmten Hofarchitekten Leo von Klenze.
"Eine Krone für einen Seitensprung"
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