Der Sieger beim Festival junger Literatur Wortspiele 2025
Weltraum-Enthusiasten aus dem Libanon, Familien-Suche in Riga, Großstadt-Auszeit in den Bergen: Drei Tage lang ist München Bühne für die junge deutschsprachige Literatur. Der Siegertext beim Bayern 2-Wortspiele-Preis. Und die Preisträgerin, der Preisträger im Gespräch.

"Lina und ich liebten diese Geschichte. Obwohl wir darin kaum vorkamen, standen wir im Mittelpunkt. Am liebsten hörten wir sie, wenn wir den Zeitpunkt bestimmen durften. Meist war das um den Jahrestag der Ereignisse herum, und wir freuten uns Tage im Voraus darauf, bis wir es nicht mehr aushielten. Dann rannte Lina los und zog die Erwachsenen aus allen Richtungen herbei, während ich die Sofakissen so auf dem Boden drapierte, dass wir einen Kreis bilden konnten. „Ist die Rakete echt so weit geflogen?"
(Pierre Jarawan, Frau im Mond, zu Gast am dritten Wortspiele-Abend)
Der Großvater ist gefragt. Er soll erzählen von dieser und den anderen Raketen, die er konstruiert hat. Maroun El-Shami, seit vielen Jahren im kanadischen Montréal zu Hause, war in den 1960er Jahren Mitglied eines Forscherteams an einer Universität in Beirut. Die Wissenschaftler arbeiteten für ein Weltraum-Programm ihres Lands. Und waren erfolgreich: Am 4. August 1966 startete die achte Rakete, die „Cedar 8“, und erreichte den Weltraum. In seinem neuen Roman „Frau im Mond“ rekonstruiert der Münchner Schriftsteller Pierre Jarawan diese vergessene Geschichte und erzählt ebenso von der bedrückenden Gegenwart im Libanon. Das Buch erscheint Anfang April (Berlin-Verlag), bei den Wortspielen 2025 gibt es eine kleine Vorab-Premiere. Man könnte auch sagen: Der Countdown läuft.
Das internationale Festival junger Literatur ist längst eine Institution. Seit 2001 finden die Wortspiele in München statt, jedes Jahr im März, vor der Leipziger Buchmesse. An drei Abenden stellen junge Autorinnen und Autoren im Muffatwerk ihre neuen Romane in Lesung und Gespräch vor. Eine große Vielfalt der Themen, Handschriften und Perspektiven bestimmte auch die nunmehr 25. Ausgabe der Wortspiele. Ricarda Messner erzählt in ihrem Roman „Wo der Name wohnt“ (Suhrkamp) von einer Familiengeschichte, die nach Riga und zurück zur Zeit der deutschen Besetzung Lettlands führt, Katharina Köller aus Wien folgt in „Wild wuchern“ (Penguin) einer jungen Frau, die auf einer Alm in den Bergen eine Auszeit vom Großstadtleben sucht. Insgesamt 18 Autorinnen und Autoren sind bei den Wortspielen 2025 zu Gast. Sie folgen der Einladung von Kurator Johan de Blank.
Der Bayern 2-Podcast „Buchgefühl – Gespräch und Lesung“ blickt zurück auf die diesjährige Festival-Ausgabe. Vorgestellt wird zudem der Gewinnertext um den diesjährigen Bayern 2-Wortspiele-Preis, dazu ein Interview mit der Gewinnerin oder dem Gewinner. Bayern 2 präsentiert das Festival und vergibt die Auszeichnung zum Abschluss. Sie geht an eine Autorin oder einen Autoren, die beim Festival gelesen haben. Der Bayern 2-Wortspiele-Preis ist mit 2000 Euro dotiert und verbunden mit einem einmonatigen Aufenthalt am Goethe-Institut in Peking. Zu den Gewinnerinnen und Gewinnern des Preises gehören unter anderem Dana von Suffrin, Antonia Baum, Jovana Reisinger, Matthias Nawrat und Daniela Dröscher. Der Bayern 2-Podcast „Buchgefühl – Gespräch und Lesung“ ist zu finden in der ARD-Audiothek. Redaktion und Moderation: Niels Beintker