Stefan Wilkening liest: Oliver Schlaudt: Zugemüllt. Eine müllphilosophische Deutschlandreise
Wie kann es sein, dass wir so reinlich leben wie nie zuvor und zugleich beispiellose Produzenten von Müll sind? Das fragt Oliver Schlaudt in „Zugemüllt“. Gespräch mit dem Philosophen, Lesung mit dem Schauspieler Stefan Wilkening.
"Keine Zeit vor uns war so sauber, ja, so besessen von Sauberkeit, wie wir es sind. Die Dinge glänzen und duften, sind glatt und rein, wollen klar und eindeutig sein. Zugleich gilt: Keine Zeit vor uns war so dreckig. Dies ist die paradoxe Verfassung der Gegenwart."
(Aus: „Zugemüllt“ von Oliver Schlaudt)
Dieses Paradox unserer Gegenwart wollte der Philosoph Oliver Schlaudt verstehen – und merkte zugleich, dass er das nicht am Schreibtisch erledigen konnte. Er musste den Müll, den wir gesellschaftlich verdrängen, privat aus unseren Wohnungen verbannen, sehen, riechen, berühren. Insofern ist dieses Sachbuch alles andere als eine trockene Auseinandersetzung mit einem der drängenden Probleme unserer Zeit. Es ist ein Reisebericht hin zu den großen Müllorten in Deutschland. Es geht nach Bitterfeld, ins Ruhrgebiet, in einer Tierkadaver-Verwertungsfabrik. Und überall drängt sich die Frage auf, wie unsere Sauberkeit mit diesen Müllbergen zusammenhängt.
Eine Vermutung hat Oliver Schlaudt im Gespräch mit dem Bayern 2-Podcast Buchgefühl geäußert: „Der Müll ist ein Skandal, den wir nicht wahrhaben, nicht sehen wollen. Und der Verdacht stellt sich, dass wir durch das Ideal der Sauberkeit, durch die Sauberkeit, die wir in unserer unmittelbaren Umgebung pflegen, den Müll übersehen können.“ Eine gesamtgesellschaftliche Verdrängungsleistung also?
Der Schauspieler Stefan Wilkening liest in der Regie von Irene Schuck aus „Zugemüllt“. Das Buch ist im C.H. Beck Verlag erschienen. Und dank der freundlichen Genehmigung des Verlags sind Lesung und Gespräch zu finden im „Bayern 2 Podcast Buchgefühl – reden und lesen“. Moderation: Marie Schoeß.