Kommentar Piloten-Streik bei Lufthansa: Ohne Schlichtung geht's nicht mehr
Im Streit zwischen Lufthansa und der Pilotengewerkschaft Cockpit muss so schnell wie möglich ein Unparteiischer vermitteln, sonst nimmt die Fluggesellschaft Schaden. Ein radioWelt-Kommentar von Birgit Harprath.
Was tun, wenn zwei sich so überhaupt nicht mehr verstehen? Eine Scheidung – die aber kommt bei der Lufthansa wohl nicht in Frage.
Die Fluglinie kann die gut organisierten und streikfreudigen Piloten ja nicht einfach vor die Cockpit Tür schicken und durch andere ersetzen. Das weiß die Gewerkschaft und kann dementsprechend auftreten.
Aber das ist ein riskantes Spiel. Denn am Ende könnten die Piloten das erleben, was sie sich beruflich nicht wünschen: den Absturz. Und dann ist mehr weg als nur ein Konzerntarifvertrag, der - sagen wir einmal ohne eine Neiddebatte zu fördern - gut ausgestattet ist.
Mit Lufthansa fliegen - keine Selbstverständlichkeit mehr
Passagiere fragen sich ja jetzt schon, warum sie sich in Flugzeugen mit dem blauen Kranich auf der Heckflosse einen Sitz buchen sollen. Der kostet mehr als woanders und ein Flug ist durch die Streiks zur Zeit alles andere als gesichert. Auf Dauer kann das auch eine renommierte Fluggesellschaft nicht wegstecken.
Eine "Mediation" - besser als eine "Schlichtung"
Was also tun? Dass, was man zweien rät, die nicht zusammenkommen: einen Unparteiischen hinzuziehen oder im Fall der Lufthansa besser zwei. Jede Seite kann einen Mann oder eine Frau ihres Vertrauens benennen. Als Mediation könnte Cockpit das verkaufen, wenn die Gewerkschaft schon das Wort Schlichtung nicht gern in den Mund nimmt. Die hat Lufthansa mehrmals vorgeschlagen zu Recht.
Ohne die ist der Streit nicht mehr zu lösen. Weder Cockpit noch das Management haben in letzter Zeit bewiesen, dass sie den Konflikt noch in der Hand haben.
Die Gewerkschaft fürchtet die neue Billiglinie - die Lufthansa will genau die durchsetzen. Das ist eine unternehmerische Entscheidung – darauf pocht die Lufthansa. Mag ja stimmen, aber dann muss sie wirklich auch alle jetzt schon Beschäftigten in diesem Prozess mitnehmen. Anders geht der Umbau schief oder wird immer wieder für Streit und Streiks sorgen.
Und die Piloten müssen erkennen, dass sie als Könige der Lüfte über Jahre hinweg von der Airline komfortabel ausgestattet wurden.
Doch die Airline ist in diesen Lüften schon lange nicht mehr allein unterwegs. Die Konkurrenz fliegt billiger. Das müssen auch die Piloten akzeptieren. Verzicht – dafür Arbeitsplätze bei der Konzernmarke erhalten - so kann ein Umbau funktionieren. Wobei Verzicht nicht bedeutet, Personalkosten radikal nach unten zu fahren. Für Sicherheit – und damit punktet die Lufthansa noch - sind Kunden durchaus bereit, etwas mehr beim Ticketkauf zu zahlen. Aber eben nur etwas mehr.
Einen Unparteiischen suchen - noch heute!
All diese Argumente könnte ein Unparteiischer wieder in die Diskussion einbringen. Mit der Suche nach einem geeigneten Kandidaten oder einer Kandidatin für die Aufgabe müssen beide Seiten gleich heute noch beginnen – schon im Interesse derer, für die sie fliegen: die Passagiere.