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Jens Wawrczeck liest Mary Shelley: Frankenstein

In der Urfassung des berühmten Horrorromans ist das Monster nicht böse an sich - erst die Zurückweisung durch seinen Schöpfer macht es zum Mörder. Jens Wawrczeck liest Mary Shelleys Klassiker.

Stand: 05.07.2023 15:41 Uhr | Archiv

Mary Shelley: Frankenstein | Bild: BR

"Es war bereits ein Uhr morgens. Trostlos prasselte der Regen gegen die Fensterscheiben und meine Kerze war beinahe heruntergebrannt, als ich im Schimmer des gerade erlöschenden Lichts sah, wie sich das trübe gelbe Auge der Kreatur öffnete. Sie atmete schwer und ihre Glieder wurden von krampfartigen Zuckungen geschüttelt."

(Mary Shelley)

In einem Labor der Universität Ingolstadt erweckt der ehrgeizige Wissenschaftler Viktor Frankenstein ein selbsterschaffenes Monster zum Leben. Ein großes, kluges und schreckliches Wesen, das seinem Schöpfer durchaus ergeben ist – zunächst. Doch Frankenstein flieht vor seiner Verantwortung. Die abgewiesene Kreatur schwört Rache …  Mary Shelleys Roman wurde vielfach vereinnahmt und auch von ihr selbst verändert. Die Urfassung des Textes (Übersetzung: Alexander Pechmann) zeigt, dass es ihr anfangs besonders um die Erfahrung totaler Ablehnung und um Viktors Versagen ging. Erst später wurde der Roman überwiegend als Kritik an der gottlosen Hybris des Wissenschaftlers Frankenstein gedeutet.

Die Autorin war erst 18 Jahre alt und gerade mit ihrem Liebhaber Percy Shelley aus England durchgebrannt, als sie den Schauerroman schrieb, der zum Klassiker werden sollte. Er entstand bei einem verregneten Aufenthalt am Genfer See 1816, an dem auch Lord Byron teilnahm und bei dem um die beste Schauergeschichte gewetteifert wurde. Bis heute ein faszinierender Gruselspaß …  "Frankenstein" wird gelesen von dem bekannten Hörbuchsprecher Jens Wawrczek, der selbst ein großer Fan des Romans ist. Berühmt wurde er als Peter Shaw in den "Drei ???"-Hörspielen. Für seine Sprechkunst wurde er vielfach ausgezeichnet. Er arbeitet auch als Schauspieler, Sänger und Synchronregisseur. Regie: Irene Schuck. Redaktion: Judith Heitkamp.


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